Die Evakuierung: 7 Kinder aus dem Gazastreifen kommen am Freitag in der Schweiz an. Das hat der Bund an einer Medienkonferenz in Bern bekanntgegeben. Sie seien am Mittag von Amman in Jordanien in Richtung Schweiz gestartet. Mit dabei waren auch insgesamt 27 Begleitpersonen. Die Kinder leiden laut dem Bund alle unter einer schweren Kriegsverletzung. Sie sollen nun in insgesamt sechs Kantonen medizinisch versorgt werden.
Der Hintergrund: Der Bundesrat hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt bestätigt, dass bis zu 20 verletzte Kinder aus Gaza in die Schweiz kommen und hier gepflegt werden sollen. Die Flüge sind Teil einer seit Längerem geplanten humanitären Operation. Diese findet in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Médecins Sans Frontières (MSF) und der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega) statt.
Der «Akt der Solidarität»: Vor den Medien in Bern informierten Vertreter von Bund und Kantonen über die humanitäre Aktion. «Wir gehen davon aus, dass es heilbare Verletzungen sind und diese Kinder hoffentlich wieder gesund werden», sagte Vincenzo Mascioli, Staatssekretär für Migration. «Die Schweiz versucht, ihnen eine Aussicht auf ein lebenswertes Leben zu geben.» Es handle sich um einen «Akt der Solidarität», so der SEM-Chef.
Diesem Votum schloss sich der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger an. Man wisse, dass man nur einen kleinen Teil der Hilfsbedürftigen erreichen könne. Die Schweiz handle jedoch im Verbund mit anderen Staaten. «Unsere Hilfe ist in einen internationalen Kontext eingebettet», so der Basler Regierungsrat. Laut dem Bund nehmen die Mitgliedsländer der EU insgesamt rund 300 kriegsversehrte Patienten aus dem Gazastreifen auf.
Die Frage der Sicherheit: Im Vorfeld waren aus diversen Kantonen Sicherheitsbedenken laut geworden. So wurde befürchtet, dass sich unter den Angehörigen der Kinder Personen mit Verbindungen zur Hamas befinden könnten. Mascioli versicherte: «Die Schweizer Behörden machen ihre Hausaufgaben.» Bei der Auswahl der Evakuierten habe man auch mit den israelischen Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet.
Es war kein Kalkül, nur Kinder aufzunehmen. Sie sind am verletzlichsten und es geht schlicht um Menschlichkeit.
Auf eine Journalistenfrage, warum man ausschliesslich Kinder aufnehme, sagte der SEM-Chef: «Tatsächlich gibt es auch Erwachsene, die hilfsbedürftig wären. Kalkül war es aber nicht, nur Kinder aufzunehmen. Sie sind am verletzlichsten und es geht schlicht um Menschlichkeit.»
So geht es für die Evakuierten weiter: Nach Ankunft in der Schweiz werden die Kinder in Universitäts- und Kantonsspitäler der Kantone Genf, Waadt, Tessin, Basel-Stadt, Luzern und St. Gallen gebracht und dort medizinisch behandelt. Die Kinder und ihre Begleitpersonen durchlaufen ein Asylverfahren in der Schweiz – in der Regel in dem Kanton, in dem die Kinder in einem Spital medizinisch versorgt werden.
Der internationale Kontext: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte vor zwei Tagen damit begonnen, schwer kranke und verletzte Kinder aus dem Gazastreifen in Sicherheit zu bringen. Insgesamt warten laut der WHO 15'000 weitere Personen im Gazastreifen auf medizinische Versorgung, darunter sind 4000 Kinder. Die Schweizer Behördenvertreter machen denn an der Medienorientierung auch mehrfach auf die dramatische humanitäre Lage in der Küstenenklave aufmerksam.