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Tiefe Umzugsquote Darum ziehen in der Schweiz immer weniger Menschen um

Erklärungsansätze sind die hohen Mietpreise und die tiefe Leerstandsquote – aber ganz so einfach ist es nicht.

Worum geht es? Die Menschen in der Schweiz packen immer seltener Umzugskisten. Gemäss Bundesamt für Statistik sind hierzulande letztes Jahr 697'000 Personen umgezogen, was einer Umzugsquote von 9.3 Prozent entspricht. Dieser Wert entspricht exakt der Umzugsquote des Vorjahres, was damals schon ein historischer Tiefstwert war.

Warum zügeln so wenige Menschen? Die eine Erklärung gibt es nicht. Laut Marc Spörri vom Bundesamt für Statistik liegt die Vermutung nahe, dass die steigenden Mietpreise und die tiefen Leerstandsquoten entscheidende Faktoren sind. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, dürfte einen Einfluss haben. Gleichzeitig fällt aber auf, dass gerade in urbanen Gebieten – wo die Mieten hoch und wenige Wohnungen frei sind – die Umzugsquote höher ist als auf dem Land.

Wie gross sind die Unterschiede zwischen Stadt und Land? Im Kanton Basel-Stadt sind die Menschen am mobilsten, 11.3 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind dort letztes Jahr umgezogen. Am anderen Ende der Skala liegen die Kantone Ob- und Nidwalden, wo nur 7.4 Prozent der Bevölkerung in eine neue Wohnung oder ein neues Haus zogen. Generell liegt die Umzugsquote in den Städten bei rund zehn Prozent, während sie in ländlichen Gemeinden auf unter drei Prozent sinken kann.

Wie kommt es zu dieser Differenz? Zunächst scheint es kontraintuitiv, dass in urbanen Gebieten mehr Menschen umziehen, weil der Wohnungsmarkt dort noch umkämpfter ist. Dass die Menschen in den Städten trotzdem häufiger umziehen, hänge mit der Bevölkerungsstruktur zusammen, sagt Marc Spörri. Die städtische Bevölkerung ist tendenziell jünger, mobiler, die Menschen leben in kleineren Haushalten, was eine Veränderung der Wohnsituation schneller möglich macht.

Ist die tiefe Umzugsquote ein Problem? Hin und wieder brauche es in einer Bevölkerung neue Impulse, sagt Lukas Ott, Kantons- und Stadtentwickler von Basel-Stadt. Neue Menschen brächten neue Perspektiven. «Gerade wir als Stadt brauchen eine gewisse Dynamik, um innovativ zu bleiben», sagt Ott. Städte seien Ankunftsorte – für Studierende, für Arbeitskräfte aus dem In- und Ausland. Es sei wichtig, dass diese Menschen Wohnraum finden würden.

Mann schiebt Rollcontainer in modernem Gebäude.
Legende: Am häufigsten wechseln Personen zwischen 20 und 36 Jahren ihren Wohnort. Bei den 25-Jährigen zog im Jahr 2024 nahezu ein Viertel um. Keystone / Urs Flüeler

Was macht die Politik? Bürgerliche Kreise fordern in erster Linie mehr Bautätigkeit, und dass die bürokratischen Hürden für das Bauen minimiert werden. Neue Immobilien würden Druck vom Wohnungsmarkt nehmen, die Leerstandsquote würde sinken, und es wäre für die Menschen und Familien wieder einfacher, eine für sie passende Wohnung zu finden.

Einfach mehr bauen – reicht das? Nein, sagt Michael Töngi, Co-Präsident des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands. Neue Wohnungen seien zwar schon gut, aber nicht, wenn diese dann zu überteuerten Mietpreisen angeboten würden. Es brauche darum vor allem mehr preisgünstigen Wohnraum und einen besseren Schutz vor missbräuchlichen Mieten.

Regionaljournal Basel, 11.12.2025, 17:30 Uhr; herb

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