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Bye-bye Meteo-Mann Felix Blumer: «Die perfekte Wetterprognose wird es nie geben»

Seine Stimme ist eng mit dem Wetter verbunden: Seit über 20 Jahren wettert Felix Blumer für SRF Meteo – erklärt Wetterphänomene und schätzt Entwicklungen ein. Heute tat er dies zum letzten Mal – er wird pensioniert. Eine lange Zeit, in der sich auch die Prognosen verändert haben, weiss Blumer.

Felix Blumer

Meteorologe, SRF

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Felix Blumer ist seit 1994 Meteorologe und arbeitet seit 2004 bei SRF Meteo.

SRF News: Wie hat sich die Wetter-Prognose in Ihrer Zeit entwickelt?

Felix Blumer: Sie wurde genauer, vor allem durch immer mehr Wettermodelle. Das hat unsere Arbeit nicht nur einfacher gemacht. Irgendwann hatten wir zehn oder elf Wettermodelle und damit sozusagen zehn oder elf Möglichkeiten, wie morgen das Wetter werden könnte. Das einzelne Modell verbesserte sich aber durch grössere Datengrundlage.

Wie haben sich die Erwartungen des Publikums an die Wetterprognose verändert?

Die Erwartungen sind extrem gestiegen, und zwar auch durch Apps. Diese zeigen 16-Tage-Prognosen, die wenig mit der Realität zu tun haben. Unsere Kernaussage: Nach Tag sieben ist die Prognose nicht mehr verlässlich, auch wenn viele Apps längere Vorhersagen bieten.

Was war die konkrete Entwicklung bei Satelliten?

Zwei Phänomene brachten die Prognose voran: Wir haben mehr und bessere Satelliten. Diese sind nun in der Lage, das Wetter in verschiedenen Spektralbereichen, also in verschiedenen Wellenlängen, zu erfassen. Damit wird Feuchtigkeit und Temperatur erfasst. Zudem haben die Computer heute eine viel grössere Rechenleistung.

Reicht die jetzige Rechenleistung aus?

Für den Moment ist sie ausreichend. Für höher aufgelöste Modelle braucht es dann mehr Rechenleistung. Einfach gesagt: Man hat eigentlich nie genug Rechenleistung. Doch irgendwann ist man am Ende, wenn am Boden die Physik (zum Beispiel Wärmeabstrahlung und Bodenfeuchte) nicht genau erfasst ist. Der staatliche Wetterdienst hat eben eine Initiative zur besseren Erfassung der Bodenfeuchte gestartet.

Nebel- und Gewitterprognosen sind noch sehr fehleranfällig.

Was hat sich bei der Messung am Boden in der Schweiz getan?

In den letzten 20 Jahren waren wir sehr computerlastig. Wo das Relief eine Rolle spielt, sind wir nach wie vor ungenau. Bei Nebelprognosen zeigen viele Modelle unterschiedliche Nebelverteilungen, die Realität ist oft anders. Es wäre nötig, am Boden im Meterbereich Ströme und Feuchtetransporte zu erfassen. Das fehlt. Daher sind Nebel- und Gewitterprognosen noch sehr fehleranfällig.

Wann gibt es die perfekte Wettervorhersage – mit KI?

Eine perfekte Wetterprognose wird es nie geben; es ist immer ein vereinfachtes Modell der komplexen Natur. KI muss programmiert sein. Wettermodelle nutzen seit 30 Jahren selbstlernende Ansätze. Verbesserungen sind bei homogenen Daten (zum Beispiel Druckverhältnisse) möglich. Bei Nebel oder Gewittern stösst KI aber bald an ihre Grenzen.

Mit dem Klimawandel gibt es mehr Starkwetterereignisse. Hat das Ihre Arbeit verändert?

Starkwetterereignisse sind heute viel mehr in der Öffentlichkeit und nehmen tatsächlich zu. Entsprechend versucht man, sich besser vorzubereiten, mit mehr Wetterwarnungen. Man muss aber aufpassen, dass es nicht zu viele Warnungen werden, da das Publikum sie sonst nicht mehr ernst nimmt.

Was nehmen Sie nach 20 Jahren Arbeit mit? Was bedeutet das Wetter für die Menschen?

Jeder ist täglich mit dem Wetter konfrontiert. Unsere Zuschauerzahlen sind höher als die der Tagesschau, weil mehr Menschen direkt vom Wetter betroffen sind. Wir haben viel mehr Kontakt zum Publikum, da wir Teil ihres Tageslebens sind – vom Aufstehen bis zum Abendessen – und sagen, wie man sich im besten Fall optimal verhält.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

SRF 4 News, 31.10.2025, 16:17 Uhr ; 

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