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Fake-Produkte Bei Fälschungen im Internet ist der Schaden enorm

Gefälschte Produkte im Onlinehandel nehmen zu. Sie gefährden jährlich 6000 Arbeitsplätze in der Schweiz und verursachen so grossen wirtschaftlichen Schaden.

«Vom Autopneu bis zur Zahnbürste – alles wird gefälscht», sagt Eveline Capol. Sie macht in der Black-Friday-Woche mit einem roten Container im Shoppyland Schönbühl bei Bern auf die Fälschungsproblematik aufmerksam. Capol ist Leiterin der Geschäftsstelle von Stop Piracy – einem Verein, der vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum IGE initiiert wurde.

Im Container werden unter anderem gefälschte Uhren, Kopfhörer, Turnschuhe und sogar eine gefälschte Gartenschere ausgestellt.

Erkennen Sie die Fälschungen?

Vor allem online bestellte Fälschungen nehmen zu: In den vergangenen fünf Jahren hätten sich diese vervierfacht. Das ist wohl konservativ gerechnet, bezieht man sich dabei doch auf die beschlagnahmte Menge am Schweizer Zoll. Die Behörden können wegen der schieren Menge an Paketen – vor allem aus China – lediglich Stichproben durchführen.

Gefälschtes Labubu-Plüschtier
Legende: Sogar Labubus werden gefälscht Die Plüschtiere, die diesen Sommer einen kurzen Hype erlebten, heissen als Fälschung «Lafufu». SRF

«Der wirtschaftliche Schaden für die Schweiz ist enorm», sagt Capol. Eine Studie der OECD zeige, dass aufgrund von gefälschten Produkten hierzulande über 6000 Arbeitsplätze pro Jahr verloren gingen. Die entgangenen Umsätze in der Schweiz beliefen sich auf über 4.5 Milliarden Franken.

Gefälschte Uhren als Spitzenreiter

Am häufigsten beschlagnahmt der Zoll gefälschte Uhren, vor allem Luxusuhren von Rolex oder der Swatch-Marke Omega.

Gefälschte Rolexuhr
Legende: Gefälschte Rolex-Luxusuhr Diese Fälschung wurde vom Zoll beschlagnahmt. Doch der Kampf der Originalhersteller ist schwierig. SRF

Die Swatch Group schreibt auf Anfrage von SRF, der Onlinehandel von gefälschten Uhren habe ein industrielles Ausmass erreicht. Man bekämpfe Fälschungen und Piraterie entschlossen und arbeite mit Strafverfolgungsbehörden zusammen.

Die Swatch Group zu Fälschungen im Internet:

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«Im Internet sind Verstösse gegen das geistige Eigentum oder die Täuschung von Verbrauchenden zumeist ohne grösseres Risiko für die Täter möglich. Die Anonymität, die einfachen internationalen Zahlungsmöglichkeiten, die geringen Versandkosten, die Vielfalt der Vertriebskanäle und das Fehlen internationaler Sanktionsmöglichkeiten erschweren die Anzeige oder Strafverfolgung.

Infolgedessen hat der Onlineverkauf von gefälschten Produkten inzwischen ein industrielles Ausmass erreicht, und die Swatch Group ergreift seit vielen Jahren spezifische Massnahmen zur Bekämpfung von Fälschungen im Internet.

Angesichts des Ausmasses dieses Phänomens ist es notwendig, sich mit neuen Instrumenten auszustatten, um dieses spezifische Problem anzugehen und insbesondere einen globalen Ansatz und ein globales Verständnis des Phänomens zu gewährleisten. Um gefälschte Produkte zu verhindern, muss die Sichtbarkeit von solchen Angeboten verringert werden, um so deren Nachfrage zu reduzieren. (...)

Jede Verletzung des geistigen Eigentums oder des Know-hows von Unternehmen der Swatch Group wird sofort rechtlich geahndet und das Phänomen der Fälschungen und der Piraterie von Produkten und Dienstleistungen entschlossen bekämpft.

Dazu verfügt die Swatch Group über ein spezielles Team zur Bekämpfung von Fälschungen und arbeitet auch eng mit dem Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) sowie mit den Zoll-, Polizei- und anderen Straf- und Verwaltungsbehörden der verschiedenen Länder, in denen sie tätig ist, sowie auf internationaler Ebene insbesondere mit Europol zusammen.»

Ein weiterer Trend: Gefälschte Schweizer Fussballtrikots. Sie werden zu Billigstpreisen auf chinesischen Plattformen verkauft: vom Nati-Trikot über solche von mehreren Super League-Clubs.

