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Medikamentenpreise Teure Generika bei Coop Vitality, Amavita und Sun Store

In den Apotheken der Galenica-Gruppe kosten Generika teilweise mehr als das Original. Die Herstellerin begründet: Es handle sich dabei um eigenständige Produkte und nicht um Generika «im eigentlichen Sinn». Das Heilmittelgesetz sagt allerdings etwas anderes.

Was ist passiert? Ein Erkältungshusten plagt die Familie einer Coop-Vitality-Kundin. Die Frau geht also in «ihre» Apotheke und verlangt nach einem Generikum der Husten-Brausetabletten Solmucol. «Die Apothekerin hat mich gefragt, ob es auch ein Generikum von Coop Vitality selbst sein dürfe, was ich bejahte», erinnert sich die Kundin. Was sie nicht weiss: Das hauseigene Generikum der Apotheke ist deutlich teurer als ein Generikum der Konkurrenz. Es ist sogar teurer als das Original.

Wie sehen denn die Preise aus? Bleiben wir beim Beispiel der Husten-Brausetabletten. Die 10er-Packung des Originals kostet (Stand Mitte Oktober) bei Coop Vitality 5.70 Franken (57 Rappen pro Tablette). Das von der Apotheke selbst hergestellte Generikum gibt es in der 14er-Packung für 14.95 Franken (1.07 Franken pro Tablette). Das Generikum von Coop Vitality ist also über 85 Prozent teurer als das Original. Die Kundin ist irritiert: «Wie die Apotheke auf einen solch horrenden Preis kommt, verstehe ich nicht – eigentlich dachte ich, Generika seien günstiger.»

Ist das ein Einzelfall? Nein. Es finden sich bei Coop Vitality weitere Beispiele für teure Generika. So kostet die 20er-Schachtel der hauseigenen Paracetamol-Tabletten 5.20 Franken – Generika der Konkurrenz gibt es ab 2.40 Franken in der gleichen Packungsgrösse. Fast identische Beispiele finden sich in den Onlineshops der Apotheken Amavita und Sun Store. Alle drei Ketten gehören zur Berner Galenica-Gruppe. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass sich diese für teure Generika rechtfertigen muss: Die Konsumentenzeitschrift «Saldo» titelte 2017: «Teure Generika bei Vitality und Amavita».

Grosse Preisunterschiede

Wie begründen die Verantwortlichen den grossen Preisunterschied? Auf Anfrage teilt die Medienstelle der Galenica-Gruppe mit, es handle sich beim erwähnten Produkt um ein frei verkäufliches Medikament [wird nicht von der Grundversicherung übernommen, Anm. d. Red.] und Preisunterschiede seien bei solchen Produkten «üblich und ergeben sich aus Einkaufskonditionen, Logistikfaktoren und Marktgegebenheiten».

Weshalb wurde der Kundin die teure Eigenmarke verkauft? Dazu sagt Galenica: «Im geschilderten Fall können wir nicht rückverfolgen, aus welchen Gründen ein bestimmtes Produkt empfohlen wurde.» Die Wahl des Medikaments erfolge im Gespräch mit der Kundschaft. Zudem hält das Unternehmen fest: «Die Eigenmarken sind eigenständige Produkte und keine Nachahmpräparate, also keine Generika im eigentlichen Sinn. Sollte im vorliegenden Fall der Eindruck entstanden sein, das empfohlene Produkt sei ein Generikum, war dies ungenau. Wir bedauern eine allfällige missverständliche Formulierung.»

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Was sagt das Bundesamt für Gesundheit? Das BAG gibt Galenica in Bezug auf die Preise frei verkäuflicher Medikamente recht. Hier unterliege die Preisgestaltung dem freien Markt. Das Argument, dass es sich bei den Eigenmarken nicht um Generika handeln soll, entkräftet das BAG allerdings. Es verweist auf die Definitionen im Heilmittelgesetz. Demnach ist ein Generikum ein Arzneimittel, das «im Wesentlichen gleich ist wie ein Originalpräparat» und das mit diesem aufgrund der Wirkstoffe, Darreichungsforum und Dosierung austauschbar ist. Das BAG empfiehlt, immer nach dem günstigsten Medikament zu fragen und Preise zu vergleichen.

Radio SRF 1, Espresso, 5.11.2025, 08:10 Uhr

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