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USA unter Trump Trumps Wirtschaftserzählung bröckelt – Zahlen sind alarmierend

Die neusten Arbeitsmarktzahlen passen nicht zur Erfolgserzählung von Präsident Trump, der von einer boomenden Wirtschaft spricht. Die US-Konjunktur kühlt spürbar ab, auch wenn der Privatsektor noch robust ist. Zudem hat der Shutdown, der Behördenstillstand, dazu beigetragen, dass Konsum und Wachstum gedämpft wurden. Verbraucherinnen und Verbraucher halten sich beim Einkaufen zurück und klagen über steigende Lebensmittel- und Strompreise. Insgesamt wachsen die Sorgen über die Aussichten für die US-Wirtschaft nach Monaten mit lauem Beschäftigungswachstum und einer Inflation von rund 3 Prozent. Hinzu kommt nach wie vor eine grosse Verunsicherung aufgrund von Trumps Zollpolitik und seiner Unberechenbarkeit.

Alarmierende Signale aus dem Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote von 4.6 Prozent wirkt auf den ersten Blick zwar nicht dramatisch, doch es gibt zwei besorgniserregende Faktoren: Erstens ist es ist die höchste Arbeitslosenquote seit über vier Jahren, seit September 2021, als die Wirtschaft noch stark unter der Corona-Pandemie litt. Zweitens ist die Tendenz steigend. Im Januar 2025 lag die Arbeitslosenquote noch bei 4 Prozent. Seither ist sie bis auf aktuell 4.6 Prozent gestiegen.

Deutlich angestiegen ist zudem die Jugendarbeitslosigkeit, die nun bei 16.3 Prozent liegt. Die US-Notenbank ringt mit dem Dilemma weiterer Zinssenkungen gegen steigende Arbeitslosigkeit, ohne die Inflation anzufachen.

Beschönigungsversuche ohne Erfolg

Trump versucht zu beschwichtigen und unternimmt Charme-Offensiven in Swing States wie Pennsylvania und North Carolina. Während seiner Promotionstour versucht er, den Amerikanerinnen und Amerikanern zu versichern, dass seine Wirtschaftspolitik funktioniert, auch wenn sie noch nicht die gewünschten Ergebnisse bringt.

Ähnliches wird in seiner angekündigten Rede aus dem Weissen Haus in der Nacht auf Donnerstag Schweizer Zeit erwartet. Doch die Geduld vieler ist bereits überstrapaziert. Wenn Trump sogar die eigenen Zahlen anfangen zu widersprechen, wird es schwierig, vom stärksten Wirtschaftsmarkt aller Zeiten zu sprechen. In der Fertigungsindustrie versprach Trump, mit seiner Politik Tausende von «Manufacturing Jobs» in die USA zurückzubringen, doch das Gegenteil seiner Agenda ist der Fall: In diesem Sektor gingen zuletzt Arbeitsplätze verloren.

Nervosität vor den Zwischenwahlen

Die demokratischen Wahlsiege der letzten Wochen haben ihre Spuren hinterlassen. Alle Gewählten hatten stark auf das Thema Erschwinglichkeit gesetzt. Zollaufhebungen für bestimmte Lebensmittel und ein Hilfspaket für Farmerinnen und Farmer sind Massnahmen, mit denen Trump die republikanische Wählerschaft besänftigen will. Doch die Zwischenwahlen rücken näher, und die Nervosität ist spürbar.

Donald Trump ist nun bald ein Jahr im Amt und kann auch nicht mehr ewig seinen Vorgänger Joe Biden für alles verantwortlich machen, was nicht nach seinem Gusto läuft. Ohne Kurswechsel droht die Wirtschaftslage zur Belastungsprobe für die republikanische Partei zu werden: Ein Boom, der keiner ist, könnte Trumps Erfolgsnarrativ endgültig zunichtemachen.

Barbara Colpi

USA-Korrespondentin

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Barbara Colpi berichtet seit Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den Vereinigten Staaten. Sie ist seit 2005 bei Radio SRF und begann als Redaktorin in der Sportredaktion, wo sie 2008 die stellvertretende Leitung übernahm. Im Frühling 2016 wechselte die studierte Sozialanthropologin auf den Korrespondentenposten nach Lausanne.

Hier finden Sie weitere Artikel von Barbara Colpi und Informationen zu ihrer Person.

SRF 4 News, 16.12.2025, 19 Uhr

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