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Schweiz Rekruten alleine sind nicht mehr repräsentativ

«Die Jugend liebt den Luxus und widerspricht den Lehrern»: Das soll schon Sokrates gesagt haben. Die Frage, wie die Schweizer Jugend tickt, ist heute ein beliebtes Forschungsfeld. Eine der traditionsreichsten Studien, die Rekrutenbefragung, hat nun einen neuen Namen und einen breiteren Fokus.

Militärisch war bereits der Name: Pädagogische Rekrutenprüfungen hiessen die Umfragen einst. Die Umfragen, mit denen der Bund wissen wollte, wie gebildet seine jungen Männer waren; ob sie lesen, schreiben und rechnen konnten.

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Forschungsfeld «junge Schweizer Erwachsene»
aus Rendez-vous vom 04.11.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Diese pädagogischen Rekrutenprüfungen waren ein Wegbereiter, sagt Professor Stephan Huber, Projektleiter von ch-x/Yass: «Alle kennen Pisa, die Erhebungen bei den 15-Jährigen. Die Schweiz hat es erfunden: Schon vor über 100 Jahren gab es diese pädagogischen Rekrutenprüfungen.»

Erst in den 1960er-Jahren entstand die Idee, die Umfragen auszuweiten und auch junge Frauen einzubeziehen. Aus der pädagogischen Rekrutenprüfung wurde die ch-x-Jugendbefragung, die alle vier Jahre Antworten auf ein Thema lieferte.

Mehr Fragen an eine grössere Personengruppe

Nun wird auch diese Umfrage noch einmal aus- und umgebaut. Sie wird thematisch breiter. Es geht nicht mehr nur um Bildung, sondern vermehrt auch um andere Themen wie Familie, Werte, Gesundheit und Zukunftsaussichten.

Die exakt gleichen Fragen werden alle drei Jahre gestellt, jeweils 19-jährigen Männern in den Rekrutierungszentren und 19-jährigen Frauen, die per Stichprobe ausgewählt werden. Denn 19-Jährige stehen zwischen Kindheit und Erwachensein. Eine wichtige Gruppe, findet Huber. Sie werde dereinst die Gesellschaft prägen.

«Zu sehen, wie sich die Perspektiven von jungen Erwachsenen verändern, auf ihre Arbeitswelt, was ihnen wichtig ist im Leben, kann politisch helfen, zu verstehen, wie sich die Gesellschaft verändert», sagt er. «Wenn wir mehr Befragungen haben und den Wandel beschreiben können, können wir auch sehen, wohin der Trend geht.»

Wer weniger Möglichkeiten hat, ist unglücklicher

Werte, Familie, Zukunftsaussichten: Die aktuelle Befragung hat einiges bestätigt, was man bereits von anderen Einzelumfragen weiss. Sie zeigt, dass nach wie vor die wirtschaftliche Situation der Familie und der Bildungsstand der Eltern eine massgebliche Rolle bei der Bildung der Kinder, aber auch bei deren Haltung spielen.

Jugend weiter rechts

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Gut ein Drittel der 19-Jährigen identifiziert sich mit der politischen Rechten. In einer früheren Befragung waren es 8 Prozent weniger gewesen. Auch Fremdenfeindlichkeit und Homophobie haben zugenommen. Das geht aus dem Bericht «Young Adult Survey Switzerland» (Yass) hervor, der sich auf die Ergebnisse der Jugendbefragung ch-x von 2010/2011 stützt.

Einfach ausgedrückt: Kinder aus gebildetem Elternhaus mit genug Geld erhalten oft die bessere Bildung, sehen für sich mehr Möglichkeiten, Ziele im Leben zu erreichen und sind glücklicher. Umgekehrt: Wer aus einem ärmeren Elternhaus mit wenig gebildeten Eltern kommt, hat weniger Chancen, sieht für sich weniger Möglichkeiten und ist oft weniger glücklich.

Huber hofft, dass diese Befunde etwas auslösen. «Ich hoffe es wird von den Akteuren, die die Bildungsbiografien begleiten, auch politisch aufgegriffen werden», sagt er. Als Beispiel nennt er das Projekt Bildungslandschaften. Dabei sehe man, «dass es nicht nur das Bildungssystem ist, sondern auch soziale Einrichtungen und Vereine, die einen Beitrag leisten können».

Doch so richtig aussagekräftig werden die neuen Jugendbefragungen erst in ein paar Jahren sein, wenn man allfällige Entwicklungen in den Haltungen und dem Denken der künftigen 19-Jährigen mit den Ergebnissen der heutigen 19-Jährigen vergleichen kann.

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