Ungesicherte Kredite: Neulich hat der Autozulieferer First Brands in den USA Insolvenz beantragt. Das Unternehmen versinkt in den Schulden und braucht neues Geld. Nun zeigen die Dokumente beim Gericht: Die UBS steckt mit Anlagefonds und der Vermögensverwaltung (Asset-Management) mit drin – zusammengerechnet sind es 516 Millionen Dollar. Zum Teil sind die Kredite nicht abgesichert – es gibt ein erhöhtes Risiko für die Kundinnen und Kunden der betroffenen Fonds.
Wer ist First Brands: First Brands ist einer der grössten Lieferanten von Autoteilen mit Sitz in Michigan USA. Die Gruppe liefert Bremssysteme, Kraftstoffpumpen, Filter, Scheibenwischer und vieles mehr. First Brands ist in den vergangenen Jahren durch Firmenübernahmen gewachsen. Ein Beispiel aus Deutschland: Vor zwei Jahren kaufte First Brands die bekannte Firma Westfalia, welche Anhängerkupplungen und Trägersysteme für Fahrräder auf Autos verkauft. Die Übernahme wurde auf Pump finanziert.
Das Problem: Die Gruppe ist ein undurchsichtiges Konstrukt – mit etlichen verschachtelten Firmen. Bei Kreditgebern müssten Warnlichter aufleuchten. Der Fall erinnert an die Signa-Holding von Pleitier René Benko in Österreich. Ähnlich wie die Signa-Gruppe ist auch First Brands ein intransparentes Geflecht von Firmen. Es gibt keine gesicherten Informationen zu den Geschäftszahlen und der Organisation. Chef und Präsident ist Patrick James in Personalunion – er ist so etwas wie ein Phantom.
Die Rolle der UBS: Die Bank hat beim Firmengeflecht von First Brands über Fonds in verschiedene Firmeneinheiten investiert. Problematisch erscheinen vor allem die Kredite, die durch die beiden Fonds «UBS Hedge Fund Solutions» und «1977 O’Connor» gewährt wurden, es gibt für diese Investments offenbar keine Sicherheiten. Das heisst: Kunden der beiden Fonds stehen in erhöhtem Risiko. Möglicherweise verlieren sie Geld. Der Ärger scheint vorprogrammiert. Fraglich ist, weshalb die beiden Fonds hohe Anteile ihrer Vermögen in die Gruppe gesteckt haben. Bei den Krediten geht es um die Vorfinanzierung von Warenlieferungen, also Lieferkettenkredite.
Umfeld für Firmenzerschlagung schlecht: Nachdem First Brands beim zuständigen Gericht in Texas Gläubigerschutz beantragt hat – wird die Firma saniert. Gut möglich, dass das Unternehmen zerschlagen wird und einzelne Firmen und Marken verkauft werden. Dadurch dürften zumindest die Gläubiger von gesicherten Krediten einen Teil der Guthaben zurückerhalten. Das Problem: Die Zerschlagung von First Brands erfolgt in einer Zeit, in welcher die Branche der Autozulieferer in einer tiefen Krise steckt, es wird wohl schwierig sein, Käufer zu einem guten Preis zu finden.
Heikler Zeitpunkt: Auf Anfrage schreibt die UBS, sie analysiere die Auswirkungen auf die bei ihr betroffenen Fonds und werde «alles daransetzen, die Interessen unserer Kundinnen und Kunden zu wahren». Für die Grossbank kommen die Schlagzeilen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Derzeit läuft die Debatte über die Eigenmittel der Bank, wie viel Geld sie auf die Seite legen muss, um das Geschäft abzusichern. Die UBS möchte tiefere Eigenkapitalwerte als die vom Bundesrat vorgeschlagenen. Vor diesem Hintergrund sind Meldungen zu möglicherweise gefährdeten Krediten heikel.