Es gaht ja no e zitlang bis es Wiehnachte isch. Um d Warteziit chli z verchürze, machedmer jetzt es Türli bi eusem Adventskalender uf.
Vor 29 Jahren zauberte das «Karussell» des Schweizer Fernsehens ein bisschen Weihnachten in die Wohnzimmer – und liess den Organisten des Zürcher Grossmünsters aufspielen, der sich hinter Tür Nummer 8 des Adventskalenders verbarg. Hans Vollenweider griff trotz gebrochenem Arm in die Tasten:
Ob es Beschwerdebriefe von Kindern gab, die lieber Schokolade gehabt hätten, ist nicht überliefert. Das ältere Publikum dürfte Vollenweiders Einsatz aber goutiert haben.
Generationenübergreifend herrscht in einem Punkt Einigkeit: Vorfreude ist die schönste Freude – und nichts versüsst das Warten auf Weihnachten mehr als ein Adventskalender.
Wachstumsbranche Weihnachten
Das belegen auch die nackten Zahlen. Das Marktforschungsunternehmen Dataintelo schätzt die globalen Umsätze für letztes Jahr auf 1.9 Milliarden US-Dollar. Die Hälfte davon fällt auf Europa, wo Weihnachten kulturell am stärksten verankert ist.
Und: Weihnachten ist eine Wachstumsbranche. So prognostiziert Dataintelo, dass der Markt mit Adventskalendern jährlich um acht Prozent wächst – bis 2033 könnten damit fast vier Milliarden US-Dollar umgesetzt werden.
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Bild 1 von 4. Ihren Ursprung haben Adventskalender im frühen 19. Jahrhundert in Deutschland. Um Kindern die Wartezeit bis Weihnachten zu veranschaulichen, zündete man in protestantischen Familien jeden Tag eine Kerze an. Bildquelle: Wikimedia Commons.
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Bild 2 von 4. Bald kursierten Bilder mit christlichen Motiven oder Wagenräder mit Kerzen. Die ersten kommerziell gedruckten Adventskalender kamen Anfang des 20. Jahrhunderts in Umlauf. Bild: Adventskalender «Im Lande des Christkinds» von 1903. Bildquelle: Wikimedia Commons.
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Bild 3 von 4. Adventskalender gehören heute zu Weihnachten wie Glühwein, Zimt und Mandarinen. Und auch die Tradition der Adventskerzen hat sich über viele Jahre erhalten, wie dieser feuchtfröhliche Weihnachtsabend 1958 in Zürich zeigt. Bildquelle: Keystone / Photopress Archiv.
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Bild 4 von 4. In den 1950er-Jahren stiegen Adventskalender zum Massenprodukt auf. Mittlerweile ist ein Milliardengeschäft entstanden – das sich auch an Erwachsene richtet. Bild: Weihnachtsverkauf in Oskar-Weber-Spielwarengeschäft in Zürich 1968. Bildquelle: Keystone / Photopress Archiv.
Grund für die steigenden Umsätze sind nicht die traditionellen Adventskalender mit Süssigkeiten und Spielzeug für Kinder, wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart ausführt. Der eigentliche Wachstumstreiber seien nämlich die Türchen, die sich für die Erwachsenen öffnen.
Mit Adventskalendern können Unternehmen sich und ihre Produkte 24 Mal in Erinnerung rufen.
Beauty-Artikel, Schmuck, Delikatessen, technische Gadgets – der Kreativität der Industrie sind kaum Grenzen gesetzt. Für Unternehmen sind Adventskalender ein perfektes Marketing-Tool. «Sie können sich und ihre Produkte 24 Mal bei der Kundschaft in Erinnerung rufen – und werden so in ihrem Alltag relevant», so Jacquemart.
Social Media befördert den Boom zusätzlich: Wer virtuell Türchen öffnet, bekommt einen Rabattcode – und wird gleich auf die Verkaufsportale weitergeleitet.
Kein Grund, zum Grinch zu werden
Dass Weihnachten auch ein Geschäft ist, merkt man an jedem Glühweinstand. Und eben auch an den Adventskalendern, die per Pushmeldung aufpoppen oder die Buchhandlungen kapern.
Zum Grinch muss man deswegen nicht werden. Denn ohne die kleinen und grossen Überraschungen wäre Weihnachten schliesslich nur halb so schön.