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Autohersteller in der Krise Milliardenverlust bei VW – die Gründe

Der VW-Konzern ist im dritten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Die Zentrale in Wolfsburg meldete am heutigen Donnerstag einen Verlust von 1.072 Milliarden Euro (0.995 Milliarden Franken nach aktuellem Kurs) von Juli bis September. SRF-Wirtschaftsredaktorin Manuela Siegert beantwortet die wichtigsten Fragen.

Manuela Siegert

Wirtschaftsredaktorin

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Manuela Siegert ist seit 2009 Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Sie recherchiert vor allem für die Sendungen «Tagesschau» und «10vor10» sowie für die digitalen Kanäle.

Weshalb dieser riesige Verlust?

Volkswagen schiebt den Gewinneinbruch grösstenteils auf seine Tochter Porsche. Das einstige Vorzeigeunternehmen hatte seinerseits vor knapp einer Woche einen Verlust von 967 Millionen Euro verkündet. Es ist eine steile Talfahrt für VW: Vor einem Jahr hatte der Konzern noch 1.56 Milliarden Euro Überschuss ausgewiesen. Dabei konnte Volkswagen bei seinen Kernmarken sogar leicht zulegen: Im dritten Quartal wurden 2.2 Millionen Fahrzeuge aller Konzernmarken ausgeliefert, 1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Was ist das Problem bei Porsche?

Die Absatzzahlen der Elektrofahrzeuge sind weit unter den Erwartungen geblieben. Offenbar wollen viele Kundinnen und Kunden Porsche mit dem traditionellen Benzinmotor. Deshalb tritt man nun auf die Bremse: Im September hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass gewisse vollelektrische Modelle vorerst nicht auf den Markt kommen werden. Dafür baut Porsche seine Produktionsplattformen um – oder eben zurück. Und das kostet. Porsche rechnet mit Abschreibungen und Rückstellungen von bis zu 1.8 Milliarden Euro im Jahr 2025.

Wie die Börse reagiert

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Turm im VW-Logo im Dunklen.
Legende: VW in Wolfsburg: vom stolzen Vorzeigeunternehmen zum Konzern in der Krise. Keystone / JULIAN STRATENSCHULTE

Im Aktienhandel hatte man mit schlechten Zahlen gerechnet; sowohl Porsche als auch Volkswagen hatten ja bereits Gewinnwarnungen herausgegeben. Die Porsche-Aktie war daraufhin am 23. September bereits um 7.8 Prozent eingebrochen. Dennoch sind beide Aktien weiter leicht gesunken.

Ist Porsche das einzige Problem von VW?

Nein. Derzeit kämpft Volkswagen mit einem drohenden Mangel an Chips. Der niederländische Hersteller Nexperia ist unter chinesischer Kontrolle, und China hatte kürzlich einen Exportstopp verhängt. Nun hangelt sich Volkswagen von Woche zu Woche. Aktuell heisst es, in den kommenden Tagen – laut VW-Chef Oliver Blume konkret bis zum 4. November – könne regulär produziert werden. Was danach ist? Man weiss es nicht.

Welche wirtschaftlichen Konsequenzen hat diese deutsche Autokrise?

Grosse, denn die Autoindustrie ist enorm wichtig für Deutschland. An ihr hängen laut Statistischem Bundesamt 770'000 Arbeitsplätze. Die Hersteller können mit den beweglichen und staatlich geförderten Firmen vornehmlich aus Asien kaum mithalten. Auch die Zulieferer kämpfen mit Problemen. Bosch etwa kündigte einen Stellenabbau von 13'000 Jobs an. Laut dem Beratungsunternehmen EY sind in der deutschen Autobranche innerhalb eines Jahres mehr als 50'000 Jobs verloren gegangen – so viele wie in keiner anderen Branche.

Was bedeutet das für die Autostädte?

Die deutsche Autokrise wirkt sich auf das Selbstverständnis ganzer Regionen aus. Wolfsburg etwa existiert nur wegen VW: Es wurde in der Nazizeit 1938 gegründet als Wohnstadt für die Menschen, die den VW-Käfer bauen sollten. Im Süden Deutschlands ist Stuttgart tief getroffen, dessen Wohlstand zum grossen Teil auf Porsche und Mercedes-Benz fusst. In der Stadt erfand Gottlieb Daimler in den 1880er-Jahren das Automobil. Nun zeigen vor allem asiatische Hersteller, dass die deutsche Autobau-Expertise definitiv Vergangenheit ist.

Diese Marken gehören zu VW

Wie geht es weiter?

Volkswagen versucht sich mit Sparmassnahmen und Umstrukturierungen über Wasser zu halten. In harten Verhandlungen mit den Gewerkschaften hat VW Ende 2024 ein Sanierungsprogramm beschlossen. Dort sieht man sich auf gutem Weg. Dazu schmerzen aber die Zölle aus den USA. VW rechnet damit, dass diese den Konzern 2025 mit 5 Milliarden Euro belasten werden. Die ursprüngliche Strategie, Verluste in China mit mehr Exporten in den USA auszugleichen, ist nun verfehlt.

SRF 4 News, 30.10.2025, 8:30 Uhr ; 

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