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«Gül»-Mitinhaberin Elif Oksan Schubladen sortieren: Der überraschende Luxus einer Spitzenköchin

Kochen ist für Elif Oskan weit mehr als ein Handwerk – es ist Ausdruck, Haltung und Gefühl. Die Tochter türkischer Eltern hat ihre ersten Gehversuche schon als Mädchen in der Familienküche gemacht. So fand sie früh zu ihrer Berufung – heute führt die das Zürcher Restaurant «Gül».

Kartoffeln mit Butter und Käse – das ist die Lieblingsspeise von Spitzenköchin Elif Oskan. «Das könnte ich täglich essen», sagt sie – aber nicht vor dem Fernseher. Einen solchen hat sie gar nicht. Lieber isst sie mit ihrem Partner Markus Stöckle, ebenfalls Spitzenkoch, am Tisch. Kein TV zu haben, führt sie auf ihre türkischen Wurzeln zurück: «Vielleicht sind es die Nachwehen meiner Kindheit – der Fernseher lief bei uns nämlich 23 Stunden am Tag.»

So poetisch kann Schubladenaufräumen sein

Elif Oskan liebt es, stundenlang Schubladen aufzuräumen. «Beim Sortieren ist man so fest im Moment», sagt sie. Eine Schublade habe sie schon länger im Blick – «irgendwann verbringen wir etwas Zeit miteinander», meint die 35-Jährige. Das sei für sie Luxus. Ihr Partner Markus sei das Gegenteil von ordentlich – und mit einer sehr ordnungsliebenden Person zusammenzuleben, sei auch nicht immer einfach.

Ich habe noch nie jemanden gesehen, der böse war, wenn man ihn angelächelt hat.
Autor: Elif Oskan Spitzenköchin

Elif Oskan machte sich einst im Einfraubetrieb mit Glacé selbständig. Heute führt sie mit ihrem Partner das Zürcher Restaurant «Gül». Sie sieht sich noch immer als Teil eines Teams, das gemeinsam Leistung erbringt – das Miteinander gefällt ihr besser, als allein zu arbeiten. «Ich liebe es, zu beobachten, wie jemand in dem, was er tut, aufgeht», sagt sie.

Ihr Restaurant heisst nicht zufällig «Gül» – das bedeutet «Rose» oder «Lächeln». Lachen hat für Elif Oskan einen hohen Stellenwert. «Ich habe noch nie jemanden böse gesehen, wenn man ihn anlächelt.» Ein Lächeln helfe selbst an tristen Tagen.

Vor 35 Jahren flohen Elifs Eltern mit ihren vier Kindern aus der Türkei in die Schweiz. Elif war damals sieben Monate alt. «Ich bin jeden Tag dankbar, dass meine Eltern, meine Eltern sind», sagt sie stolz. Von ihnen habe sie gelernt, alles mit Herz zu tun – und keine Angst vor der Liebe zu haben.

Beide Eltern arbeiteten in mehreren Jobs. Elif Oskan wollte etwas zurückgeben: «Wenn ich meiner Mutter Zeit schenken kann, indem ich für sie koche, mache ich das gern», sagt sie über ihre frühen Kochanfänge. Türkische Gerichte kannte sie gut, geprägt wurde sie aber auch von ihren Zürcher Mitschülerinnen – und von den Geburtstagskuchen, die es zu Hause nicht gab.

«Meine Mutter kann unheimlich viel – nur den perfekten Kuchen backen nicht», sagt Elif Oskan. Eine Waage gab es damals nicht, stattdessen hiess es: «Es bitzeli vo däm und es bitzeli vo däm.» Für rund drei Franken kaufte sie sich einen Messbecher – günstiger als eine Waage – und backte damit ihren ersten Kuchen. «Mein Vater dachte, er sei gekauft, weil der Rand so schön war», erzählt sie lachend.

Ich vertraue meinem Bauchgefühl und das hat mich vom einen zum anderen Ort gebracht.
Autor: Elif Oskan Spitzenköchin

Nach einer Kochlehre hat Elif Oskan im In- und Ausland in den besten Häusern gearbeitet. Einen Karriereplan hatte sie nie. «Ich vertraue meinem Bauchgefühl und das hat mich vom einen zum anderen Ort gebracht». Auch nach London ins bekannte Restaurant «The Fat Duck».

Dort hat sie ihren heutigen Partner, den Spitzenkoch Markus Stöckle kennengelernt. «Wow, was für ein toller Mensch – er hat eine so schöne Energie». Nichts sei unmöglich mit Markus. Er verblüffte sie mit Glühwein. Stell dir vor, der würde glühen und im Dunkeln leuchten, meinte er. Zwei Monate später habe sie einen solchen Glühwein getrunken. Heute sind Elif und Markus seit 14 Jahren ein Paar und betreiben drei Restaurants.

Radio SRF 1, 12.10.2025, 10:00 Uhr ; 

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