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Pilotprojekt für Nager Neue Tierklappe: Hier haben Oreo und Cookie Zuflucht gefunden

Seit einem Monat steht in Hilterfingen BE die erste Tierklappe der Schweiz. Zwei Kaninchen wurden bereits abgegeben.

Neugierig hoppeln Oreo und Cookie auf dem Teppich in einer Wohnung in Thun BE herum und knabbern an Salatblättern. Die beiden Kaninchen fühlen sich sichtlich wohl in ihrem vorübergehenden Zuhause.

Oreo und Cookie sind die ersten Tiere, die in der neuen Tierklappe in Hilterfingen BE abgegeben wurden. Im Moment leben sie zur Pflege bei Valerie Borel – solange, bis für sie ein definitives Plätzchen gefunden ist.

Zwei schwarz-weisse Kaninchen knabbern an Salatblättern.
Legende: Oreo und Cookie verpflegen sich in ihrem vorübergehenden Zuhause in Thun BE. SRF/Angela Wagner

Seit einem guten Monat ist die schweizweit erste Tierklappe in Betrieb. «Wir wollten dafür sorgen, dass ausgesetzte Kaninchen und Nagetiere nicht draussen verenden müssen, sondern eine zweite Chance bekommen», sagt Jasmin Reinhard, Präsidentin der Stiftung Tierklappe Schweiz, welche das Pilotprojekt gestartet hat.

Zahlreiche Anfragen nach Eröffnung

Die Tierklappe funktioniert nach demselben Prinzip wie die Babyklappe. Wer nicht mehr für sein Tier sorgen will oder kann, hat die Möglichkeit, dieses in der Klappe anonym abzugeben – so geschehen bei Oreo und Cookie.

Eine Frau hält die Türe einer Holzkiste auf.
Legende: Jasmin Reinhard ermutigt Tierhalterinnen und -halter, zuerst den Dialog mit ihr zu suchen, bevor sie ihr Tier abgeben. SRF/Angela Wagner

Die Klappe, die vielmehr eine Kiste ist, befindet sich beim Parkplatz des Schlosses Hünibach, versteckt unter einer Eibe. Wenn jemand ein Tier darin deponiert, informiert eine Kamera in der Kiste die Verantwortlichen automatisch über die Abgabe. Jasmin Reinhard oder sonst jemand aus ihrem Team holt das Tier ab, lässt es beim Tierarzt medizinisch untersuchen und bringt es auf eine Pflegestelle, wo es sich erholen kann.

Die anonyme Möglichkeit der Tierklappe ist als letzter Ausweg gedacht.
Autor: Jasmin Reinhard Präsidentin Stiftung Tierklappe

Währenddessen wird das Tier bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale ausgeschrieben, denn es gilt offiziell als Findeltier. Erst wenn sich nach zwei Monaten niemand gemeldet hat, darf ein neues Zuhause gesucht werden.

Allerdings sei die anonyme Möglichkeit der Tierklappe als letzter Ausweg gedacht, sagt Gründerin Jasmin Reinhard. «Im besten Fall wird zuerst das Gespräch gesucht, damit wir mehr über das Tier wissen und besser planen können.»

Neue Lebenssituation, Tier nicht mehr erwünscht

Nach der Eröffnung der Tierklappe habe sie zahlreiche Anfragen aus der ganzen Schweiz erhalten, sagt Reinhard. Das sei jedoch nicht die Idee: «Für das Tierwohl ist es sinnlos, wenn man – statt ein Tierheim in der Nähe anzufragen – durch die ganze Schweiz fährt.»

Trotz erster Erfolge gibt es auch Kritik an der Tierklappe. Etwa, dass sie eine einfache Möglichkeit sei, ein Tier loszuwerden. Jasmin Reinhard hingegen sieht die Tierklappe nicht als Problem, sondern als Teil der Lösung: «Dass sie bereits genutzt wurde, zeigt: Ein Bedürfnis besteht.»

Tiere werden vielfach wie Gegenstände behandelt.
Autor: Simone Gyger Mitarbeiterin Tierschutz Region Thun

Dass Haustiere vermehrt abgegeben werden, bestätigt Simone Gyger vom Tierschutz Region Thun. Während Corona hätten sich viele Leute ein Tier angeschafft, dass sie dann wieder loswerden wollten. «Tiere werden vielfach wie Gegenstände behandelt – kaum passen sie nicht mehr in die Lebenssituation, wollen die Leute sie abgeben.»

Die Pflegestelle des Tierschutzes Region Thun sei momentan voll. Darum begrüsst Gyger die Möglichkeit der Tierklappe. «Es ist gut, wenn es mehrere Anlaufstellen gibt.»

Die geöffnete Klappe, an der Seitenwand hängt ein Formular.
Legende: Ein freiwilliges Formular zum Ausfüllen neben der Klappe soll helfen, das Tier besser zu versorgen. SRF/Angela Wagner

Für die Stiftung Tierklappe ist klar: Sie will möglichst verhindern, dass Tiere ausgesetzt werden. Mindestens so wichtig ist ihr jedoch die Sensibilisierung. Aktuell arbeitet sie an einem pädagogischen Programm für Schulen. «Wir wollen den Leuten bewusste machen, wie viel Aufwand und Kosten mit einem Tier verbunden sind», erklärt Jasmin Reinhard, Präsidentin der Tierklappe. Solange das nicht bei den Leuten ankomme, solange brauche es Möglichkeiten, Tiere abzugeben.

Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis, 04.12.2025, 17:30 Uhr ; 

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