Worum geht es? Der Pianist Andreas Häfliger will in Altdorf im Kanton Uri eine Konzerthalle spezifisch für Kammermusik bauen. «Ich sehe das als Möglichkeit für Uri, sich als Kulturort zu etablieren», sagt Häfliger. Die Halle soll im ehemaligen Zeughaus zu stehen kommen. Entworfen hat die Holzkonstruktion der japanische Stararchitekt Shigeru Ban.
Wie sieht der Saal aus? Von aussen würde man dem Urner Zeughaus seine Transformation nicht ansehen. Innen jedoch soll es komplett umgebaut werden; oder ausgehöhlt, um genauer zu sein. Der Konzertsaal – eine rundliche Konstruktion, die an ein Sparschwein erinnert – würde ins Zeughaus hineingebaut. Es ist ein Holzbau, der auf den eigenen Beinen stehen soll. Zwischen diesen Beinen wäre das Foyer.
Für wen ist das? Der Konzertsaal soll Platz bieten für 200 bis 250 Personen. Die Konstruktion ist für den Klang von Kammermusik optimiert – also für kleine Ensembles, die ohne Dirigent auskommen. Mit an Bord ist auch Pius Knüsel, der langjährige Leiter des Urner Festivals Alpentöne. Der Klang werde den Saal von anderen abheben, ist er überzeugt. «Die Musik soll eine solche Reinheit erreichen, dass sich die Investition lohnt», sagt dieser.
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Bild 1 von 2. Die Verantwortlichen vergleichen das Klangerlebnis im geplanten Konzertsaal mit dem KKL in Luzern oder der Elbphilharmonie in Hamburg. Bildquelle: Visualisierung/Shigeru Ban Architects.
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Bild 2 von 2. Im Foyer sollen auch Veranstaltungen durchgeführt werden können. Den Verantwortlichen schweben etwa Lesungen vor. Bildquelle: Visualisierung/Shigeru Ban Architects.
Weshalb Altdorf? Der Initiant Andreas Häfliger wohnt selbst seit sechs Jahren im Urner Hauptort. In einer Kirche in Bürglen veranstaltet er mit der Flötistin Marina Piccinini die Konzertreihe «Zauberklang». Da diese immer umfangreicher werde, brauche es einen neuen Veranstaltungsort. Auch andere Konzerte und Konzertaufzeichnungen sollen im neuen Saal stattfinden. Durch die Spezialisierung auf Kammermusik erhofft sich Häfliger eine Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus. «Dieser Saal wird durch seine Intimität in ganz Europa bekannt werden.»
Wer bezahlt das? Für den Bau rechnet Häfliger mit Kosten von rund 45 Millionen Franken. Er ist zuversichtlich, dass das Geld durch Spenden und Beiträge von Stiftungen zusammenkommt. Der Kanton Uri beteiligt sich finanziell nicht am Projekt. Man wolle ihm jedoch «keine Steine in den Weg» legen, sagt Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind. Das ist relevant, weil das Zeughaus dem Kanton gehört. Das Projekt werde man prüfen. «Wir versuchen, Dinge zu ermöglichen», so Camenzind.
Wer ist der Architekt? Der Japaner Shigeru Ban ist bekannt für seine Holzkonstruktionen, die ihm diverse Preise eingebracht haben. Vergangenes Jahr wurde ihm der Praemium Imperale verliehen, der «Nobelpreis» der Künste. Seine Gebäude sind auf der ganzen Welt zu finden. In der Schweiz hat er unter anderem die Hauptsitze der Swatch- und der Tamedia-Gruppe entworfen.
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Bild 1 von 6. Der 68-jährige Japaner Shigeru Ban verbindet die traditionelle Bauweise seines Landes mit moderner Architektur. Es folgen einige seiner Projekte. Bildquelle: Keystone/AP/Richard Drew.
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Bild 2 von 6. Das Swatch-Hauptgebäude in Biel ist mit seiner Länge von 240 Metern eine der grössten Holzkonstruktionen der Welt. Das Gebäude wurde 2019 eröffnet. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 6. Shigeru Ban entwarf auch den Hauptsitz der Tamedia-Mediengruppe in Zürich. Speziell sei, dass die Struktur des siebenstöckigen Gebäudes komplett aus Holz gebaut wurde, heisst es auf der Webseite des Architekten. Bildquelle: Keystone/Christian Beutler.
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Bild 4 von 6. Für Gesprächsstoff sorgten diese transparenten Toiletten an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo. Wenn sie besetzt waren, trübte sich das Glas. Bildquelle: Keystone/AP/HIRO KOMAE.
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Bild 5 von 6. 2010 eröffnete im französischen Metz dieses Museum für zeitgenössische Kunst. Es gehört zum Centre Pompidou. Der Prototyp für die Holzkonstruktion wurde an der Schweizerischen Hochschule für Holzwirtschaft in Biel gebaut. Bildquelle: Keystone/AP/DIDIER BOY DE LA TOUR.
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Bild 6 von 6. Diese Musikhalle auf der Ile Seguin bei Paris wurde 2017 fertig gestellt. Die hexagonale Struktur der Kugel ist aus Holz. Bildquelle: Keystone/AP/Michel Euler.
Braucht es das? In den vergangenen Jahren sind in der Region bereits einige hochwertige Konzertsäle entstanden. Die Konzerthalle Andermatt etwa oder der Musiksaal in Vitznau, der auch auf Kammermusik spezialisiert ist. Selbstverständlich gebe es ein Konkurrenzverhältnis, sagt dazu Pius Knüsel. «Andreas und Marina werden jedoch ein Programm auf Weltklasseniveau zusammenbringen, das jene in Vitznau oder Andermatt übertrifft.» Der Beweis dafür können die Verantwortlichen erbringen, sobald der Saal steht. Zuerst wird nun aber ein Vorprojekt erarbeitet und im besten Fall würde der Saal in fünf Jahren stehen.