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Wirtschaft Schadet der starke Franken den älteren Arbeitnehmenden?

Die Beschäftigten in der Schweiz stehen vor unsicheren Zeiten. Ältere Angestellte sind besonders im Fokus, wenn Entlassungen drohen. Sie kosten ein Unternehmen mehr als jüngere. Doch wer nur auf die Kosten schaut, verhält sich nicht besonders weitsichtig, sagt der Direktor für Arbeit im Seco.

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Schweizer Unternehmen beschäftigen viele ältere Arbeitnehmer
aus Echo der Zeit vom 27.01.2015. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 37 Sekunden.

In diesem Jahr feiern in der Schweiz zum ersten Mal mehr Personen ihren 65. als ihren 20. Geburtstag. Die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge werden nun nach und nach pensioniert.

Jérôme Cosandey, Demographie-Experte bei der Wirtschafts-nahen Denkfabrik Avenir Suisse sagt: «Die demografischen Probleme sind struktureller Natur. Die Pensionierungswelle wird kommen, ob der Franken nun stark oder schwach ist.»

Geschickte Personalpolitik ist gefragt

Deshalb müssten Unternehmer nun besonnen auf den Franken-Schock reagieren, sagt auch Boris Zürcher, Chef der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco. «Eine geschickte Personalpolitik auf Unternehmensebene sollte langfristig orientiert sein und sich nicht an den kurzfristigen Schwankungen ausrichten», betont Zürcher.

Denn die anlaufende Pensionierungswelle könnte den ohnehin bereits bestehenden Fachkräftemangel noch zusätzlich verschärfen. Deshalb brauche es Anreize, damit ältere Menschen sich nicht frühpensionieren lassen, sondern im Gegenteil, länger im Arbeitsprozess blieben, etwa mit attraktiven Teilzeit-Angeboten.

Nicht zwingend müsse ein älterer Mitarbeiter noch nicht Jahre hinaus im Unternehmen bleiben. Selbst wenn eine Fachkraft auch nur ein paar Monate länger arbeite, bringe das sehr viel. Würde jeder Neurentner zwei Monate länger arbeiten, entspräche das 5000 Vollzeitstellen, sagt Zürcher.

Ältere Arbeitnehmer sind teuerer

Das hat aber seinen Preis: Ein älterer Angestellter sei schnell mal 10 bis 15 Prozent teurer als ein jüngerer, schätzt Avenir Suisse. Etwa weil der Lohn oder die Lohnbeiträge für die Pensionskasse mit zunehmendem Alter steigen. Man dürfe aber nicht bloss auf die Kosten achten, betont Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft:

«Die älteren Leute verfügen über ein entsprechendes Erfahrungskapital, das seinen Preis hat. Fachkräfte sind begehrt.» Wichtig sei, dass der Lohn und die Produktivität in einem vernünftigen Verhältnis stünden.

Das sei aber nicht die Aufgabe des Staates, das müsse auf Betriebsebene geregelt werden, sagt Zürcher. Das scheint heute recht gut zu gelingen. Die Erwerbsquote von älteren Menschen ist in der Schweiz deutlich höher als in anderen Ländern.

Gutgemeinte Regelungen mit unbeabsichtigten Folgen

Deshalb warnen Zürcher und Cosandey vor gutgemeinten neuen Regulierungen, die unerwünschte Folgen haben könnten. Zum Beispiel ein strengerer Kündigungsschutz für altere Angestellte. Jérôme Cosandey von Avenir Suisse: «Mit einer Kündigungsklausel werden sie den älteren Mitarbeiter bestrafen».

Wenn beispielsweise eine Regelung eingeführt würde, dass Leuten ab 55 nicht mehr gekündigt werden dürfte, dann würde kein Unternehmer mehr einen 54-Jährigen einstellen. Und zwar, weil er nicht wissen könne, wie die Wirtschaft laufe. Aber so oder so müsste er den Mitarbeiter dann elf Jahre lang behalten. Er würde deshalb einen Jüngeren einstellen.

Damit die Schweizer Wirtschaft ihre Trümpfe nicht leichtfertig verspiele, brauche es nicht nur weitsichtige Unternehmer, sondern auch besonnene Politiker, sagt Cosandey.

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