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Systemausfall bei Webland Viele Schweizer KMU tagelang per Mail nicht erreichbar

Ein Serverausfall bei der Webhosting-Firma Webland blockiert viele Schweizer Unternehmen. Für diese ein Riesenproblem.

Bei der Webhosting-Firma Webland mit Sitz in Münchenstein (BL) gab es am 20. November einen Systemausfall. Zu spüren bekommen haben das insbesondere jene Unternehmen, deren Internetseite und E-Mail-Kommunikation über die Server von Webland laufen. Die KMU waren tagelang per Mail nicht erreichbar.

Im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» schildern mehrere Betroffene die Konsequenzen: Beispielsweise seien Rechnungen nicht mehr angekommen, Aufträge ins Leere gelaufen, Material habe nicht bestellt werden können. Einige haben notdürftig neue E-Mail-Adressen eingerichtet oder via Banner auf ihrer Internetseite über die Panne informiert – sofern diese noch online war.

KMU fürchten um ihren Ruf

Besonders problematisch: Wer einem betroffenen Unternehmen eine E-Mail geschickt hat, wurde nicht darüber informiert, dass diese nicht angekommen ist: «Potenzielle Auftraggeber haben so möglicherweise das Gefühl, ihre Anfrage interessiere uns nicht, weil wir ja nicht antworten können», so ein Fotograf aus dem Kanton Zug.

Die Leute haben das Gefühl, ich sei nicht mehr zuverlässig.
Autor: Renato Haller Schreiner, Zofingen (AG)

Auch andere KMU fürchten um ihren Ruf: Renato Haller, Schreiner aus Zofingen (AG) erzählt, ihn hätten Kunden angerufen und gefragt, was mit ihm los sei: «Die Leute haben das Gefühl, ich sei nicht mehr zuverlässig», so Haller gegenüber SRF. Er überlegt sich – wie andere auch – rechtliche Schritte gegen Webland.

Schadenersatz dürfte schwierig werden

Möglicherweise entgangene Aufträge, ein potenzieller Reputationsschaden: Manch ein KMU macht sich Gedanken, wie es mit Schadenersatz aussieht. Die Geschäftsbedingungen (AGB) des Unternehmens sind in diesem Punkt klar: «Webland übernimmt keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aufgrund technischer Probleme, Serverausfall, Datenverlust, Übertragungsfehler, Datenunsicherheit oder sonstiger Gründe. Webland haftet in keinem Fall für entgangenen Gewinn und Folgeschäden.»

Diese AGB sind äusserst problematisch.
Autor: Martin Steiger Anwalt und Experte für Recht im digitalen Raum

Macht es sich die Webhosting-Firma damit zu einfach? Martin Steiger, Anwalt und Experte für Recht im digitalen Raum, hält die AGB für «äusserst problematisch», wie er auf Anfrage sagt: «Ich halte es für fragwürdig, wenn ein Hosting-Provider für seine Kernleistung, nämlich das Hosting, keinerlei Verantwortung übernehmen möchte.» Er hält den Haftungsausschluss zumindest in Teilen für nichtig.

Dennoch dürfte es schwierig werden, Schadenersatzforderungen durchzusetzen, wenn Webland nicht von sich aus Schadenersatz anbietet. «Betroffene Unternehmen müssen dann vor Gericht gehen – das ist sehr aufwändig und zeitintensiv», so Martin Steiger. Die wenigstens dürften sich das leisten können.

Keine Entschuldigung von Webland

Und was sagt Webland zur tagelangen Systempanne? Das Baselbieter Unternehmen selbst gibt keine Auskunft, sondern leitet die Anfrage an den schwedischen Mutterkonzern Miss Group weiter. Von dort kommt zwar keine Entschuldigung, dafür jedoch das schriftliche Versprechen von COO Jimmie Eriksson, «rund um die Uhr» daran zu arbeiten, die Funktionalität der Dienste wieder herzustellen. Man verstehe, dass die Kunden unzufrieden seien.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen für einen Datenverlust.
Autor: Jimmie Eriksson COO Miss Group

Immerhin scheinen die betroffenen Unternehmen nicht um ihre Daten fürchten zu müssen. Oberste Priorität, so Eriksson, sei gewesen, das Risiko eines Datenverlusts zu verringern. «Und zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen für einen Datenverlust.» E-Mails, die den KMU während der Panne zugesendet worden sind, sollten also nicht verloren sein.

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Radio SRF 1, Espresso, 4.12.2025, 08:10 Uhr

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