«Ein Samichlausbesuch ist immer etwas Spezielles für die ganze Familie.» Und auch für ihn, Martin Kempf, Betreiber von chlaus.ch, dem Schweizer Chlausenverzeichnis. «Wer einen Samichlaus sucht, findet auf der Webseite Kontakte zu entsprechenden Organisationen in der gewünschten Region.»
Sind alle Chläuse ausgebucht, muss möglicherweise der Nachbar, der Onkel oder der Arbeitskollege in die rote Kutte steigen – kein einfaches Unterfangen. Kempf, seit bald 40 Jahren selbst saisonaler Profi-Chlaus, mit sechs Tipps für die Amateur-Chläuse.
1. Schwere Schuhe statt Sneakers
Als Chlaus in Halbschuhen oder gar in Sneakers unterwegs zu sein, ist ein No-Go. «Die Kinder sehen das sofort», sagt Kempf. «Besser sind Wanderschuhe oder Schuhe, die ein bisschen altertümlich aussehen.»
Möglichst dunkel sollten sie sein – ähnlich wie bei den Hosen unter dem Gewand. «Jeans passen nicht zum Samichlaus.» Fazit: je klobiger besohlt, desto besser.
2. Stattlicher Mantel statt billigem Filzfetzen
Auf einschlägigen Internetplattformen gibt es die typischen Utensilien bereits ab 30 Franken. Martin Kempf winkt ab: «Ein richtig schönes Gewand mit Perücke und Bart kostet durchaus mehrere hundert oder gar mehrere tausend Franken.»
Fazit: irgendein dünner, billiger Filzfetzen aus China mag den Zweck auf den ersten Blick zwar erfüllen, aber ein dicker Mantel wirkt glaubwürdiger.
3. Büffelhaar statt Plastikbart
Der Samichlaus ist traditionsgemäss ein stark behaarter Mann. Einer, dessen üppiges Haar unter der Mütze oder der Kapuze hervorschaut. Auch der dichte Bart ist ein unverkennbares Markenzeichen. «Ein Nylon-Bart, der mit Gummizügen am Kopf befestigt ist, ist keine gute Lösung.»
Kempf setzt auf Büffelhaar und Klebstoff. «Schnauz und Bart sauber im Gesicht anzukleben und nach dem Auftritt wieder zu entfernen, ist nicht angenehm.» Aber: «Dafür sieht es umso echter aus.» Fazit: tischbombenartige Gesichtsbehaarung, die nicht richtig sitzt, fällt sofort auf.
4. Urchige Wortwahl statt Anglizismen
«Hey, da sind aber crazy viele Kids am Start!» Solche Einstiegssätze vermögen das Eis in der Stube nicht zu brechen und wirken auf Gross und Klein maximal cringe. Der Samichlaus drückt sich anders aus. «Er braucht keine trendigen Modewörter und hat eine urchige Sprache.»
Ob die Stimme nun tief oder eher hoch sei, spiele weniger eine Rolle. Wichtig sei eine kindsgerechte Sprache, kein Geplapper wie unter Kollegen. Fazit: ruhig, deutlich und langsam sprechen – dazu einige altmodische Wörter einstreuen.
5. Möglichst natürlich statt beschmückt
Der Samichlaus zählt seine Schritte nicht – sein Schrittzähler würde in seinem äusserst arbeitsintensiven Advent ohnehin explodieren. Ähnliche Gadgets wie Smartwatches oder gar eine goldene Rolex gehören ebenso wenig an sein Handgelenk.
Verheiratet ist der Samichlaus übrigens auch nicht – wenn, dann mit seinem Job, möglichst viele Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. «Keine persönlichen Gegenstände», fasst Kempf dieses Kapitel zusammen, was gleichbedeutend mit dem Fazit ist.
6. Gut vorbereiten statt «jufle»
Gesamtfazit: eine sorgfältige Vorbereitung ist wichtig, Details sind entscheidend. «Für diese Aufgabe braucht es Herzblut», sagt Martin Kempf. Und nochmals: «Die Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt.»