Die Augen jucken, die Nase läuft und man hat heftige Niesanfälle: Aktuell sind so viele von Heuschnupfen geplagt wie schon lange nicht mehr. «Dieses Jahr haben mehr Menschen akute und heftige Allergiebeschwerden», sagt Arthur Helbling, Leiter der allergologisch-immunologischen Poliklinik des Inselspitals Bern (AIP). Dies sei aufgefallen im Vergleich zu den letzten zwei Jahren Pandemie.
Ein Grund dafür sei das Ende der Maskenpflicht. «Hygienemasken sind Pollenfilter», sagt Helbling. Sie seien fein genug, dass sie Pollen herausfiltern. Wenn keine Pollen auf die Schleimhäute gelangen, können sie auch keine Symptome auslösen. Menschen, die während der Pandemie bereits wussten, dass sie eine Pollenallergie haben, hatten durch das Tragen der Hygienemasken weniger Symptome. Dieser Schutz falle nun weg.
Als weiteren Grund sieht Helbling, dass viele Leute während der Pandemie im Homeoffice waren. Sie seien weniger an der frischen Luft gewesen und hätten somit weniger Kontakt mit Pollen gehabt. «Viele Leute hatten auch schlichtweg andere Sorgen als juckende Augen oder eine verstopfte Nase», so Helbling.
Die Pollenallergie sei während der Pandemie in den Hintergrund gerückt. Nun würden die meisten Menschen wieder wie gewohnt nach draussen gehen, wo sie den Pollen ausgesetzt seien.
Seit der Pandemie seien viele Leute zudem vorsichtiger, wenn sie sich nicht gut fühlen. «Früher hat es niemanden gross gestört, wenn die Nase verstopft ist. Heute geht man schneller zum Arzt», sagt Helbling. Die vermutete Covid-19-Infektion könne sich dann als Pollenallergie herausstellen.
Allergieausbruch wegen Virus
Mittlerweile wisse man auch, dass die Infektion mit einem Virus, wie Covid-19 oder einer Grippe, sogar eine Pollenallergie auslösen könne. Gemäss Helbling kann bei jemandem, der oder die genetisch dazu veranlagt ist, eine Pollenallergie zu bekommen, durch einen Infekt plötzlich eine Allergie ausbrechen.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung unter einer Pollenallergie leiden. Die Rede ist von etwa 1.8 Millionen Allergikerinnen und Allergikern. Der umgangssprachlich sogenannte Heuschnupfen kommt nicht nur im Frühling vor. Es kommt ganz darauf an, auf welche Pollen man reagiert und wann diese Pflanzen blühen.
Schlechte Nachrichten für Heuschnupfen-Geplagte
Aufgrund des Klimawandels wird die Pollensaison immer länger. Für Allergikerinnen und Allergiker galt der Winter lange als allergiefreie Zeit. Inzwischen stimmt das nur noch bedingt, denn wirklich beschwerdefreie Zeiten gibt es für viele Betroffene kaum noch. Milde Temperaturen, wenig Regen und eine hohe Schadstoffbelastung sorgen mehr und mehr auch im Winter für Symptome.