Sie wohnen schon seit ihrer Geburt in der Schweiz, haben hier die Schule besucht und sprechen die Sprache: Ausländerinnen und Ausländer der zweiten oder sogar dritten Generation. Sie seien oft besonders motiviert, den Schweizer Pass zu machen – würden sich aber auch am stärksten vom Preis abschrecken lassen.
Das ergab eine Befragung des BASS, Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien, im Auftrag des Staatssekretariats für Migration, die im Januar veröffentlicht wurde. «Bis zu 80 Prozent der zweiten oder dritten Generation wollen sich einbürgern lassen», sagt Lena Liechti, eine der Studienautorinnen.
Untersuchung zeigt: Hohe Kosten schrecken ab
Die Studie untersuchte, warum sich Ausländerinnen und Ausländer nicht einbürgern lassen. Die hohen Kosten seien bei mehr als der Hälfte der Befragten ein Grund, den Pass nicht zu beantragen.
Junge, die hier aufgewachsen sind, sind gut integriert und wollen nicht als Bittsteller auftreten.
Bei jungen Menschen unter 25 sind es sogar bis zu 70 Prozent, die sich von den Kosten abschrecken lassen. «Viele Junge, die hier aufgewachsen sind, wollen nicht als Bittsteller auftreten. Sie wollen nicht beweisen müssen, dass sie den Schweizer Pass verdient haben», sagt Studienautorin Lena Liechti.
Schliesslich seien diese Menschen hier meist sehr gut integriert. Ein weiteres Hindernis ist das komplizierte Verfahren.
Basel-Stadt senkt Gebühren stark
Zumindest die Kosten sollen in Basel-Stadt künftig kein Grund mehr sein, sich nicht einbürgern zu lassen. Das hat der Basler Grosse Rat entschieden. Die kantonalen Gebühren für die Einbürgerung entfallen für alle. Unter 25-Jährige zahlen auch keine Gemeindegebühren mehr, nur noch den Bundesbeitrag über 100 Franken. Für Minderjährige fallen 50 Franken an.
Für alle über 25 Jahren liegen die Kosten zwischen 800 und 1700 Franken, je nach Gemeinde. Wer Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder Prämienverbilligungen bezieht, bezahlt ebenfalls nur noch den Bundesbeitrag.
Wir fördern die politische Verantwortung.
Die Senkung geht zurück auf einen Vorstoss von SP-Grossrat Mahir Kabakci. Er erhofft sich von der Senkung der Gebühren mehr politische Teilhabe: «So fördern wir politische Verantwortung», sagt Kabakci. Gerade für junge Menschen seien die Gebühren eine reale Hürde.
Bestimmt bald eine Minderheit über die Mehrheit?
In Basel-Stadt liegt der Anteil der Stimmberechtigten bei knapp über 50 Prozent. Fast die Hälfte der Wohnbevölkerung hat keinen Schweizer Pass, also auch keine politischen Rechte. Eine Gebührensenkung sei deshalb der richtige Weg, damit nicht in Zukunft eine Minderheit über die Mehrheit bestimme, argumentierten insbesondere linke Grossrätinnen und Grossräte in Basel.
Die Stadt Zürich hat die Gebühren für unter 25-Jährige bereits vor zwei Jahren gestrichen. Erste Resultate würden zeigen, dass damit die Gesuche von Jungen deutlich gestiegen seien, auch wenn noch keine konkreten Zahlen vorliegen. «Es muss sich noch herumsprechen, dass eine Einbürgerung nicht einfach teuer ist», sagt Christina Stücheli von der Zürcher Stadtkanzlei.
Ob die Einbürgerungsgesuche nun auch im Kanton Basel-Stadt steigen, wird sich zeigen. Die Änderungen treten voraussichtlich im Verlauf des nächsten Jahres in Kraft. Die Verwaltung schätzt die Mehrkosten auf rund eine Million Franken.