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Wirtschaft Uni-Sponsoring – umstritten, aber nötiger denn je

Schon heute finanzieren mehrere Schweizer Hochschulen einen Teil ihrer Forschung mit Geldern aus der Privatwirtschaft. Sollten sie als Konsequenz der vergangenen Abstimmung nicht mehr auf EU-Förderung zählen können, wird dem Sponsoring noch grössere Bedeutung zukommen.

Die Schweiz könnte ihren Hochschulen mit dem Ja zur Initiative «Gegen Masseneinwanderung» den Erfolgsweg verbaut haben. Leuchtturm-Projekte wie das «Human Brain Project» erhalten grosse Summen an EU-Geldern. Im Falle des Gehirnforschungs-Projektes ist es 1 Milliarde Euro. Derartige internationale Gelder stehen jetzt auf dem Prüfstand.

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Human-Brain-Project-Direktor zum Szenario fehlender Gelder (eng.)
Aus ECO vom 24.02.2014.
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«Human Brain Project»-Direktor Henry Markram, der sich erstmals zu den möglichen Konsequenzen des Abstimmungsergebnisses äussert, wird deutlich: «Es wäre ein Verlust nicht nur für die Schweiz, nicht nur für Europa, sondern ein Verlust für die ganze Welt, wenn wir das ‹Human Brain Project› aufgäben», sagt er im Interview mit «ECO».

Die ETH Lausanne, die das «Human Brain Project» leitet, käme ohne die EU-Gelder in Turbulenzen. Die Mittel müssten anders beschafft werden. Schon heute setzt die Universität auf Gelder aus der Privatwirtschaft – ganz nach US-amerikanischem Vorbild. «Der Trend beginnt nun auch in Europa», sagt EPFL-Rektor Patrick Aebischer. «Viele Staaten haben Schwierigkeiten, die Universitäten grosszügig zu finanzieren. Sie müssen also, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, neue Finanzquellen erschliessen.»

Der ETH Lausanne ist es gelungen: Das Rolex Learning Center auf dem Lausanner Campus bezahlten Rolex, Novartis, Logitech und andere. Für biomedizinische Forschung gab Nestlé ausserdem 500 Millionen Franken. Und das jüngste Beispiel: Das Wyss Center in Genf finanzierten Hansjörg Wyss und Ernesto Bertarelli. Heute stammen rund 10 Prozent des Budgets der ETH Lausanne nicht aus der öffentlichen Hand.

Interessengebundene Gelder für freie Forschung – das birgt Konfliktpotenzial. Für Patrick Aebischer ist klar: Der Grossteil einer Universität muss stets durch öffentliche Gelder getragen werden. «Ein Teil privater Gelder ist eine gute Sache, aber man kann solche Institutionen nicht nur mit Sponsoring führen.»

HSG: Zu 50 Prozent eigenfinanziert

An der Universität St. Gallen gehört der Umgang mit privaten Geldern ebenfalls zum Tagesgeschäft. Fast die Hälfte des Budgets bringt die Hochschule selbständig auf.

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Thomas Bieger über die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
Aus ECO vom 24.02.2014.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 43 Sekunden.

Die Gefahr der Käuflichkeit bestünde aber nicht, erklärt HSG-Rektor Thomas Bieger. «Praktisch alles wird von der Öffentlichkeit, oder, was noch viel wichtiger ist für die Forschung, von den Scientific Communities beobachtet.» Gefälligkeiten würden der Reputation schaden. Bieger nennt aber auch einen Fall, in dem man ein Forschungsprojekt mit einem grossen Unternehmen aufgekündigt habe: «Wir hatten das Gefühl, die Wissenschaftler sind nicht mehr frei.»

An der HSG ist man sich sicher: Die öffentlichen Geldgeber sind unerlässlich. «Die 50 Prozent Grundfinanzierung, die wir da bekommen, sichern uns eben auch die Unabhängigkeit», sagt Thomas Bieger. «Aber das ist beispielsweise in den USA nicht mehr der Fall. Dort gibt es Business Schools und Schools of Economics innerhalb der Universität, die dann nur noch 10 oder 20 Prozent öffentliche Mittel haben. Das erlaubt einem dann eben nicht mehr die Freiheit, in jedem Fall auch noch Nein sagen zu können.»

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