Michelle Fankhauser startet die Geräte im Cockpit einer Easy-Jet-Maschine. «Das beste an meinen Job ist Fliegen, ich meine damit auch Starten und Landen», sagt sie, während Knöpfe aufleuchten und man das Piepsen verschiedener Geräte hört. «Das Adrenalin beim Landen ist unvergleichbar», schwärmt sie.
Fankhauser wurde der Beruf sozusagen in die Wiege gelegt; ihr Vater ist Pilot. «Ich bin mit meinem Papa auch bei der Arbeit gewesen», erinnert sie sich.
Im Cockpit hats vor allem Männer
Fankhauser ist eine der 13 Pilotinnen, die für Easy Jet Schweiz fliegen - insgesamt arbeiten 400 Leute im Cockpit. Bei Easy Jet Europe ist der Anteil Pilotinnen mit sieben Prozent etwas höher.
Um mehr Frauen ins Cockpit zu locken, laufen diverse Massnahmen. Pilotin Fankhauser nahm etwa am Zukunftstag 15 Mädchen mit an ihren Arbeitsplatz. Sie hofft auf weiblichen Nachwuchs, auf zukünftige Pilotinnen.
Die 12-jährige Janira und die 10-jährige Dilana hantieren im Cockpit sofort am Steuerknüppel, probieren dies und das aus. «Es hat extrem viele Knöpfe», sagt Janira begeistert. «So habe ich mir das Cockpit vorgestellt.» Auch Dilana freut sich: «Es ist faszinierend!»
Andere Mädchen sind weniger begeistert, oder sogar ängstlich: «Ich liebe fliegen zwar», sagt eines. «Aber ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache. Ich will lieber nicht Pilotin werden.»
Am Ende des Zukunftstages konnten sich 5 der 15 Mädchen vorstellen, Pilotin zu werden. Janira ist eine von ihnen. Das ist ein Drittel und im Vergleich zu den aktuellen Zahlen viel.
Durchschnitt weltweit: keine sechs Prozent
Weltweit liegt der Frauenanteil im Cockpit nämlich bei 5.8 Prozent, so die International Society of Women Airlines Pilots. Am meisten Frauen fliegen für indische Gesellschaften. Dort liegt ihr Anteil bei 12.4 Prozent.
Die Zahlen der Swiss sind weit drunter. Sie beschäftigt 1400 Pilotinnen und Piloten, gerade mal fünf Prozent sind Frauen. «Das Ungleichgewicht hat historische Gründe und ist teilweise auch durch frühere gesellschaftliche Vorurteile gegenüber technischen Berufen und der Rolle von Frauen im Cockpit entstanden», schreibt Swiss-Mediensprecher Michael Weinmann. «Grundsätzlich ist das Interesse von Frauen am Berufsbild Pilotin ähnlich hoch wie jenes von Männern.»
«Ich glaube, es liegt an den kulturellen Normen», sagt Pilotin Fankhauser. Zudem mangle es den Mädchen an Vorbildern. Sie macht ein Beispiel. «In Filmen sieht man immer Piloten und nie Pilotinnen.»
Swiss und Easy Jet nehmen für sich in Anspruch, gegen diese Ungleichheit anzukämpfen. «Swiss engagiert sich seit Jahren aktiv dafür, mehr Frauen für den Beruf zu gewinnen und strukturelle Hürden abzubauen», schreibt Weinmann. Easy Jet sagt, man halte Vorträge an Schulen und mache gezielt Informationsanlässe zum Thema Frauen im Cockpit.
Will man sich online bei Easy Jet über den Beruf informieren, bröckelt das Bild der Fluggesellschaft, die Frauen sucht. «Werde Pilot und steige in ungeahnte Höhen auf», steht da gross und fett geschrieben. Erst danach und längst nicht immer ist auch von Pilotinnen die Rede.
Zurück zu Michelle Fankhauser. Sie würde den nächsten Flug gerne mit einer Frau im Cockpit absolvieren. «Wir Frauen sind immer froh, wenn wir andere Pilotinnen sehen.» Frauen und Männer hätten zwar dieselbe Ausbildung. «Mit einer Kapitänin fliegen, passiert aber leider nicht oft.»