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Wahlen 15 «Die Wahlen müssen einfacher und spannender werden»

Trotz grosser Anstrengungen von Medien und Parteien blieb die Stimmbeteiligung mit 48,4 Prozent eher bescheiden. Der Politologe Lukas Golder glaubt, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger durch den komplizierten Wahlvorgang überfordert fühlen. Er plädiert für Vereinfachungen.

SRF News: Die Wahlbeteiligung lag mit 48,4 Prozent im Bereich der Wahlen von 2007 und 2011. Wieso gingen diesmal nicht mehr Personen wählen?

Lukas Golder

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Der Politologe und Medienwissenschaftler ist Leiter des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern. Seine Schwerpunkte sind unter anderem Medienanalysen, Abstimmungen und Wahlen sowie Image- und Reputationsanalysen.

Lukas Golder: Der Wahlkampf elektrisiert offenbar keine wirklich neuen Wählerschichten mehr. Das ist umso erstaunlicher, als dass die Medien und Parteien viel unternommen haben, um neue Schichten anzusprechen. Die jungen oder neu einzubindenden Menschen für die Wahlen zu begeistern ist schwieriger geworden.

Welche Auswirkungen hat dies auf das Wahlresultat?

Jene, die nicht mehr wählen gehen und jene, die neu wählen gehen, halten sich die Waage. Man kann mit zusätzlicher Mobilisierung nichts mehr hinzugewinnen, es ist ein Nullsummenspiel geworden. Offenbar spricht aber insbesondere die SVP die Neuwähler an. Sei es wegen der Themen oder wegen ihres Wahlkampfs. Hingegen bekunden die Mitteparteien, die bei den Älteren noch recht gut dastehen, Mühe – sie sind für die Neuwähler zu wenig attraktiv.

Waren schlechte Kampagnen Schuld daran, dass die Parteien nicht mehr Wähler mobilisieren konnten?

Ich habe die Kampagnen insgesamt als recht gut wahrgenommen. Die Parteien versuchten, alle Medien miteinzubeziehen und die Wählerinnen und Wähler mit aller Kraft zu mobilisieren, zu motivieren und für die Wahlen zu begeistern. Es waren alle nötigen Elemente vorhanden. Allerdings ist die institutionelle Politik schwierig zu erklären. Es gibt eine Vielzahl an Parteien und noch viel mehr Kandidierende. Es ist nicht einfach, sich hier zurechtzufinden und eine Entscheidung zu fällen. In Zukunft muss besser erklärt werden, wie und was man wählen kann.

Es braucht mehr Wahlduelle.

Wie kann man künftig denn neue Wählerschichten mobilisieren?

Für eine lebendige Demokratie braucht es auch eine hohe Wahlbeteiligung, man kann nicht alles auf die direktdemokratischen Abstimmungen schieben. Entsprechend muss ein gut funktionierendes Parlament im Volk eingebunden sein. Um die Stimmbeteiligung zu erhöhen, braucht es eine Vereinfachung der allzu grossen Anzahl Listen. Auch braucht es mehr Duelle im Stil «Herausforderin gegen Amtsinhaber». Denn genau in jenen Kantonen, in denen es diesmal zu solchen Situationen kam, ist die Wahlbeteiligung angestiegen. Für eine höhere Stimmbeteiligung braucht es elektrisierende Momente im Wahlkampf.

Braucht es den stärken Wahlkampf auch in den Medien?

Audio
«Die institutionelle Politik ist schwierig zu erklären»
aus SRF 4 News aktuell vom 19.10.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 38 Sekunden.

Die Redaktionen in den Medien versuchten, den Wahlkampf in der ganzen Breite darzustellen, die Parteien machten ihre Kampagnen im bezahlten Raum der Medien. Doch am Schluss bleibt der riesige Berg an Wahlmaterial, welches jeder Stimmbürger nach Hause erhält. Er muss sich da durchkämpfen, viele fühlen sich überfordert. Hier müssen Vereinfachungen und Abkürzungen möglich werden. Ich denke etwa an die Internet-Plattform Smartvote. Sie ist recht interessant, stellt aber die Duellsituation zwischen Herausforderer und Amtsinhaber noch zu wenig dar. Eine Zuspitzung solcher Situationen auch bei Smartvote könnte in Zukunft mithelfen, mehr Wähler anzusprechen. Immerhin konnte der negative Trend bei der Stimmbeteiligung der 70er- bis 90er-Jahre gestoppt werden. Um einen Rückfall zu verhindern, sollten die Wahlen etwas einfacher und spannender werden.

Das Gespräch führte Lukas Mäder.

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