- Die Service-Citoyen-Initiative verlangt, die heutige Wehrpflicht für Männer zu einer Dienstpflicht für alle zu machen.
- Das Initiativkomitee hat die Kampagne für die Abstimmung am 30. November vorgestellt.
- Der Service Citoyen soll bei der Armee oder im Zivilschutz geleistet werden können oder in Bereichen wie Umweltschutz, Gesundheitswesen, Bildung und Landwirtschaft.
Männer und Frauen in der Schweiz sollen sich laut Initiativkomitee dort engagieren, wo man sie am meisten braucht.
Die Initiative wird von Vertreterinnen und Vertretern eines breiten Spektrums – von GLP über EVP, FDP und Mitte bis zu SP, Grünen, Piratenpartei und mehreren Jungparteien – unterstützt. Der Anstoss zum Begehren sei aus der Zivilgesellschaft gekommen, sagte Noémie Roten, Präsidentin des Initiativkomitees.
Personalbestand genüge nicht
Naturkatastrophen und Cyberangriffe, Krieg in Europa und die drohende Energieknappheit seien grosse Herausforderungen, sagt das Komitee.
Der heutige Personalbestand von Armee und Zivilschutz genüge dafür nicht. Deshalb sollten alle einen Teil ihrer Zeit für die Sicherheit zur Verfügung stellen, forderte GLP-Nationalrat Beat Flach (AG).
«Keine volle Wahlfreiheit»
Bei der Rekrutierung würden Fähigkeiten, Präferenzen und der Bedarf von Armee und Zivilschutz abgeklärt. Es könne vorkommen, dass jemand bei der Armee Dienst leisten müsse. Doch das Betätigungsfeld beim Militär werde breiter.
Cyberabwehr, Logistik und Drohnenforschung nannte Flach als Einsatzmöglichkeiten. «Es gibt keine volle Wahlfreiheit», fügte Roten hinzu. Wer bei Sicherheitsorganisationen nicht gebraucht wird, leistet zivilen Dienst, und wer keinen Dienst leiste, bezahle eine Ersatzabgabe.
Frauen einbinden
Nutzen will das Komitee das in seinen Augen brach liegende Potenzial der Frauen. «Gemischte Teams sind vielfältiger», sagte Nationalrätin Christine Badertscher (Grüne/BE).
Dass Frauen neben unbezahlter Care-Arbeit mit einem Bürgerdienst nicht noch mehr belastet werden sollten, wies sie zurück. Laut dem Bundesamt für Statistik erledigten Frauen im Jahr 2024 noch immer einen deutlich höheren Anteil der unbezahlten Arbeit – im Durchschnitt verbringen Frauen 61 Prozent ihrer Arbeitszeit mit unbezahlter Arbeit, der Anteil bei den Männern beträgt nur 42 Prozent.
Der Dienst richte sich an junge Menschen, so Badertscher. In deren Generation gebe es diese Belastung weniger. Dass Frauen mehr Care-Arbeit leisteten als Männer, liege an verbreiteten Geschlechter-Stereotypen, sagte Badertscher, und diese wolle die Initiative aufbrechen. Dieser Schritt zur Gleichstellung sei ein Gewinn für die Frauen.
Engagement mache krisenfester
Die Sicherheit der Schweiz hänge nicht nur von Waffen und Grenzen ab, sondern von Menschen und deren Willen, zu handeln, sagte der jurassische Mitte-Ständerat Charles Juillard.
Das Engagement von allen mache die Schweiz krisenfester. Die Gesellschaft sei heute fragmentiert und Individualismus verbreitet, stellte EVP-Nationalrat Marc Jost (BE) fest. Gemeinsame Dienst-Einsätze würden die Menschen verbinden.
SP-Ständerat Daniel Jositsch wies das Argument der Gegnerschaft zurück, dass der Bürgerdienst für alle der Wirtschaft Arbeitskräfte entziehe. Das sei in Zeiten, da ein höherer Anteil der Männer in der Armee eingeteilt gewesen sei, auch der Fall gewesen.