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Innovative Energienutzung Photovoltaikanlage füttert Elektroauto, Auto füttert Staubsauger

In Elektroautos sind grosse Batterien verbaut. Diese können für ganze Wohnquartiere genutzt werden. Auf dem Papieri-Areal in Cham ZG läuft ein entsprechendes Pilotprojekt.

Warum Elektroautos, die in einer Tiefgarage oder auf einem Parkplatz auf die nächste Fahrt warten, in der Zwischenzeit nicht anderweitig nutzen, nämlich als grosse Batterie? Dies ist der Grundgedanke eines Pilotprojekts, das aktuell auf dem Papieri-Areal in der Zuger Gemeinde Cham läuft.

Auf dem ehemaligen Industrieareal stand früher – der Name sagt's – eine Papierfabrik. Seit fünf Jahren wird hier gebaut. Etappenweise entstehen auf dem elf Hektar grossen Gebiet rund 1000 neue Wohnungen und ebenso viele Arbeitsplätze. Bis im Jahr 2035 soll alles fertig sein.

Vogelperspektive auf das Areal.
Legende: Ein neues Quartier entsteht Auf dem Papieri-Areal werden in Etappen Eigentums- und Mietwohnungen, Büro- und Gewerbeflächen gebaut. Bei der Energieversorgung werden innovative Wege beschritten. SRF

Das Projekt sei zukunftsweisend für die Energieversorgung in der Schweiz, sagt Thomas Aebischer. Er ist CEO von Cham Swiss Properties, der Immobiliengesellschaft, welche die Überbauungen realisiert. «Wir testen hier in der Papieri Sachen im Kleinen, von denen wir überzeugt sind, dass sie sich auch im Grossen bewähren werden.»

Man wolle zeigen, dass bidirektionales Laden funktioniere, und zwar nicht nur im Einfamilienhaus-Massstab, sondern auch auf einem grossen Areal, eingebunden in ein eigenes Stromnetz, sagt Thomas Aebischer.

Ausgezeichnetes Energiekonzept

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Die Lorze. Für die Biber eine Holztreppfe, für die Fische ein Bauwerk in Beton.
Legende: Für Fische und Biber gibts eine Umleitung Teil des Wasserkraftwerks auf dem Areal sind auch eine Fischtreppe und eine für Biber. ZVG/Cham Swiss Properties

Das Papieri-Areal wurde vom Bundesamt für Energie im Jahr 2024 mit dem «Watt d'Or» ausgezeichnet. Der Preis würdigt innovative Energietechnologien.

Das Energiesystem des Papieri-Areals in Cham ermöglicht einen komplett CO₂-freien Betrieb. Nach Fertigstellung der gesamten Bauten sollen rund 75 Prozent der Energie direkt vor Ort produziert werden.

Dies dank mehrerer Tausend Quadratmeter Photovoltaikanlagen auf den Dächern und einem Flusskraftwerk, welches ebenfalls ins Areal integriert ist. Das Kraftwerk stammt aus der Zeit, als das Papieri-Areal noch industriell genutzt wurde.

Der «Watt d'Or» ist nicht dotiert, er erhöht jedoch den Bekanntheitsgrad des ausgezeichneten Projektes, beziehungsweise der Organisation.

Quellen: Bundesamt für Energie; Cham Swiss Properties

Intelligente Vernetzung und eine sichere Energieversorgung sind denn auch zwei der Ziele, welche die «Zug Alliance» verfolgt. Der Zusammenschluss von verschiedenen Wirtschaftsunternehmen und Forschungsinstitutionen sowie der Stadt Zug steht hinter dem Pilotprojekt in Cham.

Was in Cham im Kleinen getestet wird, ist das sogenannte «netzdienliche Laden». Dabei werden Speicher – in diesem Falle die Batterien von Elektroautos – in das Stromnetz integriert.

Sprich: Die Autobatterien werden geladen und speichern so Energie, welche mit den lokalen Photovoltaikanlagen gewonnen wurde. Sie speisen aber auch wieder Strom ins Netz zurück, wenn dieser benötigt wird.

Ein Elektroauto fährt gerade weg, ein zweites steht auf dem Parkplatz und hängt am Ladekabel
Legende: Rollende Batterien: Auf dem Papieri-Areal sollen künftig möglichst viele Elektroautos als Batterien genutzt werden. SRF

«So können Stromspitzen gebrochen werden», erklärt Thomas Aebischer, etwa zur Mittagszeit, wenn viele Leute die Herdplatten anschalten. Somit können mit der lokalen Stromversorgung auch die nationalen Stromnetze entlastet werden.

Wenn Elektroautos Strom ins Netz zurückspeisen, können Stromspitzen gebrochen werden.
Autor: Thomas Aebischer CEO Cham Swiss Properties

Bei der Befürchtung, dass die Autobatterie im ungünstigsten Fall beinahe leer sein könnte, wenn man abfahren will, winkt Thomas Aebischer ab. «Es kann bei jedem Auto definiert werden, dass die Batterieladung beispielsweise nie unter 80 oder 60 Prozent fällt.» Klar sei aber, dass das System besser funktioniere, je mehr Autos integriert werden.

Schweiz aktuell, 9.10.2025, 19 Uhr ; 

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