Die Lichtshow Rendez-vous Bundesplatz nimmt das Publikum in 30 Minuten auf eine visuelle Weltreise mit: vom Eiffelturm über die Pyramiden von Gizeh bis zum Taj Mahal. Doch ein geplanter Halt fehlt: Tibet.
Die Organisatorin Brigitte Roux erklärt, die Parlamentsdienste hätten das ursprüngliche Storyboard abgelehnt, weil das Sujet Tibet «zu politisch» sei. Darüber berichteten die Zeitungen von CH Media zuerst.
Mit Tibet werden politische Fragen assoziiert.
Interveniert hat die Verwaltungsdelegation, welche die Parlamentsverwaltung leitet. Sie untersagte den virtuellen Halt in Tibet. Erlaubt seien nur Projektionen «ohne politische Absichten», wie eine Sprecherin der Parlamentsdienste die Infos von CH Media gegenüber SRF bestätigt.
«Mit Tibet werden politische Fragen assoziiert, insbesondere da es sich um eine Projektion an die symbolträchtige Fassade des Parlamentsgebäudes handelt», heisst es weiter. Deshalb habe die Verwaltungsdelegation den Vorbehalt angebracht, der von Brigitte Roux «widerspruchslos» akzeptiert worden sei.
Stattdessen zeigt die Show nun einen thailändischen Buddha. Die Begründung: Projektionen auf die symbolträchtige Fassade des Bundeshauses müssten «ohne politische Absichten» erfolgen. Tibet sei untrennbar mit politischen Fragen verbunden.
Tibet-Entscheid sorgt für Kritik
Der Entscheid sorgt für Kritik. Fabian Molina (SP), Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe Tibet, spricht gegenüber CH Media von einem «Einknicken des Parlaments gegenüber China» und einer Einschränkung der Kunstfreiheit.
Auch China-Experte Ralph Weber sieht darin «vorauseilenden Gehorsam» gegenüber Peking. China versuche das Tibet-Narrativ zu kontrollieren. Und der Bund wisse, dass man sich bei China-Angelegenheiten die Finger verbrennen könne. Ironischerweise hätte die Show wohl nur die landschaftliche Schönheit Tibets gezeigt, so Weber zur Zeitung.
Eklat bei China-Staatsbesuch
Der Konflikt verweist auf eine lange Geschichte: 1950 beendete China die Autonomie Tibets, 1959 floh der Dalai Lama nach Indien. Die Schweiz nahm damals Geflüchtete auf, was bereits diplomatische Spannungen auslöste. Heute erkennt die Schweiz Tibet offiziell als Teil Chinas an, unterstützt aber kulturelle Projekte im Gebiet.
Einen Eklat gab es 1999: Wegen Tibet-Demonstrationen am Rande des Bundesplatzes liess der chinesische Parteichef Jiang Zemin damals den militärischen Empfang platzen. Die Schweiz habe einen Freund verloren, teilt er dem Bundesrat mit. Der damalige Bundesrat Adolf Ogi (SVP) konnte Jiang Zemin später mit einem Geschenk in Form eines Bergkristalls besänftigen.
Die Lichtshow läuft noch bis zum 22. November, täglich um 19, 20 und 21 Uhr. Tibet fehlt – und auch China wird nicht gezeigt.