Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Berggebiete und Klimawandel Seilbahnverband empfiehlt Destinationen baldiges Handeln

Die Tourismusbranche will sich den klimatischen Gegebenheiten bis 2050 anpassen. Skigebiete in tieferen Lagen müssen Alternativen zum Skisport suchen.

Dass der Klimawandel die Berggebiete vor zahlreiche Herausforderungen stellen wird, ist nicht neu. Jetzt gibt es aber erstmals wissenschaftliche Daten, die den Destinationen schwarz auf weiss bis 2050 aufzeigen sollen, mit wie viel Schnee noch zu rechnen ist.

Diese Daten mit dem klingenden Namen «Kompass Schnee» wurden von Schweiz Tourismus in Zusammenarbeit mit den Seilbahnen Schweiz (SBS), MeteoSchweiz und der RTA («Region Tourism Alliance») entwickelt. Mit diesem Instrument sollen die Auswirkungen des Klimawandels bewertet und die notwendigen strategischen Anpassungen geplant werden, so das Versprechen.

Gebiete müssen umsatteln

Die eine Strategie für jedes Berggebiet gibt es nicht, wie Berno Stoffel, Direktor der Seilbahnen Schweiz, gegenüber SRF erklärt. «Es gibt eine ganze Palette von Strategien für die Sicherung des Wintertourismus in der Zukunft.»

Bald kommen viele Bergbahnen im normalen Lebenszyklus an ihr Ende. Dann stellt sich die Frage: Lohnt sich eine Erneuerung überhaupt? Stoffel rechnet diesbezüglich mit einem schweizweiten Investitionsvolumen von schätzungsweise 350 Millionen Franken – pro Jahr. Daneben schlagen noch die Kosten für die Beschneiungsanlagen zu Buche. Diese betragen jährlich gut 60 Millionen Franken zusätzlich, sagt Stoffel.

Konkret bestätigen die errechneten Schneemengen bis 2050, was viele Destinationen jetzt schon wissen: Gerade Berggebiete in tieferen und mittleren Lagen müssen neben dem Wintersport auf andere, vom Schnee weniger abhängige Angebote setzen, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Der Kompass Schnee hebt in dieser Hinsicht drei Anpassungsstrategien hervor: weiter mit Schneesport, Leben mit unsicheren Schneeverhältnissen und die Nutzung der übrigen Saisons als Kompensation.

Investitionen auch noch in tieferen Lagen

Ein Beispiel: Atzmännig. Das Gebiet vor den Toren Zürichs musste sich mit einer Höhe von 824 Metern über Meer von Schneesicherheit im Winter schon längst verabschieden. Deshalb sattelte es bereits vor Jahren auf alternative Angebote sowie einen Ganzjahresbetrieb um. Wie das Image-Video aus dem letzten Jahr zeigt, wird immer noch fleissig investiert.

Seilbahnen Schweiz hebt das auf Familien spezialisierte Gebiet darum als gutes Beispiel für Destinationen in tiefen Lagen hervor, das sich auf drohende höhere Durchschnittstemperaturen einstellen muss.

Doch auch das gepriesene Panorama-Schlitteln kommt nicht ohne Schnee aus. Der Kompass Schnee errechnet bis 2050, dass, auch wenn die globale Erwärmung nur 1 Grad Celsius voranschreitet, im Winter keine 30-Zentimeter-Schneedecken mehr erreicht werden.

Skifahrer auf schneebedecktem Hang in grasiger Landschaft.
Legende: Solche Schneebedingungen drohen im Dezember und im März bis 2050 Standard zu werden. Keystone/PETER KLAUNZER

Eine Faustregel besagt, dass eine natürliche Schneedecke (ohne technische Beschneiung) von dieser Dicke während 100 Tagen gegeben sein muss, um die Pisten in einem Skigebiet maschinell präparieren und die Saison kommerziell rentabel betreiben zu können.

Genügend Schnee für Skisport erst ab 1100 Metern

In der Region der St. Galler und Appenzeller Alpen ist dies erst ab einer Höhe von mindestens 1100 Metern über Meer gegeben, aber auch da nur, wenn die Erwärmung weniger als 3 Grad Celsius beträgt. Eine Erwärmung von 1 Grad geht dabei noch von einer Wintersaison von 49 Tagen aus. Dies wäre 28 Tage früher und 19 Tage später als das Referenzszenario von 2005.

Bei einer Erwärmung von 2 Grad Celsius könnte man 2050 auf dieser Höhe noch 24 Tage Ski fahren.

Diskutieren Sie mit:

Regionaljournal Bern, 10.11.2025, 17:30 Uhr;brus

Meistgelesene Artikel