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Wirtschaft Dringend gesucht: Flugpersonal

Die Swiss braucht 800 neue Flight Attendants und führt nun auch Castings durch. Die Airline begründet den Personalbedarf mit dem Flottenausbau. Branchen-Beobachter berichten von schlechteren Löhnen und Arbeitsbedingungen. Zudem zeichnet sich ein weltweiter Pilotenmangel ab.

Seit ein paar Monaten führt die Swiss Castings durch, die an Speed-Dating erinnern. Die Airline sucht dringend 800 neue Flight Attendants.

Der Traum vom Fliegen scheint trotz härterer Arbeitsbedingungen und tiefem Anfangslohn nicht ausgeträumt: 85 vorwiegend weibliche und junge Flugwillige stehen am frühen Samstagmorgen in den Gängen eines Luzerner Hotels, um sich von Swiss casten zu lassen.

Kandidaten für neue Flugbegleiter
Legende: Belastbar? Teamfähig? Keine Tattoos? Interessenten fürs Swiss-Casting. SRF

«Tattoos sind nur erlaubt, wenn sie nicht sichtbar sind», sagt Rekrutierungschefin Julia von Specht. Es ist eines der Kriterien für das Kabinenpersonal, das als erstes geprüft wird. Danach werden in Gruppenübungen die Teamfähigkeit und Belastbarkeit getestet. Englischkenntnisse sind unabdingbar.

Mehr Personal für neue Flugzeuge benötigt

Man suche vor allem neues Personal, weil die Flotte erneuert und ausgebaut werde. Auch die Fluktuation spiele dabei eine Rolle, diese sei aber nicht höher als in den letzten Jahren und sei ein allgemeines Phänomen der Branche. Genaue Fluktuations-Zahlen gibt die Swiss nicht bekannt.

Am meisten neues Kabinenpersonal wird für die neue grössere und personalintensivere Boeing-777 gesucht. Bis 2018 benötige die Swiss für die neun neuen Langstrecken-Flugzeuge 360 zusätzliche Angestellte, sagt Swiss-Sprecher Stefan Vasic im Interview mit «ECO». Für die neue C-Serie von Bombardier für Europaflüge brauche man nochmals 150 Flight Attendants.

Kritik an Lohn und Arbeitsbedingungen

Viele der jungen Menschen geben am Casting ihrer Hoffnung Ausdruck, im Job neue Kulturen und die Welt kennenzulernen. Denny Manimanakis bremst aber: Wer heute als Flight Attendant arbeite, sähe immer weniger von der Welt. Er ist Präsident des Kabinenpersonalverbands. Er sagt – anders als die Rekrutierungschefin - die Fluktuation bei der Swiss habe sich in den letzten Jahren verdoppelt.

Die Arbeitsbedingungen seien strenger geworden und die Zeit für Pausen kürzer: «Es ist ein knochenharter Job, weshalb zunehmend auch dienstältere Flight Attendants die Swiss verlassen oder nur noch Teilzeit arbeiten wollen und können», meint Manimanakis weiter. «Flight Attendants müssen heute zudem länger im Unternehmen bleiben, um auf einen anständigen Lohn zu kommen, und das machen viele nicht mehr». Der Einstiegslohn für das Kabinenpersonal beträgt 3‘400 Franken.

Julia von Specht.
Legende: «Das Berufsbild des Flight Attendants hat sich gewandelt». Swiss-Rekrutierungschefin Julia von Specht. SRF

Engpass diesen Sommer?

«Das Berufsbild des Flight Attendants hat sich gewandelt», gesteht Julia von Specht in «ECO» ein. Die Ansprüche seien durch den engeren Flugplan gestiegen. «Viele nutzen den Beruf als Sprungbrett in die Arbeitswelt oder vor einem Studium», sagt von Specht weiter.

Weil Flugpersonal gefehlt hat, ist bei Swiss auf den Strecken nach Tel Aviv und Kairo teilweise weniger Kabinenpersonal mitgeflogen als üblich. Der Sommerflugbetrieb könne aufrechterhalten werden, sagt Swiss-Sprecher Vasic. Für den Sommerflugplan seien 1,5 Prozent mehr Flüge geplant als im letzten Jahr.

Drohender Pilotenmangel

Dass Airlines bald viel mehr Personal brauchen, ist ein weltweites Phänomen. Vor allem vorne im Cockpit zeichnen sich Engpässe ab: Laut einer Studie von Boeing brauche es bis 2034 weltweit 558'000 neue Piloten.

Den grössten Bedarf gibt es demnach im rasant wachsenden Flugmarkt im asiatisch-pazifischen Raum (226'000), aber auch die USA und Europa seien betroffen: Dort brauche es je 95'000 Piloten. Die Boeing rechnet damit, dass Flugzeug-Hersteller bis dann mehr als 38'000 Flugzeuge ausliefern werden.

«Im schlimmsten Fall bleiben dann Flugzeuge am Boden stehen», sagt Andreas Wittmer vom Center for Aviatic Competence der Universität St. Gallen zu «ECO». Dieses Szenario drohe, wenn es den Fluggesellschaften nicht gelänge, neues Personal zu finden und bestehende Piloten besser auszulasten.

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