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Schweiz Werden Zeitungen wieder politischer?

Es gab eine Zeit, da waren die Zeitungen Parteiblätter. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Bindung der Zeitungen zu einzelnen Parteien ab. Doch in jüngster Zeit scheint sich das wieder geändert zu haben. Ist die Vergangenheit die Zukunft der Printmedien?

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Renaissance der Parteipresse?
aus Echo der Zeit vom 06.01.2015. Bild: Wikimedia.com
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Die Meinungspresse liegt wieder im Trend. Zumindest wurde dieser Eindruck an der traditionellen Dreikönigstagung der Schweizer Medien in Zürich vermittelt. «Wir erleben ein Revival der Meinungspresse», sagt Hanspeter Lebrument. Er ist Präsident des Schweizer Verlegerverbandes.

Mit 73 Jahren ist er ein alter Hase im Geschäft und hat schon viele Entwicklungen erlebt. In seiner Jugend hätten Parteizeitungen den Ton angegeben. Die hätten den Bürgern gesagt, was sie zu denken und vor allem, wen sie zu wählen hätten. Später kamen politisch unabhängigere Zeitungen auf wie etwa der «Tages-Anzeiger» oder der «Blick».

Doch nun schlage das Pendel wieder in die andere Richtung: «Zeitungen beginnen jetzt wieder, sich stärker in ihrer weltanschaulichen Ausdruckskraft zu profilieren.» Die Zeitungen würden sich künftig wieder deutlicher von einander unterscheiden.

Nicht Parteizeitung, sondern eindeutige Haltungen

Zu dieser Einschätzung kommt auch Publizistik-Professor Ottfried Jarren von der Universität Zürich. Doch die Entwicklung gehe nicht zurück zur Parteizeitung, denn diese gaben die Positionen sozusagen von oben vor. Heute wollten sich die Leserinnen und Leser ihre Meinung selber bilden.

Die klassischen Massenmedien werden an Bedeutung verlieren. Die Medien werden sich auf spezialisierte Märkte konzentrieren müssen.
Autor: Ottfried Jarren Professor Publizistikwissenschaft

Die Tendenz gehe also hin zu eindeutigeren Haltungen: «Dies wird zunehmen, weil die klassischen Massenmedien an Bedeutung verlieren. Die Medien werden sich auf spezialisierte Märkte konzentrieren müssen.» Die Zeitungen müssten sich deshalb klarer voneinander unterscheiden, so Jarren, und den Lesern auch politisch eine Heimat bieten.

Neben einer klaren Haltung brauche eine Zeitung heute aber auch eine gewisse Vielfalt der Meinungen, ergänzt Markus Somm, Chefredaktor der «Basler Zeitung»: «Man muss wissen, dass die Basler Zeitung bürgerlich ist, und rechts von der Mitte steht. Aber sie bevormundet niemanden. Wir haben einen gewissen Pluralismus.»

Es gebe Standpunkte, die sich extrem widersprechen können. Eine moderne Zeitung müsse diese Gratwanderung schaffen, sagt Somm.

Wenn die politische Absicht so gross ist, dass sie quasi wichtiger wird als Journalismus, dann macht man Politik mit anderen Mitteln.
Autor: Res Strehle Chefredaktor «Tages-Anzeiger»

Politisches Ziel?

Auch wenn Somm davon spricht, dass seine Zeitung unterschiedliche Meinungen abbilde – in der Wahrnehmung vieler Leser hat sich die «Basler Zeitung» klar rechts-bürgerlich positioniert. Gleiches gilt für die «Weltwoche». Sie verfolgen in manchen Bereichen einen SVP-nahen Kurs.

Res Strehle, Chefredaktor des «Tages-Anzeigers», glaubt, hier verfolge der Journalismus ein politisches Ziel: «Wenn die politische Absicht so gross ist, dass sie quasi wichtiger wird als Journalismus, dann macht man Politik mit anderen Mitteln.» Es müsse sich noch zeigen, ob sich ein solcher Kurs wirtschaftlich auszahle.

Das aktuellste Beispiel dafür, wie wichtig die politische Position einer Zeitung ist, ist die NZZ. Der NZZ-Verwaltungsrat wollte bekanntlich Somm zum Chefredaktor ernennen, was in der Redaktion Proteste auslöste.

Für Medienwissenschaftler Ottfried Jarren ein klarer Fall, dass man eine Zeitung nicht folgenlos neu ausrichten könne: «Man achtet sehr drauf, dass eine gewisse Klarheit existiert. Der Verwaltungsrat ist verpflichtet, ein vernünftiges Konzept für und mit einer Redaktion umzusetzen.»

In der Tendenz suchen die Zeitungen wieder klarere politische Positionen. Dabei müssen sie aber vorsichtig vorgehen, sonst vergraulen sie ihre bisherigen Leser.

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