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Radio SRF 1 Keine Panik. Udo wird erst 70.

«Lebe schnell, stirb rasant, sichere deinen Ruhm» lautet Udo Lindenbergs Lebensmotto. Der deutsche Musiker setzt dieses konsequent um. Nur rasant gestorben ist er zum Glück noch nicht. Wir sagen DANKE und gratulieren der lebenden Legende des Deutschrock zum 70. Geburtstag.

Nebst Bruce Springsteen und Leonard Cohen, fällt mir bei Künstlern über 65 auch Udo Lindenberg ein, bei welchen man sich vorstellen könnte, dass sie die Veröffentlichung ihres besten Albums vielleicht noch vor sich haben. Damit will ich weder Lindenbergs legendäre Alben schmälern, noch behaupten, dass er immer gut war oder gar immer besser wurde. Er war aber immer Udo. Und diesem Udo Lindenberg ist auch noch heute, morgen und übermorgen alles zuzutrauen. Dafür sage ich danke Udo.

Danke für die BRD

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Danke Udo für die Bunte Republik Deutschland (1989). Ich kannte deine Musik zwar schon vorher, doch mit diesen Songs hattest du mich im Sack. Erst Jahre später realisierte ich, dass in diesem Album alles drin ist, wofür du stehst: Die Nähe zur Bar, die Distanz zu jeglichem Rassismus, der Flirt mit der vermeintlichen Unschuld, der Kampf gegen Krieg und Ungerechtigkeit, Heim- und Fernweh, Blitzlichtgewitter und Sternenhimmelromantik.

Danke für das Kind in dir

Wer stellt sich auf die Bühne und singt ein Lied wie «Wozu sind Kriege da»? Ein Lied, das direkter, einfacher und naiver nicht sein könnte und genau dadurch besticht? Du hast es getan und tust es immer wieder. Danke, dass du die Welt stets vereinfachen willst. Danke, dass du nicht verstehen willst, dass alles komplizierter sein soll. Dein Pazifisten-Dasein ist das eines Kindes und somit unendlich direkt, ehrlich und wichtig.

Danke für den Deutschrock

Ganz im Alleingang hast du den Deutschrock zwar nicht erfunden. Doch es brauchte genau dich, um die deutsche Sprache im Rock zu etablieren. Danke Udo wie du gegen den Wind marschiert bist. Wie du Wege geebnet, Türen aufgestossen und Mauern niedergerissen hast.

Danke für die Panik

Welcher Popmusiker schaffte es ein Wort so zu besetzen, dass er über deren Konnotation beinahe frei verfügen kann? Du Udo. Der Panikrocker und dein Panikorchester. Vor der Panik läuft man für gewöhnlich davon. Deine Panik wurde zu einem Magnet, das Leute magisch anzieht. Du hast dir das Wort gekrallt, hast es zu deinem gemacht und für dich stimmig modelliert. Das ist ein Meisterwerk. Herkömmliche Panik verbreitet hast du dabei kaum. In Panik geraten ist ja auch nicht dein Ding. «Ich sehe mich als Durchreisenden, der nicht der irdischen Zeitrechnung unterliegt» pflegst du zu sagen. Ich übersetze das mal mit «Keine Panik. Ist alles nicht so wild».

Genug Dank im Tank?

Habe ich mich bedankt für den Sonderzug nach Pankow? Dafür, dass du kein Schlageraffe geworden bist? Habe ich mich bedankt für dein Schlagzeug in der «Tatort»-Titelmelodie? Für Rudi Ratlos? Oder dafür, dass du nicht auf den Seehund gekommen bist? Für deine Gratwanderungen textlicher, musikalischer und lebenstechnischer Natur? Dafür, dass du dich nie einfach auf die sichere – sondern immer einfach auf die für dich richtige Seite gestellt hast?

Danke Udo, dass du Udo bist. Danke Udo, dass du bist.

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