Aufgeben oder weitermachen? Vor dieser Frage stehen zahlreiche Skilifte im Appenzellerland. Das Problem: Ihre Hänge auf 800 bis 1000 Metern bleiben im Winter immer öfter grün.
So auch jene des Skilifts Urnäsch AR. Weit und breit kein Schnee, der Lift steht still. Das Dorf liegt auf dem Weg Richtung Säntis. Mit Baujahr 1944 einer der ältesten Skilifte der Ostschweiz.
Ein Skilift mit Geschichte
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Bild 1 von 3. In seinen Anfängen lockte der Skilift Urnäsch auch Gäste von ausserhalb an. Bildquelle: Skilift Urnäsch.
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Bild 2 von 3. Lange Jahre galt die Region als schneesicher. Bildquelle: Skilift Urnäsch.
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Bild 3 von 3. Das Plakat von 1944 warb mit der Nähe zum bekannten Säntis. Bildquelle: Skilift Urnäsch.
Seine Situation ist exemplarisch. Nur gerade sechs Tage war die Anlage letzte Saison in Betrieb. Ein reiner Winterbetrieb ist laut den Verantwortlichen nicht mehr rentabel. Umso weniger, als grosse Investitionen in die technischen Anlagen nötig werden. Alternativen sind also gefragt. Wohin die Reise geht, darüber will der Verwaltungsrat bald entscheiden.
Die bevorzugte Variante wäre ein Sommerbetrieb mit Biketrails, um eine gleichmässigere Auslastung zu erreichen und die Investition zu amortisieren. Aber auch die komplette Schliessung des Lifts steht zur Diskussion.
Unsere Grosseltern, Eltern und Kinder haben hier schon Skifahren gelernt.
Mit seiner Idee eines Sommerbetriebs macht sich der Skilift Urnäsch nicht nur Freunde. Widerstand gibt es vor allem von einigen Anstössern und Anstösserinnen. Auch der Gemeinderat stehe nicht geschlossen hinter einer erweiterten Nutzung.
Mehr politische Rückendeckung gibt es laut den Betreibern vom Kanton Appenzell Ausserrhoden. Für die Ausarbeitung einer neuen Strategie, die ein Sommerangebot mit Biketrails beinhaltet, haben sie Gelder vom Kanton erhalten.
Verwaltungsratspräsident Reto Rohner gibt sich optimistisch. Der Vorstand setze alles daran, dass Urnäsch seinen Skilift trotz aller Widrigkeiten behalten könne. «Wir sind der älteste Skilift der Ostschweiz. Unsere Grosseltern, Eltern und Kinder haben hier hier schon Skifahren gelernt und das bedeutet uns viel.»
Kunstschnee als Lösung – wenn es kalt genug ist
Auch in Appenzell Innerrhoden wünscht man sich schneereiche Winter zurück. In unmittelbarer Nähe der bekannten Ebenalp-Bahn steht, auf 850 Metern über Meer, der Skilift Horn in Schwende AI. Hier hilft man der Natur mit Kunstschnee auf die Sprünge.
Auch wenn die Wiesen unterhalb des Alpsteins grün sind, kann auf den Pisten gefahren werden. Denn vor fünfzehn Jahren wurde in eine Beschneiungsanlage investiert.
Finanziert wurde das Unterfangen über eine Genossenschaft. Sie sammelte rund anderthalb Millionen Franken. Der kleine Skilift stand damals am Scheideweg, wie jener in Urnäsch heute.
Kunstschnee für Skilift Schwende
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Bild 1 von 2. Sobald es kalt genug ist, beginnt man in Schwende mit der Beschneiung... Bildquelle: Luftseilbahnen Wasserauen-Ebenalp.
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Bild 2 von 2. ...damit die Skisaison möglichst lange dauert. Bildquelle: Luftseilbahnen Wasserauen-Ebenalp.
Im Rückblick sagt Genossenschafter Alois Signer: «Logisch war das eine total verrückte Idee. Aber wir wussten auch, dass wir etwas unternehmen müssen.» Nun stehen weitere Investitionen an. Dabei kann der Skilift Horn auf die Unterstützung der Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp zählen.
In den kommenden Jahren werden Bügellift und Talstation erneuert. Auch das provisorische Skibeizli soll einem Neubau weichen. Aufgabe der Genossenschaft bleibt primär die Finanzierung der künstlichen Beschneiung.
Kleine Skilifte, so ist man sich in Urnäsch und Schwende einig, sind mehr als nur Mittel zum Zweck. Sie sind ein erschwingliches Freizeitangebot und ein Pfeiler des Dorflebens, wenn sich sonntags Gross und Klein am Skilift treffen.