Schwieriger Kampf der Markeninhaber

Der FC Thun schreibt auf Anfrage von SRF, die Fälschungen entsprächen weder qualitativ noch produktionstechnisch den Standards der Originaltrikots. Man empfehle den Fans, ihre Fussballtrikots nur über die offiziellen Verkaufsstellen zu beziehen.

Der Schweizerische Fussballverband verurteilt die Fälschungen gegenüber SRF, konkrete Massnahmen scheinen aber praktisch unmöglich.

Der Schweizerische Fussballverband SFV zu Fälschungen

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«Der Schweizerische Fussballverband beobachtet mit Besorgnis, dass gefälschte Trikots und weitere Merchandising-Artikel im Onlinehandel und insbesondere auf internationalen Marktplätzen angeboten werden. Als Markeninhaber setzen wir uns konsequent für den Schutz des geistigen Eigentums der SFV-Marken ein. Wir verurteilen Fälschungen aufs Schärfste.

Wir stehen im Austausch mit unseren Ausrüstungs- und Vertriebspartnern, um Rechtsverletzungen zu identifizieren und zu verfolgen. Gefälschte Produkte schädigen nicht nur die Markenrechte des SFV und unserer Partner, sondern untergraben auch die Wertschöpfung eines fairen und regulierten Warenverkehrs. Zudem entsprechen sie häufig nicht den Qualitäts- und Sicherheitsstandards der Originalprodukte. 

Der SFV empfiehlt Konsumentinnen und Konsumenten, offizielle Verkaufsstellen und autorisierte Händler zu nutzen. Nur so ist gewährleistet, dass sie ein qualitativ hochwertiges und rechtlich einwandfreies Produkt erwerben und gleichzeitig den Schweizer Fussball unterstützen.»

Gefälscht oder nicht? Bei Adidas-Schuhen auf der chinesischen Plattform Temu ist die Sachlage weniger klar. Sie werden zu Preisen um die 80 Franken angeboten. Adidas macht gegenüber SRF aber klar: «Adidas verkauft selbst keine Produkte auf der Plattform und erlaubt auch nicht den Weiterverkauf von Produkten auf der Plattform.»

Ein Unternehmenssprecher von Temu schreibt SRF, man stehe in diesem Fall mit Adidas im Austausch.

So nimmt Temu Stellung

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«Wir stehen in direktem Austausch mit dem globalen IP-Team von Adidas, um deren geistige Eigentumsrechte zu schützen. Sobald unsere Prüfprozesse oder Hinweise von Rechteinhabern oder anderen Beteiligten potenziell rechtsverletzende Angebote identifizieren, entfernen wir diese umgehend und ergreifen Massnahmen gegenüber den Händlern.

Für markengeführte Produkte wie Adidas verlangen wir von Händlern die Vorlage entsprechender Dokumente, etwa Nachweise über den rechtmässigen Bezug oder Autorisierungsschreiben, bevor sie Produkte listen können.

Wir betreiben eine IP-Datenbank mit inzwischen fünf Millionen Bildern und neun Millionen Schlüsselwörtern. Mehr als 5000 Marken – darunter auch Adidas – werden standardmässig geschützt.

Wir begrüssen es, wenn Rechteinhaber ihre Markeninhalte bei uns registrieren, um die proaktive Prüfung weiter zu verbessern, und wenn sie über unser IP-Schutzportal entsprechende Meldungen einreichen.»

«Jeder Franken, der in eine Fälschung investiert wird, geht in die organisierte Kriminalität», sagt Eveline Capol. «Mit Fälschungen unterstützt man die Falschen.»

Wie erkennt man Fake-Seiten?

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Bei nicht eindeutig als Fälschung identifizierbaren Produkten könne auch ein genauer Blick auf die Website Aufschluss geben, sagt Stop Piracy-Chefin Eveline Capol. «Schauen Sie zum Beispiel das Impressum oder Kontaktangaben an. Die müssen vollständig sein.»

Und: Eine E-Mail-Adresse alleine sei keine Retourenadresse. Zudem wurde ein Blick auf Kundenrezensionen auf offiziellen Bewertungsseiten helfen, so Capol.

Wer Fälschungen kauft, macht sich zwar nicht strafbar. Doch weil sie verboten sind, kann sie der Zoll beschlagnahmen – und die Markeninhaber können von der Käuferin oder dem Käufer Schadenersatz verlangen.

Tagesschau, 27.11.2025, 19:30 Uhr

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