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Millionen-Auktion in Zürich Die filmreife Geschichte des legendären Goldschatzes

Eine wertvolle Münzsammlung aus den 1930er-Jahren war jahrelang vergraben, um sie vor den Nazis zu schützen. Jetzt wurde ein Teil davon in Zürich versteigert.

Eine 350 Gramm schwere Goldmünze mit der Prägung des Kaisers Ferdinand III., deren Wert auf über eine Million Schweizer Franken geschätzt wird: Dies ist das Filetstück einer wertvollen Sammlung historischer Münzen, mit der sich Münzexperte Christian Stoess beschäftigen durfte.

Das Versteck im Garten hatte sich als sicherer Ort für die wertvolle Sammlung erwiesen.
Autor: Christian Stoess Numismatiker

«Für mich war die Arbeit mit diesen Münzen einmalig», sagt der Münzexperte und spricht damit einerseits die Qualität der Sammlung an, die aus über 15'000 Münzen besteht. Andererseits aber auch die aussergewöhnlichen Ereignisse, die dahinterstecken.

Jahrelang im Garten vergraben

Die filmreife Geschichte der historischen Münzsammlung beginnt in den 1930er-Jahren. Während zahlreicher Reisen kaufte ein steinreicher Sammler historische Münzen aus aller Welt zusammen. Aus Angst vor den Nazis, vergrub er sie in seinem Garten – und starb kurz darauf.

Geschichte der «Traveller Collection»

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Der Name der Sammlung «Traveller Collection» geht darauf zurück, dass ein reicher Sammler zwischen 1930-1939 auf der ganzen Welt Münzen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit zusammengekauft hat.

Die Sammlung der 15'000 Gold- und Silbermünzen wird auf einen Gesamtwert von 80 Millionen Schweizer Franken geschätzt.

Kleinere Teile seiner Kollektion hat der Sammler auf mehreren Kontinenten versteckt, bevor er sich mit seiner Frau in einem europäischen Land niederliess. Dort vergrub er einen Teil der Sammlung im Garten, um ihn vor den Nazis schützen, deren Einmarsch er befürchtete.

Ausser seiner Frau wusste niemand von dem Versteck. Weil die Familie sehr wohlhabend war, bestand lange keine Notwendigkeit, den Schatz zu heben. Erst in den 1990er-Jahren wurde er nach Hinweisen der hochbetagten Witwe ausgegraben.

Die Nationalität und die Personalien des Sammlers bleiben unerwähnt, weil die Nachkommen anonym bleiben wollen.

«Das Versteck im Garten hatte sich als sicherer Ort für die wertvolle Sammlung erwiesen», berichtet Stoess. Jahrelang lag der Schatz von über 500 Gold- und Silbermünzen unter der Erde. Raritäten aus dem Mittelalter und aus der Neuzeit, fein säuberlich verpackt in Zigarren- und Metallkisten.

Diese spezielle Münze wurde als Repräsentationsmünze im 30-jährigen Krieg an Machthaber verschenkt, die Kaiser Ferdinand auf die katholische Seite ziehen wollte.
Autor: Christian Stoess Numismatiker

Niemand wusste damals davon – nur die Frau des Sammlers, die kurz vor ihrem Tod die gemeinsamen Kinder einweihte. Diese wiederum liessen veranlassen, dass der Schatz in den 1990er-Jahren gehoben wurde.

Seltenheiten aus über 100 Ländern

Was die Sammlung aussergewöhnlich macht, sei die grosse Anzahl an Raritäten. «In der Zeit der Weltwirtschaftskrise gab es nur wenige Leute, die Geld hatten, um Münzen zu kaufen.

Gleichzeitig gab es weltweit ein grosses Angebot an verschiedensten Münzen», erklärt der Numismatiker. Da hatte der besagte Sammler in den 1930ern aus dem Vollen schöpfen können.

Vorder- und Rückseite einer Goldmünze mit der Prägung des Kaisers Ferdinand III.
Legende: Die Münze aus der Zeit des böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Ferdinand III. wurde für 1,9 Millionen versteigert. Numismatica Ars Classica

Ein Teil dieser Sammlung mit dem Namen «Traveller Collection» wurde nun bei einer Auktion in einem Zürcher Nobelhotel versteigert. Unter ihnen die 100-Dukaten-Golmünze aus der Zeit des Kaisers Ferdinand III. aus dem 17. Jahrhundert.

Münze für 1.9 Millionen Franken versteigert

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Die Ferdinand-Goldmünze, die fast so gross wie ein Bierdeckel ist, hat bei einer Auktion in Zürich einen Millionenpreis erzielt. Das 100-Dukaten-Stück von 1629 wurde für 1.9 Millionen Franken versteigert. Der Schätzpreis lag bei 1.25 Millionen Franken. Wer die Münze gekauft hat, bleibe vertraulich, teilte das Auktionshaus Numismatica Ars Classica mit. Mit der Provision für das Auktionshaus muss der Käufer umgerechnet fast 2.6 Millionen Euro bezahlen.

«Diese spezielle Münze wurde als Repräsentationsmünze im 30-jährigen Krieg an Machthaber verschenkt, die Kaiser Ferdinand auf die katholische Seite ziehen wollte», weiss der Experte Christian Stoess.

Dass die Sammlung nun unter den Hammer kam, schmerzt den Münzexperten nicht. Im Gegenteil. «Lieber kommen diese Münzen jetzt in neue Sammlungen, als dass sie weiter in der Erde oder im Tresor herumschmoren.»

Der Münzexperte vor einem Fluss.
Legende: Christian Stoess, der Experte für mitteleuropäische Münzen aus dem Mittelalter bis in die Neuzeit hat am Katalog der Münzsammlung mitgearbeitet. Bernhard Weisser

Auch dass die spezielle 100-Dukaten-Münze in private Hände, statt in ein Museum kommen könnte, findet Christian Stoess unproblematisch. Zwei andere Exemplare dieser wertvollen Münze seien in Budapest und in New York ausgestellt.

Lieber kommen diese Münzen jetzt in neue Sammlungen, als dass sie weiter in der Erde oder im Tresor herumschmoren.
Autor: Christian Stoess Numismatiker

«Das ist das Schicksal jeder Sammlung. Wenn der Sammler stirbt, wird sie wieder zerstreut. Das ist der Lauf der Dinge.» Was auch dem Wesen der Münze entspricht, deren Prinzip es ist, von Hand zu Hand weitergegeben zu werden.

Radio SRF 1, «Morgengast», 06.11.2025, 7:15 Uhr ; 

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