Es war grauenhaft, als Lukas Hobi als 7-Jähriger erfahren hat, dass seine Eltern vom Kanton Uri in den Kanton Zug ziehen wollen. Aufgewachsen in einer Pädagogen-Familie war das für ihn und seine Schwester ein Schock. «Wir haben einen Pakt geschlossen und geschworen: Wir gehen hier nicht weg!», erinnert sich Lukas Hobi. Die anfängliche Ablehnung wich schnell, als nach dem Umzug die Nachbarskinder an der Türe klingelten und zu neuen Freunden wurden.
Lukas Hobi bezeichnete seine Hobbys als Lebenselixier und Ventil. Er sang, spielte Klavier und Theater – ohne berufliche Ambitionen.
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Bild 1 von 9. Lukas Hobi ist mit einer Schwester in einer Pädagogen-Familie aufgewachsen. Bildquelle: zVg.
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Bild 2 von 9. Singen, musizieren und Theaterspielen waren damals sein Lebenselixier. Die Schule war hingegen nicht sein Ding, insbesondere Mathematik fand er wenig inspirierend. Bildquelle: zVg.
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Bild 3 von 9. Luikas Hobi interessierte sich mehr für musische Dinge als für Mathematik. Bildquelle: zVg.
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Bild 4 von 9. An die Zeit vor seinem Coming Out mit 25, hat er nur diffuse Erinnerungen. Bildquelle: zVg.
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Bild 5 von 9. Der ESC war für ihn ein überwältigendes Ereignis. Bildquelle: zVg.
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Bild 6 von 9. Am Final des ESC stand er als Background-Sänger mit Sandra Studer auf der Bühne. Bildquelle: zVg.
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Bild 7 von 9. Er habe nicht damit gerechnet, dass seine Hymne «Made in Switzerland» auf ein so grosses Echo stösst. Bildquelle: zVg.
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Bild 8 von 9. Der Hitmaker ist am ESC ein gefragter Interviewpartner. Bildquelle: zVg.
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Bild 9 von 9. Lukas Hobi will weiter seine Brötchen als künstlerischer Leiter und Teil von Bliss backen, ohne sich mit neuen Projekten zu übernehmen. Bildquelle: zVg.
Der späte Ruf der Bühne
Lukas Hobi studierte Pädagogik, um danach gerade mal drei Monate als Lehrer zu arbeiten. Das traditionelle Bildungssystem, insbesondere Fächer wie Mathematik, empfand er als wenig inspirierend. Im letzten Studienjahr dann die wegweisende Entscheidung: Er entschloss sich für eine Ausbildung zum Musicaldarsteller. Seither hat er die Bühne nicht mehr verlassen und ist Teil der A-Cappella-Comedy-Band Bliss.
Coming-out und Selbstfindung
Hobi reflektiert offen über seine Pubertät und die Zeit der Selbstfindung. Für das Gespräch hat er alte Bilder vom Dachboden geholt. Er sieht darin ein verschüpftes Kind, das nicht überall hineinpasst, aber auch einen jungen Menschen voller Esprit.
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Bild 1 von 1. Beim Betrachten von alten Bildern sagt Lukas Hobi: «Es tut gut, wieder einmal hinzuschauen, woher man kommt». Bildquelle: zVg.
Er habe sich erst mit 25 Jahren wirklich gefunden, als er sich zu seiner Sexualität bekannte. Dieser Schritt habe ihm ein befreites Leben ermöglicht. Die Erinnerungen an die Zeit vor seinem Coming-out seien diffus, während die Zeit danach viel lebendiger und näher bei ihm sei. «Der Mut, endlich zu sich zu stehen», sei etwas, worauf er besonders stolz ist, sagt Hobi.
Ein kleiner Fehler beim ESC-Finale
Stolz kann Lukas Hobi auch auf seinen Wurf für den Eurovision Song Contest 2025 sein. Die Hymne «Made in Switzerland» stammt aus seiner Feder. Die Entstehung des Stücks und was danach folgte, beschreibt Lukas Hobi als «einen riesengrossen Wasserfall von Emotionen». Die Reaktionen auf die Hymne seien überwältigend gewesen. Hunderte von Nachrichten haben ihn erreicht und eine Welle der Positivität sei durchs Land geschwappt.
Beim Finale stand Hobi selbst als Backing Vocalist mit Sandra Studer auf der Bühne. Bei über 160 Millionen Zuschauenden darf nichts schief gehen und gerade da passiert ihm, wie er sagt: «ein dilettantischer Anfängerfehler»: Er vergass, die In-Ears einzustecken. Der Knopf im Ohr verhindert, dass man die Musik verzögert hört. Für eine Millisekunde sei ihm das Gesicht zusammengefallen, erzählt er lachend.
Die Paralleluniversen des Lukas Hobi
Nach dem grossen ESC-Erfolg erhielt Hobi zahlreiche Anfragen für weitere Grossprojekte, auch in Deutschland. Doch er lehnte ab. Das Jahr war zu diesem Zeitpunkt bereits verplant und «es fühlte sich richtig an», sagt Lukas Hobi. Wenn viele Türen offen stehen, durch die man gehen kann, müsste man sich zweiteilen. Sein Konzept heisst «Paralleluniversum».
Dort können all die Träume und Möglichkeiten, die er im Hier und Jetzt nicht verfolgen kann, in einer anderen Dimension existieren. So habe er vielleicht schon das Opening der nächsten Oscar-Zeremonie geschrieben, auch wenn das real noch nicht passiert ist. Diese Denkweise helfe ihm, mit den vielen offenen Türen umzugehen und sich nicht zu verzetteln.