Zum Inhalt springen

Header

Video
Staatshilfe für Wasserkraft: Strombranche fordert Milliarden
Aus Rundschau vom 13.05.2015.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 6 Sekunden.
Inhalt

Schweiz Stromlobby will sechs Milliarden für Wasserkraft

Die Elektrizitätskonzerne verlangen Hilfe vom Bund. Und das nicht in geringem Mass, sondern in Milliardenhöhe. Pikant daran: Wenn nun die zuständige Kommission des Ständerates über mögliche Zuschüsse berät, hat fast die Hälfte ihrer Mitglieder Veranlassung, sich für eine Unterstützung einzusetzen.

Die Elektrizitätsunternehmen fordern in den nächsten zehn Jahren sechs Milliarden Franken Staatshilfe. Das zeigen Recherchen der «Rundschau». Zurzeit berät die Umwelt- und Energiekommission des Ständerats (Urek) verschiedene Fördermodelle für die Schweizer Wasserkraft. Brisant: Fast die Hälfte der Kommissionsmitglieder hat selber Verwaltungsratsmandate in der Stromwirtschaft.

Massive Staatshilfe für die Wasserkraft. Das fordert der Verband der Schweizer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Mit drei Milliarden Franken sollen die heute bereits bestehenden Anlagen gefördert werden. Darüber hat bereits die «Handelszeitung» berichtet. Doch gemäss dem in der Kommission verteilten Papier, das der «Rundschau» vorliegt, fordert die Strombranche das Doppelte.

Weitere drei Milliarden sollen als Investitionsbeiträge in neu zu bauende Anlagen fliessen. Besonders brisant: Die Mittel für diese Geldspritze sollen aus dem Fördertopf für die Solar- und Windenergie abgezapft werden.

Pumpen, Turbinen und Generatoren im Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2.
Legende: Pumpen, Turbinen und Generatoren im Pumpspeicherkraftwerk Grimsel 2. Keystone

«Ein System von institutionalisierter Korruption»

Die zuständige Umwelt- und Energiekommission lässt vom Bund zurzeit verschiedene Fördermodelle prüfen. Die Interessen der Stromwirtschaft sind in der Urek auffällig gut vertreten: Sechs der 13 Mitglieder haben selber Verwaltungsratsmandate in der Elektrizitätsbranche, insbesondere bei Wasserkraftwerken. Der grüne Genfer Ständerat Robert Cramer kritisiert die Interessenbindungen seiner Kollegen scharf: «Das ist das Schweizer System. Ich halte das für eine Form von institutionalisierter Korruption», so Cramer. So kämen stark interessengeleitete Entscheide zustande.

Die Erklärungen der Stromlobby

«Das ist dummes Gerede», wehrt sich Werner Luginbühl. Der Berner BDP-Ständerat ist Verwaltungsratspräsident der Kraftwerke Oberhasli (KWO). «Wir haben ein Milizsystem. Da gehört es dazu, dass Vertreter der Praxis ihre Meinung einbringen können», so Luginbühl. Der Bündner FDP-Ständerat Martin Schmid weibelt besonders eifrig für die Wasserkraft: «Wenn die Kommission jetzt ein Fördermodell beschliesst, muss das nachher noch in den Ständerat und auch noch in den Nationalrat.»

Auch andere Branchen seien zurzeit heftig am Lobbyieren für Fördergeld. Schmid selber ist Verwaltungsratspräsident der Engadiner Kraftwerke und Verwaltungsrat des Stromkonzerns Repower. Martin Schmid betont zudem, dass sich die Wasserkraft im Besitz der öffentlichen Hand befindet: «Ich setze mich für die Interessen der Bündner Wasserkraft und damit der Bevölkerung ein.»

Bund will nichts wissen von flächendeckenden Subventionen

Umstritten ist, wie schlecht es der Wasserkraft wirtschaftlich zurzeit überhaupt geht. Unbestritten ist, dass es in Europa gegenwärtig zu viel Strom gibt und die Preise deshalb im Keller sind.

Doch der Bund sieht die Lage der Wasserkraft deutlich weniger dramatisch als die Branche selber: «Wir sind überzeugt, dass es keine flächendeckende Unterstützung für die Wasserkraft braucht», betont Pascal Previdoli. Der Vizedirektor des Bundesamtes für Energie geht davon aus, dass höchstens im Einzelfall und «sehr restriktiv» eine Unterstützung zu prüfen sei. Die Kommission entscheidet am 27. Mai 2015.

Video
Theke: Axpo-VR Roland Eberle nimmt Stellung
Aus Rundschau vom 13.05.2015.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 31 Sekunden.
Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel