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Schweiz «Sie wollten mich exekutieren»

Mehrere Dutzend mutmassliche Dschihadisten haben in den vergangenen Jahren die Schweiz verlassen – vermutlich, um im Ausland zu kämpfen. Der Nachrichtendienst geht davon aus, dass sechs von ihnen getötet wurden. Einige kehrten wieder zurück in die Schweiz. In der «Rundschau» sprach einer von ihnen.

Die Anziehungskraft der Terrormiliz IS ist erschreckend: Auch im Westen brechen meist junge Männer auf, um an der Seite der Islamisten zu kämpfen – und zu sterben. Der Schweizer Nachrichtendienst (NDB) geht davon aus, dass sich seit 2001 mehr als 30 Schweizer in Richtung Syrien und Irak abgesetzt haben – besonders viele in den vergangenen Monaten.

Der NDB hat aber auch fast 20 mutmassliche Dschihad-Rückkehrer auf dem Radar. Namen und Hintergründe nennt der Nachrichtendienst nicht. Den Westschweizer Journalisten Journalisten François Ruchti und Marie-Laure Widmer.

gelang es aber, einen von ihnen aufzuspüren.

Sebastian* schloss sich den Islamisten in Syrien an – in Aleppo, wo sich bis zum Januar 2014 das Basislager des IS befand. «Sie brachten uns nach Hatma – in eine Villa, in der viele Dschihadisten waren», erzählt der junge Mann in der «Rundschau» von der Ankunft in Syrien. «Ich glaube, das Erdgeschoss war für die Selbstmordattentäter.»

«Etikette: ‹Kanonenfutter›»

Im Haus seien den Neuankömmlingen dann ihre Aufgaben an der Front zugeteilt worden. «Wir hatten sozusagen die Etikette ‹Kanonenfutter›.»

Radikalisiert wurde Sebastian im Internet. Dort nahm er Kontakt mit einem Vermittler aus Frankreich auf, der Dschihadisten aus ganz Europa rekrutiert. «Er sagte mir, dass all die Kämpfer da sind, um die Bevölkerung zu schützen. Man riskiere zwar sein Leben, dafür sterbe man als Märtyerer und komme direkt ins Paradies.»

Schon zwei Wochen nach seiner Ankunft in Aleppo aber bemerkt Sebastian nach eigener Aussage, wie naiv er war. Er will zurück in die Schweiz. Doch er hat die Rechnung ohne seine neuen Weggefährten gemacht.

«Kalaschnikow am Anschlag – bereit abzudrücken»

«Sie wollten mich exekutieren, wie alle Spione», erzählt er. «Ich sass am Boden mit gefesselten Händen. Mir gegenüber hatte einer die Kalaschnikov am Anschlag – bereit abzudrücken. Zum Glück beruhigte er sich und senkte die Waffe. Sie steckten mich ins Gefängnis und sagten mir, ich solle mich entscheiden, auf welcher Seite ich stehe.»

Nach 54 Tagen kommmt Sebastian schliesslich frei. Musste er sich freikaufen? Musste er versprechen, für den IS weiter aktiv zu sein? Es ist unmöglich, das herauszufinden. Sebastian sagt, er bereue und sei froh wieder in der Schweiz zu sein.

* Name geändert.

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