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Schweiz Giuliano Bignasca ist tot

Giuliano Bignasca ist gestorben. Der Tessiner Bauunternehmer, Verleger und Politiker wurde 67 Jahre alt. Bignasca war das Enfant terrible in der Schweizer Politlandschaft.

Giuliano Bignasca ist gestorben. Bignasca habe nach einer Parteisitzung über Unwohlsein geklagt. Er sei darauf ins Spital gegangen. Nach einer Untersuchung sei der Politiker wieder entlassen worden. In der Nacht habe sich sein Zustand jedoch erneut verschlechtert, schreibt das Tessiner Fernsehen und Radio (RSI) auf seiner Website. Am Morgen sei er dann tot zu Hause aufgefunden worden.

Der Tessiner Staatsrat Norman Gobbi bestätigte am Donnerstag den Tod des Politikers. Vermutlich habe Bignasca einen Herzstillstand erlitten. Allerdings würden derzeit noch Untersuchungen zur genauen Todesursache durchgeführt, erklärte Gobbi.

«Niemand hat damit gerechnet»

«Bignascas Tod kam überraschend. Die Menschen sind konsterniert, weil er bis gestern quicklebendig war», erklärt Gerhard Lob. Er ist SRF-Korrespondent im Tessin. Niemand habe damit gerechnet. Allerdings: «Natürlich wird der Eine oder Andere nicht unglücklich darüber sein, weil Bignasca eine sehr umstrittene politische Figur war.»

Auf die Frage, was die Politik mit Bignasca verliere, meint der Korrespondent: «Bignasca ist die prägende Figur der Lega dei Ticinesi, dieser rechtspopulistischen Volksbewegung.» Er sei seit der Gründung der Partei ihr unumstrittener Führer gewesen. Er habe die Lega auch finanziell getragen.

«Die Lega steht vor grossen Problemen»

«Die Bedeutung von Bignascas Tod wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist es ein gewaltiger Einschnitt für die Partei.» Neben dem umstrittenen Politiker sei innerhalb der Bewegung keine Person vorhanden, die ihm das Wasser reichen könne. «Es wird schwierig werden, einen Ersatz für Bignasca zu finden. «Die Lega dei Ticinesi steht vor grossen Problemen.»

Paolo Beltraminelli, Präsident der Tessiner Regierung, reagierte auf den Tod Bignascas via Twitter:

Auch der Tessiner Nationalrat Pierre Rusconi verabschiedet sich von seinem langjährigen Freund.

Der streitlustige Politiker war eine schillernde Persönlichkeit, die auch ausserhalb der Tessiner Grenzen grosse Popularität genoss. Mit viel Herzblut setzte er sich für seine politischen Interessen ein.

Audio
Tessin-Korrespondent Gerhard Lob zum Tod von Giuliano Bignasca.
aus SRF 4 News aktuell vom 07.03.2013.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 53 Sekunden.

Der Tessiner Politiker hatte ein bewegtes Leben. Ursprünglich politisierte er bei der FDP. 1991 gründete er die Protestpartei Lega dei Ticinesi. Die Boulevardpresse bezeichnet Bignasca als selbsternannten Präsidenten der Lega dei Ticinesi auf Lebzeiten.

Kokain und dubiose Geschäfte

Obwohl «Il nano» (der Zwerg), wie Bignasca wegen seiner Statur genannt wurde, mehrfach durch Kokainkonsum, Beschimpfungen und dubiose Geschäfte in die öffentliche Aufmerksamkeit geriet, wurde die Lega zur zweitstärksten Partei des Tessins. Bignasca war auch im Nationalrat. Seit 2002 war er Regierungsmitglied der Stadt Lugano.

Der Verstorbene war auch in den Medien von einer besonderen Präsenz. In zahlreichen Interviews und Medienauftritten bestach der Tessiner vor allem durch eines: seine unbestreitbare Authentizität.

Bignascas plötzlicher Tod hat ihn aus dem laufenden Wahlkampf herausgerissen. Sein Ziel war es, drei von sieben Sitzen in der Exekutive zu ergattern. Zudem wollt er mit Marco Borradori erstmals einen Lega-Politiker zum Stadtpräsidenten zu machen

Umstritten und beliebt zugleich

Seine Kampagnen waren nicht unumstritten. Mal kündigte er den Italienern an, Grenzgänger zurückzuschicken und eine Mauer bauen zu wollen. Mal bekam er Ärger für einen zu drastischen Artikel im Parteiblatt «Il Mattino» gegen Fahrende, die im Tessin mit ihren Karawanen Halt machten.

Auch Tessiner Institutionen in öffentlicher Hand griff er regelmässig an. Er unterstellte ihnen Misswirtschaft und mangelnde Transparenz. Weil er dabei aber durchaus mal ins Schwarze traf und als Vertreter der Interessen des Tessiner Volkes auftrat, verzieh man ihm so manchen Skandal und diverse Strafanzeigen.

Gegen Bignasca wurden mehrere Gerichtsverfahren wegen Ehrverletzungen angestrengt. Der als Unikum in der Politlandschaft geltende Bignasca sprach alle mit «Du» an. Er trug nur selten Anzüge und so gut wie nie eine Krawatte.

Die Beerdigung findet am Samstag, 9. März, in Lugano statt. Um 15.15 Uhr beginnt eine Prozession beim Sitz der Lega. Um 15.30 Uhr folgt die Beisetzung auf dem Hauptfriedhof.

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