Darum geht es: Von Drohnen über Roboter bis hin zu intelligenten Schutzwesten: Rund 70 Rettungsleute testen diese Woche auf dem Trainingsgelände der Schweizer Armee in Wangen an der Aare an der Rettung der Zukunft. Wie können Rettungskräfte in Zukunft schneller und sicherer Leben retten? Diese Frage steht im Zentrum des internationalen Forschungsprojekts Synergise, das Einsatzkräfte aus 15 Ländern vereint.
Das wird geübt: Zugunglück im Tunnel, Explosionen, Brände – eine Vielzahl von Szenerien erwarten die Einsatzkräfte. Eine Drohne namens Owl (Eule) erstellt etwa eine 3D-Karte eines engen Betonlabyrinths und lokalisiert Opfer. Sinn und Zweck: Wenn Rettungskräfte so etwa bei einem Bahncrash einen Tunnel betreten, wissen sie über mögliche Hindernisse schon Bescheid und können Opfer rasch lokalisieren. «Ziel ist es, die Arbeit der Rettungskräfte sicherer und effizienter zu machen», sagt Synergise-Projektleiterin Tiina Ristmäe.
Das sind die neusten Gadgets der Rettungskräfte: Die ETH entwickelt einen neuartigen Roboterhund. In der Übung trägt dieser als Aufsatz eine Art Schlange, ein von der Uni Tokio entwickeltes Rettungs-Gadget. Diese kann sich auf einem Trümmerfeld in Hohlräume und Ritze schlängeln und mit verschiedenen Kameras und Sensoren analysieren, wie stabil das Gebäude ist.
Weiter entwickelt das Lausanner Start-up Wearin smarte Westen für Feuerwehren oder Polizeikräfte. Diese überwachen Vitaldaten wie die Herzfrequenz der Retterinnen und Retter, warnen vor schädlichen Gasen in der Luft und alarmieren im Notfall die Menschen, welche das Kleidungsstück tragen. Zudem übermitteln sie laufend Positionsdaten und können ein Warnlicht aussenden, das bei schwierigen Sichtverhältnissen erkennbar ist.
Ein weiteres auffälliges Gadget: Mittels VR-Brille können sich Retterinnen und Retter direkt in das Lagezentrum einklinken und Bilder übermitteln. Die Einsatzleitung kann so die Situation vor Ort besser einschätzen.
Das ist der Kern des Projektes: Alle Informationen fliessen in Echtzeit ins mobile Einsatzleitungszentrum und ins Hauptquartier, wo sie auf grossen Bildschirmen zusammengeführt werden. «So entsteht ein vernetztes System, das Rettungseinsätze koordinierter und sicherer machen soll», führt Projektleiterin Ristmäe aus.
Diese Organisationen stecken hinter dem Projekt: Finanziert wird Synergise mit knapp 7 Millionen Euro von der EU-Kommission. Die Schweiz ist über das Forschungsprogramm Horizon Europe beteiligt, unter anderem mit der ETH Zürich. Die Übung in Wangen ist der vierte Feldtest, zwei weitere folgen in anderen Ländern. Langfristig sollen die getesteten Prototypen zur Standardausrüstung von Rettungsorganisationen weltweit gehören.
Die Vision: Technologien wie Drohnen, Roboter und intelligente Westen sollen künftig nicht nur Leben retten, sondern auch die Sicherheit der Helferinnen und Helfer entscheidend erhöhen. Was heute noch Prototyp ist, könnte bei den Feuerwehren und in der Katastrophenhilfe schon bald Alltag werden.