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Neuste Spendenstatistik Wohin Schweizer Spendengelder fliessen

Die Bevölkerung in der Schweiz ist spendabel, 82 Prozent der Haushalte spendet. Die Spendenstatistik zeigt, wofür.

Das ist neu: Die Bevölkerung in der Schweiz spendet weiter viel. Im Jahr 2024 waren es laut Spendenreport der Zertifizierungsorganisation ZEWO 2.25 Milliarden Franken - ähnlich viel wie in den letzten Jahren. 82 Prozent der Haushalte haben gespendet. Gemäss dem Jahrbuch der Hilfswerke 2025 fliessen diese Spenden vermehrt in humanitäres Engagement im Ausland und etwas weniger an Nichtregierungsorganisationen, die sich für soziale Anliegen im Inland einsetzen.

Fokus auf ausländischen Engagements: Der Hauptgrund für das veränderte Spendenverhalten seien vor allem die Kriege in der Ukraine und in Gaza, sagt Studienautor Luzius Neubert von PPC-Metrics: «Diese Konflikte beschäftigen die Bevölkerung in der Schweiz stark.» Einen ähnlichen Effekt habe man zum Beispiel auch beim Tsunami 2004 gesehen. Im Bereich «Soziales Inland» habe die Bevölkerung in der Schweiz vor allem während der Coronapandemie viel gespendet, danach seien die Spenden in diesem Bereich wieder aufs Vor-Corona-Niveau zurückgegangen.

ZEWO zeichnet ähnliches Bild: Die ZEWO unterteilt lediglich in Organisationen, die im Inland, und in solche, die im Ausland aktiv sind. Von jenen, die vor allem im Inland im Bereich Soziales und Gesundheit aktiv sind, vermeldeten 60 Prozent sinkende Spendeneinnahmen, während dies bei international tätigen Hilfswerken nur auf 45 Prozent zutraf. Martina Ziegerer, Geschäftsführerin der Stiftung ZEWO, gibt aber zu bedenken, dass es viele Organisationen gibt, die auf mehreren Feldern tätig sind, etwa die Caritas, die Heilsarmee und das Schweizerische Rot Kreuz. Sie könne man nicht zuordnen.

Das ist die Stiftung ZEWO

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Die Zewo ist die grösste Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen, die in der Schweiz Spenden sammeln. Rund 66 Prozent der Spenden fliessen an ZEWO-zertifizierte Hilfswerke. ZEWO setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass Spenden «zweckbestimmt, wirksam und wirtschaftlich» eingesetzt werden. Dazu hat ZEWO 21 Standards etabliert, die sie auch überprüft.

Wie bei allen Zertifikaten stehen diese Kosten immer wieder in der Kritik. Vor allem für kleine Organisationen können die Kosten ins Gewicht fallen.

Das ZEWO-Zertifikat kostet die Organisationen unterschiedlich viel. Eine Erstzertifizierung kostet zwischen 4000 und 5000 Franken, nach fünf Jahren wird erneut geprüft. Dann kostet das Zertifikat ungefähr 3000 Franken. Dazu kommt eine Jahresgebühr ab 500 Franken, grosse Organisationen bezahlen mehr als kleine. Im 10-Jahres-Durchschnitt ist das für eine kleine Organisation ungefähr 1500 Franken pro Jahr. Für lokale Sektionen ist es sogar noch weniger.

Die Spendensituation im Jahr 2025: Martina Ziegerer erwartet auch für das Jahr 2025 stabil hohe Spenden, genaue Aussagen lassen sich noch nicht treffen: «Denn die letzten Wochen des Jahres sind jeweils entscheidend.» Das Vertrauen der Bevölkerung in Schweizer Hilfswerke sei weiterhin stark, das zeigten erste Rückmeldungen. Dieses Jahr haben neben dem Krieg in Gaza und Sudan auch das Erdbeben in Südostasien beschäftigt. Im Inland war es der Bergsturz in Blatten: Insgesamt 68 Millionen Franken Spenden und staatliche Beiträge sind dazu eingegangen. Zum Vergleich: 2024 haben die ZEWO-Hilfswerke, die vor allem in Inland tätig sind, 645 Millionen Franken an Spendengeldern erhalten.

Die Finanzierung staatlicher Akteure ist eingebrochen: Vor allem Hilfswerke, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, sind stark unter Druck. Im letzten Jahr sind die Gelder der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID weggebrochen, und auch Europa und die Schweiz haben bei der internationalen Zusammenarbeit gespart. Laut ZEWO sind zwei Drittel ihrer Hilfswerke, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, von diesem Rückgang staatlicher Mittel betroffen. Die privaten Spenden können das kaum kompensieren, sagt Martina Ziegerer: «Aber sie sind ein wichtiges Zeichen der Solidarität und auch eine Botschaft an die staatlichen Akteure.»

Das Bergdorf Blatten nach dem Bergsturz: Verschüttete Häuser und Häuser mitten in einem aufgestauten See,
Legende: Der Bergsturz in Blatten hat in der Bevölkerung grosse Solidarität ausgelöst. Das zeigt sich auch in den Spenden. KEYSTONE/Michael Buholzer

Auch die sozialen Medien sind für die NGO eine Herausforderung: Die Nichtregierungsorganisationen stehen weiter in konstantem Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Dabei spielen die sozialen Medien eine immer wichtigere Rolle, sagt Martina Ziegerer: «Entscheidend ist nicht mehr allein Sichtbarkeit, sondern Resonanz.» Beiträge der NGO müssen nicht nur gesehen werden, sondern wenn möglich eine Debatte anstossen oder ein Engagement der Community bewirken.

SRF4 News, 4.12.2025, 16.10 Uhr;liea

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