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Niklaus von Flüe im Interview, gespielt von Markus Amrein
Aus Die Schweizer vom 02.10.2013.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 19 Sekunden.
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Folge 2: Waldmann und von Flüe Heiliger, Vermittler und Bauer: Niklaus von Flüe

Er entschliesst sich zu einer Pilgerreise und verabschiedet sich für immer von Frau und Kindern. Als Einsiedler wird er oft um Rat gebeten – auch im Kontext des Stanser Verkommnisses.

Niklaus von Flüe ist 1417 geboren. Zusammen mit seiner Frau Dorothea Wyss hat er zehn Kinder. In den ersten 50 Jahren seines Lebens ist er Bauer in Sachseln, zieht als Offizier in den Zürichkrieg und ist Mitglied in Rat und Gericht von Obwalden. Doch politische Bedeutung erlangt Niklaus von Flüe erst, als er der Welt den Rücken kehrt.

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Die Historikerinnen Susanna Burghartz und Regula Schmid Keeling über das Verlassen der Familie
Aus Die Schweizer vom 02.10.2013.
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Eine kurze Pilgerreise

Er verspürt den Wunsch, sich als Pilger auf Wallfahrt zu begeben. Seine Frau Dorothea willigt schliesslich ein, obwohl ihr jüngstes Kind noch in den Windeln liegt. Auch der Pfarrer von Sachseln gibt sein Einverständnis.

Die Familie und die Kirche lassen Niklaus ziehen. Am 16. Oktober 1467 macht er sich auf den Weg. Doch weit kommt er nicht – bei Liestal hat er eine Vision, die ihn zur Umkehr bewegt. Er kehrt zurück in den Wald im Melchtal, der nicht unweit von seinem einstigen Hof liegt. Dort bleibt er einige Tage unentdeckt, bis Dorfbewohner ihn finden. Sie bauen ihm im Ranft eine Hütte und später eine Kapelle. «Bruder Klaus» lebt dort fortan als Einsiedler in einfachsten Verhältnissen.

Klause im Ranft
Legende: Klause im Ranft www.bruderklaus.com

Asket, Ratgeber und Vermittler

Er nimmt angeblich weder Nahrung noch Wasser zu sich. Diese Kunde verbreitet sich rasch und zieht zahlreiche Neugierige an. Immer wieder suchen Angehörige aller Gesellschaftsschichten Rat bei ihm. Dadurch zieht Niklaus von der Flüe die Aufmerksamkeit der weltlichen und kirchlichen Behörden auf sich. Durch einen Ratsbeschluss werden in Obwalden Wächter angestellt, die den Eremiten einen Monat lang beobachten sollen. Doch es scheint tatsächlich wahr zu sein: «Bruder Klaus» isst und trinkt nicht.

Pritsche von Bruder Klaus in seiner Klause
Legende: Pritsche von Bruder Klaus in seiner Klause Keystone

Auch von kirchlicher Seite wird Niklaus Askese geprüft: Im Auftrag des Bischofs von Konstanz wird die Abstinenz des Einsiedlers erneut kontrolliert. Doch auch die Kirche stellt «weder Betrug noch Dämonie» fest. Der Einweihung der Kapelle im Ranft 1469 steht damit nichts mehr im Wege.

Als die Abgeordneten der Tagsatzung in Stans 1481 um die Verteilung der Beute aus den Burgunderkriegen und die Aufnahme der Städteorte Fribourg und Solothurn in das Bündnissystem streiten, vermittelt Niklaus von der Flüe ohne selbst anwesend zu sein. Bruder Klaus stirbt im Alter von 70 Jahren in seiner Klause im Ranft.

Heiligsprechung
Legende: Heiligsprechung SRF/Schweizer Filmwochenschau vom 30.05.1947

Die Intervention von «Bruder Klaus», initiiert und überbracht von Pfarrer Amgrund von Sachseln, beim Abschluss des Stanser Verkommnisses gilt als erwiesen. Die Legende besagt, dass sein Rat schon früher im Verlaufe der Verhandlungen eingeholt worden sein soll. Dies kann historisch allerdings nicht belegt werden. Überhaupt ranken sich um den Mystiker zahlreiche Legenden, so soll Bruder Klaus während Lebzeiten aber auch über seinen Tod hinaus Wunder gewirkt haben. Bereits kurz nach seinem Tod werden seine Klause und die Kapelle im Ranft zu einer Pilgerstätte. 1947 wird Bruder Klaus von der römisch-katholischen Kirche heilig gesprochen.

Quellen:

Historisches Lexikon der Schweiz: «Stanser Verkommnis»

Historisches Lexikon der Schweiz: «von Flüe, Niklaus»

Ferdinand Elsener 1981: «Rechsgeschichtliche Anmerkungen», in «500 Jahre Stanser Verkommnis», Historischer Verein Nidwalden, Stans.

Robert Durrer in Walter Nigg/Wilhelm Schamoni (Hrsg) 1962: «Niklaus von der Flüe», Patmos-Verlag Düsseldorf.

Leonard von Matt 1947, «Der heilige Bruder Klaus. Offizielles Gedenkbuch der Heiligsprechung», NZZ Verlag, Zürich.

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