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Volksmusiker Frowin Neff Der Vollblutmusiker, der keine Noten lesen kann

Er ist die Frohnatur der Schweizer Volksmusikszene. Zum 50. Geburtstag spricht der Musiker Frowin Neff über seine zwei Gesichter, den Umgang mit dem Tod und warum er keine Kinder hat.

Frowin Neff ist im wahrsten Sinn eine Stimmungskanone und ein Volksmusiker besonderer Güte. Was hat sein fröhliches Wesen mit dem Namen Frowin zu tun? Er habe mal nachgeschaut, erklärt Neff: «Frowin ist ein althochdeutscher Name und bedeutet ‹weiser Freund›.»

Einer, der ein offenes Ohr für alle hat und gerne hilft. «Ich bin der Typ, der eher zuerst für die anderen schaut und erst dann für sich.» Wenn es viermal Rindsfilet und einmal Bratwurst gibt, dann nehme er die Bratwurst, wenn sie übrig bleibt. «Ich überlasse den anderen das Filet und kann sehr gut damit leben.»

«Ich bin Autodidakt»

Seit 30 Jahren ist Frowin Neff nicht nur Dirigent des Jodelklubs Bergwald. Er komponiert, jodelt, spielt Örgeli, Handorgel, Akkordeon und Hackbrett – nur Noten lesen kann er nicht. «Ich bin Autodidakt. Eine Partitur kann ich nicht vom Blatt ablesen, die muss ich mir Note für Note erarbeiten», sagt der musikalische Tausendsassa.

Ihm geht es ums Herz und die Leidenschaft. «Die Seele von einem Stück kann man nicht vom Notenblatt ablesen.» Als Teil vom Quartett «Waschächt» sagt er: «Musik muss leben und beleben!» Es gebe nichts Schlimmeres, als live Musik, die wie ein Schluck kalter Tee ist.

«Road Runner Fox», ein Titel auf dem neuen Album, hat er seiner langjährigen Partnerin Sandra gewidmet. Die gelernte Metzgerin hat nicht nur eine Vorliebe für schnelle Autos, sie hält Frowin Neff den Rücken frei und sorgt für sein Wohlbefinden.

Ein anderes Stück, «Carlos Zäuerli», hat er für den «Waschächt»-Bassisten Carlo Gwerder komponiert. «Carlo ist mehr als ein Musikerkollege, er ist auch ein Freund, der in guten wie in schlechten Zeiten für einen da ist.» Jeden vom Quartett könne man dort einsetzen, wo er top ist, sagt Neff.

Trotz Schicksalsschlägen – das Leben muss weitergehen

Der Tod seines Vaters vor zwei Jahren sei absehbar gewesen. Sein Bruder Pius hingegen wurde dieses Jahr aus dem Leben gerissen. Er ist im Alpstein abgestürzt. Was das mit Frowin gemacht hat, könne er bis heute nicht richtig einordnen. Er kriegt immer noch Gänsehaut, wenn er an die Beerdigung denkt, an der er mit seinem Bruder Clemens gesungen hat.

Zum Abschiednehmen habe ihm das geholfen. «Das Leben muss weitergehen», sagt der kinderlose Familienmensch Neff. «Meine Partnerin und ich sind beide ‹Krampftiere›, wir arbeiten extrem viel und gerne. Da hätten Kinder einfach keinen Platz.»

Wenn beim «Zäuerli» die Tränen kullern

Seit 30 Jahren gehört auch das Silvesterchlausen im Appenzeller Hinterland zu Frowin Neffs Leidenschaften. Es habe ihn einfach gepackt – die Schellen und der Kopfschmuck fasziniert. Die kunstvoll und reichverzierte Haube der Schönen macht er zusammen mit seiner Partnerin selber.

Das ist feinste Handarbeit und braucht viel Geduld. «Wir sitzen dann tagelang da, reden kaum und nähen 70'000 bis 80'000 ‹Chügeli› an.» Und wenn beim Silvesterchlausen ein Naturjodel angestimmt wird, rühre ihn das schon mal zu Tränen.

Auf etwas kann Frowin Neff nicht verzichten: auf die Musik. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht mit Musik in Berührung komme. «Früher durfte man am Karfreitag keine Musik hören. Das war für mich das Traurigste im ganzen Jahr», sagt der leidenschaftliche Musiker. Wen wunderts, heisst ein Titel auf dem neuen Album, das im November erscheint: «Ich brauche Musik.»

Radio SRF Musikwelle, 22.11.2025, 11:03 Uhr ; 

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