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Neues von der beliebtesten Schweizer Krimi-Autorin

Die Zürcher Vielschreiberin Petra Ivanov veröffentlicht ihren neusten Streich: «Hafturlaub» ist solid, spannend und man liest ihm die umfangreiche Recherche an.

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Schon auf den ersten Seiten zieht die Autorin die Spannungsschraube an. Die 11-jährige Fanny fährt mit der S-Bahn nach Hause und wird dabei von einem Mann beobachtet, der sie dann auch anspricht. Später findet sie einen Drohbrief in ihrem Schulthek.

Bei dieser mit authentischen Teenie-Gedanken durchzogenen Szene spürt man deutlich eines der vielen Talente von Petra Ivanov: Ihr Interesse für ihre Figuren und die Gabe, sie auf dem Papier zum Leben zu erwecken, mit all ihren Widersprüchen. Und man merkt, dass Frau Ivanov die Räume kennt, die sie beschreibt. Sei es die S-Bahn in die Zürcher Agglo oder die Justizvollzugsanstalt (JVA) Pöschwies in Regensdorf.

Wer könnte diesen Drohbrief geschrieben haben? Da die Mutter des Mädchens in der Justizdirektion Rekurse von Gefangenen bearbeitet, kommen einige Insassen der Pöschwies in Frage. Im Krimi wird der Alltag in der JVA so genau geschildert, dass man sich fragt, wie die AUtorin das alles wissen kann; ganz einfach: Sie war einen Tag in der Pöschwies zu Gast, hat mit Gefangenen gesprochen und ein Insasse hat ihr Manuskript gegengelesen.

Leseprobe: Der Anfang des Buches, Seite 7:

«Das Mädchen stieg in die S-Bahn ein. Es zögerte, als es den Biergeruch wahrnahm. Auf der Treppe, die zum Oberdeck des Wagens führte, lag eine grüne Dose. Ein klebrig aussehender Fleck bedeckte zwei Stufen. Kurz überlegte das Mädchen, sich einen Platz im Unterdeck zu suchen, doch ein Blick genügte, um zu erkennen, dass alle Abteile besetzt waren. Vorsichtig setzte das Mädchen einen Fuss auf die Stufe. Die Sohlen seiner Ballerinas gaben schmatzende Geräusche von sich, als es die Treppe hochstieg. Oben angekommen, rieb das Mädchen die Sohlen auf dem Boden, um sie zu reinigen.»

Petra Ivanov: Hafturlaub
Appenzeller Verlag, 320 Seiten
ISBN: 978-3-85882-697-8

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