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Verdacht auf Fälschung Warum die typische Hakennase auf Gauguins Selbstbildnis fehlt

Ist das letzte Selbstporträt des Künstlers echt? Eines der bekanntesten Werke des Kunstmuseums Basel weckt Zweifel.

Von Paul Gauguin gibt es viele Selbstporträts. Der französische Künstler malte sich im Laufe seines Lebens mehrmals selbst.

Das wohl letzte seiner Selbstporträts – das «Portrait de l'artiste par lui-même» – hängt im Kunstmuseum Basel. Gauguin malte es 1903. Im Sommer desselben Jahres starb er im Alter von 54 Jahren. Seine letzte Zeit verbrachte er auf einer Südseeinsel. Viele der berühmtem Gemälde Gauguins stammen aus dieser Zeit.

Zwei Leute hängen das Selbstportrait von Gaugin im Museum an die Wand.
Legende: Gauguin-Werk unter Verdacht: Ist das berühmte «Portrait de l'artiste par lui-même» tatsächlich ein Selbstporträt, oder ist es eine Fälschung? SRF / Tobias Bossard

Doch: Malte sich der Künstler wirklich selbst? Oder ist das Selbstporträt gar keines, sondern das Werk einer anderen Person?

Selbstporträt versus «mutmassliches Selbstbildnis»

Letzteres behauptete im Frühling 2025 ein Gauguin-Sammler. Fabrice Fourmanoir erklärte dem Kunstmuseum, Gauguin sei 1903 bereits so krank gewesen, dass er das Bild gar nicht habe malen können. Zudem fehle auf dem Bild die charakteristische Hakennase, die Gauguin bei anderen Selbstporträts malte.

Spezielles Licht und Farbproben sollen Klarheit bringen

Neu ist der Vorwurf nicht. Bereits 1924 wurde die Echtheit infrage gestellt. 1928 beschrieb die Kunsthalle Basel das Werk als «mutmassliches Selbstbildnis».

Fourmanoir vermutete, der wahre Urheber des Gemäldes sei Ky-Dong, der mit richtigem Namen Nguyen Van Cam hiess. Er war ein Freund Gauguins, der ihn in seiner letzten Zeit pflegte.

Das Titanweiss

Um herauszufinden, ob Gauguin das «Portrait de l'artiste par lui-même» selbst malte, prüfte das Kunstmuseum Basel das Gemälde auf Herz und Nieren: Man betrachtete es unter Licht mit verschiedenen Wellenlängen, Mikroproben wurden entnommen, die Farbe analysiert. Und dabei sind Ungereimtheiten aufgetaucht. Ganz Unrecht hat Fourmanoir mit seiner Behauptung also nicht.

Frau in schwarzem Rollkragenpulli und grosser, runder Brille schaut direkt in die Kamera.
Legende: «Neben dem Stirnbereich und beim Bart ist eine Übermalung erfolgt», sagt Kuratorin Eva Reifert. Das Bild ist also echt, aber nicht nur von Gauguin. SRF / Hanna Girard

«Neben dem Stirnbereich und beim Bart ist eine Übermalung erfolgt», sagt Eva Reifert, Kuratorin am Kunstmuseum Basel. Eine Farbe – Titanweiss – sei erst nach Gauguins Tod aufgetragen worden.

Dass jemand das Bild habe fälschen wollen, sei trotzdem unwahrscheinlich, so Reifert. Vermutlich habe jemand das Bild nur «aufhübschen» wollen. Das Werk sei Tausende von Kilometern transportiert worden. Da habe man abgeriebene Stellen übermalt, aber nicht nur: «Es ging wahrscheinlich auch um etwas Kosmetisches.»

Gemeinschaftswerk mit dem «Wunderkind»

Auch Reifert bringt den Pfleger Gauguins ins Spiel. Dessen Name bedeute übersetzt «Wunderkind», sagt sie. «In seiner Familie gibt es Zeugnisse, dass er dieses letzte Selbstporträt begonnen hat.» Man müsse sich das skizzenmässig vorstellen. «Gauguin hat es dann vollendet.» Eine Art Gemeinschaftswerk also, wie es in der Kunstwelt viele gebe.

Das würde auch erklären, weshalb auf dem Gemälde die charakteristische Hackennase fehlt und weshalb Gauguin darauf blaue statt braune Augen hat.

Keine Fälschung

Eine Fälschung ist das Werk trotzdem nicht. So jedenfalls das Urteil des renommierten «Gauguin Komitee» in Paris. Das ist eine Expertengruppe, die sich intensiv mit Paul Gauguin beschäftigt. Sie sei zur Überzeugung gelangt, dass es sich «ohne Zweifel um ein Werk Gauguins» handle, so das Kunstmuseum Basel.

Lücken gebe es dennoch und Fragezeichen blieben, sagt Reifert: «Es ist aber sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass dieses Werk um 1903 im Atelier von Paul Gauguin entstanden ist.»

Und so bleibt das «Portrait de l'artiste par lui-même» im Kunstmuseum Basel als das letzte echte Bild Gauguins hängen – versehen mit einigen Pinselstrichen allerdings, von denen niemand genau weiss, wer sie anbrachte.

Regionaljournal Basel, 27.10.2025, 17:30 Uhr ; 

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