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Bald ein Crash? Die Risiken an den Finanzmärkten steigen

Es gibt noch keine Hinweise auf einen bevorstehenden Finanzcrash. Doch die Gefahren nehmen zu: Überbewertete Aktienmärkte, teure Kredite, wackelige Schattenbanken, fallende Anleihenwerte und geopolitische Spannungen bilden eine riskante Mischung. Fünf Risiken im Überblick.

1. Überbewertete Aktien

Problem: Viele Aktien, vor allem von Tech-Firmen, und auch Anleihen sind derzeit stark überbewertet. Alleine die Papiere des US-Chipherstellers Nvidia legten in den letzten drei Jahren 1000 Prozent zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) warnen, dass diese Preise kaum zu den schwachen Wirtschaftsdaten passen.
Wirkung: Kommen Anleger plötzlich zu der Erkenntnis, zu viel gezahlt zu haben, könnten sie massenhaft verkaufen. Die Kurse würden einbrechen – wie 2000 beim Platzen der Dotcom-Blase oder 2022 nach dem Zinsanstieg.
Folge: Fonds, Banken und Pensionskassen stünden vor hohen Verlusten. Das Vertrauen in die Märkte würde schwinden – und damit die Bereitschaft, Geld zu investieren.

2. Teure Kredite

Problem: Nach Jahren niedriger Zinsen müssen Unternehmen ihre Schulden nun zu deutlich höheren Kosten refinanzieren. Besonders Firmen mit schlechter Bonität geraten unter Druck.
Wirkung: Steigende Zinskosten schmälern die Mittel für Investitionen und Löhne. Manche Unternehmen kämpfen ums Überleben, weil sie ihre Kredite nicht mehr bedienen können.
Folge: Je mehr Firmen scheitern, desto vorsichtiger agieren Banken und Investoren. Kredite werden knapper und teurer – ein Teufelskreis, der Wachstum hemmt und Arbeitsplätze gefährdet.

3. «Schattenbanken»

Problem: Neben klassischen Banken gewinnen heute «Schattenbanken» wie Fonds, Versicherungen oder Hedgefonds an Bedeutung. Sie unterliegen jedoch weniger strengen Regeln.
Wirkung: Gerät einer dieser grossen Akteure in Not, kann das schnell auf andere übergreifen, da Banken eng mit ihnen verbunden sind. So geschehen 2021, als der Hedgefonds Archegos mit riskanten Wetten Milliardenverluste verursachte. Die Credit Suisse erlitt beim Zusammenbruch des Fonds Verluste in Höhe von rund 5.5 Milliarden US-Dollar.
Folge: Verlieren Investoren das Vertrauen, gerät das gesamte Finanzsystem ins Wanken. Dann müssten Regierungen und Zentralbanken erneut eingreifen, um Schlimmeres abzuwenden.

4. Fallende Anleihenwerte

Problem: Banken, Versicherungen und Pensionskassen besitzen oft Anleihen mit langen Laufzeiten. Steigen die Zinsen, sinkt der Wert dieser Papiere – ein Effekt, der im März 2023 zur Pleite der Silicon Valley Bank beitrug.
Wirkung: Fallende Anleihenwerte belasten die Bilanzen. Gleichzeitig verteuern sich neue Kredite und Anleihen.
Folge: Viele Institute könnten vorsichtiger agieren und weniger Geld verleihen. Das bremst die Wirtschaft – und bei anhaltender Unsicherheit drohen neue Marktturbulenzen.

5. Geopolitische Spannungen

Problem: Handelskonflikte, Kriege und Sanktionen stiften Unsicherheit. Auch politische Eingriffe oder neue Regeln können Märkte erschüttern.
Wirkung: Schon eine überraschende Nachricht – etwa ein Handelsstreit oder ein militärischer Vorfall – treibt Kurse wild nach oben oder unten. Viele Investoren ziehen ihr Geld ab und entziehen den Märkten Liquidität.
Folge: Die Kurse stürzen stärker ab, als es nötig wäre, und schüren Panik. Oft bleibt den Zentralbanken nichts anderes übrig, als einzugreifen, um die Märkte zu stabilisieren.

Zusätzliches Risiko: Staatsschulden explodieren

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Diagramm der 15 Länder mit der höchsten Staatsverschuldung 2024 im Verhältnis zum BIP, Sudan an der Spitze.
Legende: Statista/IMF

Viele Länder haben sich in den vergangenen Jahren stark verschuldet – zuerst durch die Pandemie, dann durch Energiekrise und Aufrüstung. Laut dem Internationalen Währungsfonds könnte die weltweite Staatsverschuldung bis 2029 auf über 100 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung steigen. Besonders kritisch sind die USA mit ihren exorbitanten Schulden.

Wenn Staaten mehr Geld leihen müssen, steigen die Zinsen für Staatsanleihen. Investoren verlangen höhere Renditen, weil sie mehr Risiko sehen. Das verteuert auch Kredite für Unternehmen und Haushalte. Gleichzeitig haben Regierungen weniger Spielraum, um in Krisen gegenzusteuern.

Vertrauen ist hier das Schlüsselwort: Wenn Investoren anfangen zu zweifeln, ob Staaten ihre Schulden langfristig bedienen können, kann das Kettenreaktionen auslösen – fallende Anleihenkurse, steigende Risikoaufschläge und Turbulenzen an den Finanzmärkten. Das war 2012 in der Eurokrise zu sehen – und die Gefahr wächst, dass sich ein solches Szenario wiederholt, wenn die Zinsen hoch bleiben.

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Heute Morgen, 16.10.2025, 6 Uhr; wilh

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