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Transparenz im Parlament Wieso sind manche Parlamentarier transparenter als andere?

Politikerinnen und Politiker in der Schweiz sind verschwiegen, wenn es um ihre Nebeneinkünfte geht. Das zeigt der neuste Transparenzbericht der Nichtregierungsorganisation Lobbywatch, die den Einfluss von Lobbyismus auf die Politik untersucht. Nur knapp jedes zweite Parlamentsmitglied legt die Einkünfte durch Nebenverdienste vollständig oder teilweise offen. Damit stagniert die Transparenz. Lobbywatch-Geschäftsführer Reto Naegeli zu den Hintergründen.

Reto Naegeli

Lobbywatch-Geschäftsführer

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Reto Naegeli ist Geschäftsführer von Lobbywatch.

SRF News: Wie gross sind die Unterschiede zwischen den Parteien?

Reto Naegeli: Die Unterschiede sind schon ziemlich gross. Die Resultate des Transparenzberichts 2025 zeigen, dass die FDP die intransparenteste Partei ist, dicht gefolgt von der Mitte.

Die FDP hat eine Nicht-Transparenzquote von 64 Prozent. Das heisst, 64 Prozent aller FDP-Parlamentarierinnen und -parlamentarier gaben keine Antwort auf die Anfrage auf Vergütungstransparenz. Und nur 36 Prozent legten teilweise offen, wie viel sie mit ihren Nebenmandaten verdienen.

Die Resultate des Transparenzberichts 2025 zeigen, dass die FDP die intransparenteste Partei ist, dicht gefolgt von der Mitte.

Im Gegensatz dazu stehen die Grünen mit 68 Prozent totaler Transparenz und 20 Prozent teilweiser Transparenz an der Spitze dieser Rangliste.

Unterschiede gibt es auch bei den Kammern. Ständerätinnen und -räte sind verschwiegener als ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Nationalrat, wenn es um Nebeneinkünfte geht. Woran liegt das?

Das kann unter anderem daran liegen, dass ein Ständeratsmandat weniger Arbeitsbelastung ist als ein Nationalratsmandat. Studien gehen davon aus, dass ein Nationalratsmandat ein Pensum von 90 Prozent ist und ein Ständeratsmandat ein Pensum von 70 Prozent. Wenn wir die Auswertungen anschauen, zeigt sich auch, dass Ständerätinnen und -räte pro Kopf durchschnittlich mehr bezahlte Mandate haben als Nationalrätinnen und -räte.

Besonders intransparent sind 50- bis 59-jährige Mitglieder des National- und Ständerats. Hat Transparenz auch mit dem Alter zu tun?

Einen Generationenunterschied gibt es. Man sieht klar, dass die bis 39-Jährigen im Parlament viel transparenter sind als die 40- bis 69-Jährigen.

Einen Generationenunterschied gibt es.

Interessanterweise sind aber auch die über 70-Jährigen äusserst transparent und spannen quasi mit den Jungen zusammen zu einer Transparenzallianz.

Wie kommt es, dass gewisse Mitglieder Teile offenlegen, aber andere Teile nicht?

Das ist immer eine individuelle Entscheidung von Parlamentarierinnen und -parlamentariern, was sie offenlegen wollen und was nicht. Es hat sicherlich auch damit zu tun, dass gewisse Parlamentsmitglieder Nebenmandate wie Verwaltungsratsmandate oder Vorstandsmandate offenlegen, nicht aber den Lohn ihrer beruflichen Tätigkeit.

Sie machen diese Untersuchungen seit einigen Jahren. Manchmal steigt die Transparenz, dann sinkt sie wieder. Was bringen solche Erhebungen?

Die Erhebung gibt einen guten Überblick darüber, wie die Transparenzbereitschaft in der Schweizer Politik ist.

Freiwillige Transparenz hat ihre Grenzen. Deshalb fordern wir eine Offenlegungspflicht für Vergütungen von Mandaten.

Und schlussendlich zeigt diese Erhebung auch: Freiwillige Transparenz hat ihre Grenzen. Deshalb fordern wir eine Offenlegungspflicht für Vergütungen von Mandaten. Transparenz stärkt das Vertrauen in den demokratischen Prozess. Das ist mit Studien bewiesen und hinlänglich bekannt. Und solche Erhebungen helfen, das Thema aufs Parkett zu bringen und zur Diskussion zu stellen.

Das Gespräch führte Yves Kilchör.

SRF 4 News, 29.12.2025, 16:30 Uhr ; 

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