So viele Bio-Lebensmittel, wie man braucht – für einen fixen Monats- oder Jahrespreis: Was nach Handy-Abo oder Streamingdienst klingt, ist auf dem Hof von Markus Bucher, dem Farngut in Grossaffoltern, Realität.
Der 52-jährige Landwirt hat ein Modell eingeführt, das in der Schweiz eine absolute Ausnahmeerscheinung ist: eine Flatrate für Bio-Lebensmittel – also nicht nur für Bio-Gemüse.
Was hat den unkonventionellen Bauern aus dem Berner Seeland dazu motiviert? Über zwanzig Jahre lang belieferte er zuvor die grossen Lebensmittelhändler mit Bio-Gemüse. In der Massenproduktion sah er aber keinen Sinn mehr.
Nach einem Versuch mit Bio-Gemüseabos setzt er jetzt ganz auf die Bio-Lebensmittel-Flatrate.
Dies im Einklang mit der Natur: Er produziert in Mischkulturen. Bäume, Gemüsebeete, Steinhügel, Wassertümpel bilden auf den Feldern ein nachhaltiges Ökosystem. «Gesunder Boden ist die Basis von allem», erklärt Bucher.
Hof als offener Marktstand
Heute funktioniert sein Hof wie eine Art offener Marktstand, zumindest an den Abholtagen. Wer mit an Bord ist, zahlt eine Pauschale und darf sich bedienen – ohne Mengenbegrenzung. Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, sogar selbst gemachte Teigwaren und selbst gepresste Öle. Ein Drittel der Kundinnen und Kunden holen ihre Produkte direkt auf dem Hof ab, zwei Drittel lassen nach Hause liefern.
Rund 80 bis 90 Prozent des täglichen Bedarfs lassen sich mit der Lebensmittel-Flatrate decken. «Es kommt natürlich auf die Ansprüche an. Chips oder Genussmittel bieten wir nicht an», sagt Markus Bucher.
Teuer – auf den ersten Blick
Die Produkte haben ihren Preis. 3700 Franken zahlt eine Einzelperson pro Jahr für das Standard-Abo ohne tierische Produkte. Mit Eiern, Joghurt und Rindfleisch sind es 4400 Franken. Für eine Familie mit zwei Kindern kostet die Lebensmittel-Flatrate 8600 Franken respektive 10'400 Franken.
Manche Leute machten bei diesen Beträgen grosse Augen: «Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viel Geld sie pro Jahr für ihre Lebensmittel ausgeben», sagt Bucher. Wenn man genau hinschaue, sei der Preis sogar eher tief. «Die Kundschaft kann sich frei bedienen, muss nirgendwo anstehen, kann so viele Produkte einpacken, wie sie will – was gibt es Angenehmeres?», so Bucher.
Damit das Modell funktioniert, braucht er aber mehr Leute, die eine Lebensmittel-Flatrate beziehen. Bislang sind es 130. «Derzeit sind wir defizitär. Ab 220 Abonnenten beginnt die Sache zu ‹drehen›», so der Bauer.
Eine der Flatrate-Kundinnen ist Liliane Anselmetti: «Mir tun die Produkte auch mental gut, weil ich weiss, wo sie herkommen, wie sie wachsen. Das gibt ein ganz anderes Gefühl, wenn ich sie auf dem Teller habe.»
Bleibt Flatrate-Modell Nischenprodukt?
Ob die Bio-Flatrate Schule macht, ist offen. Fachleute sehen zwar Chancen für mehr Nachhaltigkeit – aber auch Risiken: «Es braucht bei solchen Projekten zu Beginn einen langen Schnauf, bis sie rentieren», so Bettina Scharrer von der Uni Bern, die an nachhaltigen Ernährungssystemen forscht.
Ist das Modell die Zukunft der Landwirtschaft? Wohl eher ein Nischenprodukt. «Die meisten Leute in unserer Welt sind gestresst, gehen rasch auf dem Heimweg in den Grossverteiler», so Scharrer.
Ein Problem: «Viele Leute machen den Link von den Lebensmitteln zu ihrer Gesundheit nicht.» Da müsste man schon in der Schule ansetzen, um dies zu ändern und junge Menschen für gesunde Ernährung zu sensibilisieren.