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Wirtschaft Viele Ausländer, aber wenig Alte und Lernende

Milliardenumsätze und Millionengewinne: Das präsentieren die Konzerne derzeit an ihren Bilanzmedienkonferenzen. Doch wie schneiden die Firmen bei politisch brisanten Fragen ab? Die Wirtschaftsredaktion des Schweizer Fernsehens hat die Konzerne im SMI gefragt – und ernüchternde Antworten erhalten.

Die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative dürfte vielen Schweizer Konzernen Probleme bereiten. Denn der Zustrom von ausländischen Arbeitskräften, von dem die Firmen derzeit noch stark profitieren, wird beschränkt. Der schon heute beklagte Fachkräftemangel wird sich entsprechend verschärfen. Die Rufe, dass Unternehmen Fachkräfte selber ausbilden, Angestellte länger im Arbeitsleben halten und vermehrt Frauen fördern sollten, dürften noch lauter werden.

Doch viele grosse Schweizer Konzerne kümmert das wenig. Sie beschäftigen viele Ausländer und gleichzeitig wenig Frauen. Ältere Angestellte werden zudem oft vor dem ordentlichen Rentenalter in Pension geschickt. Und Lernende bilden Grosskonzerne oft nur unterdurchschnittlich viele aus. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsredaktion des Schweizer Fernsehens (SRF) bei den Firmen, die im Swiss Market Index (SMI) der Schweizer Börse gelistet sind.

Beim Ausländeranteil bilden die Pharmakonzerne die Spitzengruppe. Bei der Baselbieter Actelion sind ganze 69 Prozent aller in der Schweiz beschäftigten Personen Ausländer. Bei der Basler Novartis und Roche sind es 67 respektive 60 Prozent. Actelion begründet ihren hohen Ausländeranteil mit den fachlichen Anforderungen für die zu besetzenden Stellen sowie mit der Lage am Dreiländereck, was zu vielen Grenzgängern führe.

Aber auch Konzerne aus anderen Branchen setzen stark auf Ausländer, etwa der Genfer Prüfkonzern SGS, Nestlé oder ABB. Anteilsmässig deutlich weniger Ausländer beschäftigen dagegen die Banken UBS und Julius Bär sowie der Telekomriese Swisscom. Sie liegen auch unter dem Ausländeranteil in der Bevölkerung der Schweiz von rund 24 Prozent.

Auch auf die Frage, wie viele der Angestellten 2014 vor dem ordentlichen Rentenalter pensioniert wurden, sind die Antworten ernüchternd. So betrug der Anteil Frühpensionierungen beim Rückversicherungskonzern Swiss Re 90 Prozent. CEO Michel Liès begründet die hohe Quote unter anderem mit einem guten Pensionsplan. Diesen möchte die Swiss Re aber nicht ändern, obwohl Michel Liès den frühzeitigen Wissensverlust bedauert. Darum versuche die Swiss Re einige Pensionierte im Anschluss als Berater für das Unternehmen zu gewinnen.

Ebenfalls überdurchschnittlich viele Frühpensionierungen gibt es bei Novartis, Zurich, UBS oder der Swisscom. Der Telekomriese liefert keine genauen Zahlen, sondern spricht von einer «Mehrheit», die frühzeitig pensioniert wird. Keine Frühpensionierungen hingegen verzeichnet Actelion. Der Grund ist einfach: Das noch junge Unternehmen hat nur sehr wenige Beschäftigte vor dem Rentenalter und entsprechend gab es 2014 keine einzige Pensionierung.

Auch bezüglich der Ausbildung von Lernenden sind viele angefragte Konzerne im SMI nicht wirklich vorbildlich. So bildet Adecco derzeit gerade mal zwei Lernende aus und kommt damit auf eine Lernendenquote von 0,5 Prozent (Anteil Lernende auf alle in der Schweiz Beschäftigten). Kaum besser steht es mit Julius Bär, SGS, Actelion oder Swiss Re mit weniger als zwei Lernenden auf 100 Angestellte.

«In der Schweiz haben wir eine Faustregel, dass eine Firma, die etwas auf sich hält, sechs Lehrstellen pro 100 Vollzeitbeschäftigte anbietet», sagt der Ökonom und Autor Rudolf Strahm. Diese Faustregel sei von den Arbeitgebern jahrzehntelang eingehalten worden. Für die SMI-Konzerne gilt diese Regel aber scheinbar nicht. Denn einzig ABB erfüllt diese mit einer Lernendenquote von 6,9 Prozent.

Mehr zum Thema Lernende finden sie hier.

Ein wenig besser sieht das Bild bei der Frauenquote aus. Der Anteil Frauen an der gesamten Belegschaft liegt bei vielen Konzernen über 40 Prozent. Am Ende der Rangliste stehen mit ABB (17 Prozent) und Swisscom (27 Prozent) typischerweise zwei Firmen aus traditionell männerlastigen Branchen.

Allerdings trübt sich das Bild, wenn die Frauenquote im mittleren Management betrachtet wird. Im Vergleich zur gesamten Quote sinkt da bei allen Firmen der Anteil Frauen – mit einer Ausnahme: Die Bank Julius Bär weist im mittleren Management eine Frauenquote von 56 Prozent aus, während sie im gesamten Unternehmen bei 41 Prozent liegt.

(Tagesschau 12:45 Uhr)

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