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Migros-Chef zum Preiskampf «Wir haben noch grosse Möglichkeiten, effizienter zu sein»

Die Migros hat im vergangenem Jahr unter Kritik die Preise von 1000 Artikeln gesenkt. Der Migros-Chef sagt warum – und wo er Mühe hat.

Greifen die Kundinnen und Kunden seit der Preissenkung jetzt eher zu? Ja, sagt Migros-Chef Mario Irminger im «Eco Talk». Bei den Sortimenten, welche die Migros vor gut einem Jahr vergünstigt hat, stellt er «überproportionale Mengenzuwächse» fest. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Unternehmen in diesen Bereichen auch schon Marktanteile gewonnen hat.

Darum geht es: Migros senkt die Preise

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Am 28. Oktober 2024 hat die Migros entschieden, die Preise von rund 1000 Produkten zu senken – von Früchten und Gemüse bis zu Fleisch und Bio-Artikeln. Ziel: «Es soll keinen Grund mehr geben, zum Discounter zu gehen», sagte Supermarkt-Chef Peter Diethelm. Die Aktion ist Teil einer Preisoffensive gegen Aldi und Lidl. Migros investiert dafür 500 Millionen Franken und kennzeichnet die Artikel mit gelben Tiefpreis-Stickern.

Verdient die Migros mit allen Produkten Geld? Nein. Irminger räumt ein, dass gewisse Produkte, deren Preise gesenkt wurden, quersubventioniert sind. «Selbstverständlich. Es ist die Idee eines Supermarktes, dass das so ist.» Ein Beispiel ist Brot: Die Discounter Aldi und Lidl hatten Mitte Oktober den Preis für gewisse Pfünderli auf unter einen Franken gesenkt. Coop und Migros zogen sofort nach – zum Ärger vieler Bäckereien. «Wir haben zwangsmässig nachgezogen, weil sich der Marktpreis verändert hat», sagt Irminger nun. «Solche Aktivitäten können wir eigentlich überhaupt nicht unterstützen, wir finden sie auch falsch.» Gesenkt hat die Migros die Brotpreise dennoch.

Mario Irminger
Legende: Preissenkungen seien nur ein Teil der Strategie. Die Migros wolle für fünf Milliarden expandieren und renovieren, sagt Mario Irminger SRF

Weshalb die Preissenkungen? Weil es die deutschen Discounter Aldi und Lidl vormachen. Dass sie derart viel Gewicht auf das Frische-Sortiment legen, haben die etablierten Player unterschätzt. Irminger sieht Handlungsspielraum in diesem Bereich: «Wir müssen dort wieder besser werden.» Und: «Wir haben noch grosse Möglichkeiten, effizienter zu sein.»

Wie viel kosten die tiefen Preise die Migros? Die Investitionen in die Preissenkungen belaufen sich laut Irminger auf 500 Millionen Franken. Folglich hat die Migros an Profitabilität eingebüsst. «Diese müssen wir uns wieder erarbeiten.» Das Ziel: eine Profitabilität von 2.5 Prozent, genau wie Coop. Vier bis fünf Jahre gibt sich Irminger Zeit, um dieses Ziel zu erreichen.

Lindt-Schokolade bald wieder im Regal

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Das sorgte Mitte Oktober für Unruhe: Bestimmte Produkte von Lindt&Sprüngli lagen nicht mehr im Migros-Regal. Dies, weil die Migros die Preise mit dem Schokoladen-Hersteller aus Kilchberg neu aushandeln wollte. Offenbar mit Erfolg: «Wir haben eine Lösung gefunden», sagt Migros-Chef Irminger. Wann die Produkte wieder im Regal sind und ob sie nun weniger kosten, liess er offen.

Wie spüren das die Zulieferer? «Wir spüren einen gewissen Druck», hiess es von Seiten des Bauernverbands schon kurz nach Beginn der Preisoffensive vor einem Jahr. Irminger sagt nun, man halte sich strikt an die Richtpreise der Branchenorganisationen. Auch regionale und lokale Hersteller – etwa Zweifel, Ricola und Rivella – würden «überhaupt nicht» unter Druck gesetzt. Aus dem Firmenumfeld hört man auch gegenteilige Äusserungen. Von globalen Playern wie Nestlé, Lindt&Sprüngli und Coca-Cola hingegen will die Migros einen grösseren Anteil am Kuchen.

Die Migros zieht vor allem Schnäppchenjäger an, die illoyal sind und erzieht die Kundschaft quasi auf den Preis.
Autor: Jörg Staudacher Leiter Schweizerisches Institut für Vertrieb und Handel

Was haben tiefere Preise mit der Zuwanderung zu tun? Für Detailhändler ist die hohe Zuwanderung eine Chance. Jährlich kommen Zehntausende potenzielle Kundinnen und Kunden hinzu. Die Migros schöpft dieses Potenzial bislang zu wenig aus. Der Schweizer Food-Detailhandel sei in den vergangenen 25 Jahren um 48 Prozent gewachsen, sagt Irminger. «Wir haben da zu wenig partizipiert, wir wollen unseren fairen Anteil zurückholen.»

Geht die Tiefpreis-Strategie auf? Nein, prognostiziert Jörg Staudacher vom Institut für Vertrieb und Handel: «Die Migros zieht vor allem Schnäppchenjäger an, die illoyal sind, und erzieht die Kundschaft quasi auf den Preis». Irminger kontert: Man habe 1000 von insgesamt 12'000 Artikeln vergünstigt, also nur einen Bruchteil. Und zur neuen Strategie der Migros gehöre viel mehr. Etwa der Aufbau von 140 neuen Filialen in den kommenden fünf Jahren und die Renovation bestehender Läden. Dafür investiere die Migros insgesamt zwei Milliarden Franken.

Eco Talk, 01.12.2025, 22:25 Uhr

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