Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Ersatzteile als Kostenfalle High-Tech im Auto – Autoversicherungen werden teurer

Die Autoversicherungsprämien steigen auch im nächsten Jahr. Grund sind vor allem die hohen Reparatur-Kosten.

Moderne Autos sind viel mehr als bloss vier Räder, Carrosserie und Motor. Es sind komplexe Systeme mit Sensoren, Schnittstellen und Steuergeräten für den Motor, Bremsen, Airbags usw. Fällt nur ein einziges Teil aus – wird es rasch teuer. Axa, die grösste Autoversicherung der Schweiz, zeigt das am Beispiel der Scheinwerfer.

Innert fünf Jahren sind die Durchschnittskosten für den Ersatz eines Scheinwerfers um 44 Prozent gestiegen, von durchschnittlich 900 Franken auf mehr als 1300 Franken. «Kassensturz» weiss auch von Fällen, wo der Ersatz eines einzigen Scheinwerfers über 4000 Franken kostete.

Kosten für Autoreparaturen stark gestiegen

Nicht nur die Reparatur von Scheinwerfern hat sich jüngst verteuert, allgemein kostet die Reparatur von Autoschäden immer mehr. Eine Auswertung der Axa-Versicherung zeigt: Ein durchschnittlicher Kollisionsschaden belief sich im Jahr 2024 auf knapp 3400 Franken – das ist über ein Fünftel mehr als 2019.

Besonders bei neuen Fahrzeugen werden die Bauteile immer komplexer und somit auch teurer beim Ersatz und Einbau. Für die Autobranche seien die Ersatzteile mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle, sagt Martin Eling, Professor für Versicherungsökonomie an der Uni St. Gallen: «Der Grossteil der Margen wird aktuell bei den Reparaturen erwirtschaftet. Es kann durchaus sein, dass bei einem Neuwagen für 40’000 Franken die Summe aller Ersatzteile 400’000 Franken betragen kann.» 

Margenstarkes Geschäft mit Ersatzteilen

Auf das boomende Ersatzteilgeschäft angesprochen, verweisen Exponenten der Autobranche auf den technologischen Fortschritt. So habe sich die Fahrzeugtechnik in den letzten Jahren grundlegend verändert. Zwischen älteren und neuen Modellen lägen Welten, was die Technologie betreffe. Nicolas Roos, ein Mehrmarken-Garagist aus dem Kanton Freiburg nennt einen weiteren Grund für die steigenden Reparaturkosten: «Die Kunden wollen mehr Technologie, mehr Komfort, mehr Grösse. Und das zum gleichen Preis? Das kann nicht aufgehen.»

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Dazu kämen noch die Lebenshaltungs- und Arbeitskosten. Auf Anfrage von «Kassensturz» erklärt AMAG, die Importeurin von Skoda und VW: «Die Kombination aus technologischer Komplexität, gesetzlicher Regulierung, Kundenwünschen und allgemeinen Kostensteigerungen erklärt, warum Reparaturen heute deutlich teurer sind.» 

Hohe Reparaturkosten schlagen auf Versicherungsprämien

Die steigenden Reparaturkosten betreffen praktisch alle Autofahrerinnen und Autofahrer: In Form von steigenden Versicherungsprämien. Sogar wer seit Jahren schadenfrei unterwegs ist, muss mit höheren Prämien rechnen. Das zeigen aktuelle Zuschriften an die Publikumsredaktion von Kassensturz/Espresso: «Meine Autoversicherung ist massiv höher als letztes Jahr.» Oder: «Ein Aufschlag von 32 Prozent und dies ohne Vorankündigung!»

Die Reparaturkosten von Neuwagen sind deutlich höher
Legende: SRF

Gemäss dem Schweizerischen Versicherungsverband SVV erhöhen aktuell viele Versicherungen die Prämien für Auto-Haftpflicht und Kaskoversicherung. Die moderne Technik sorge zwar für weniger Unfälle, aber nicht für tiefere Kosten, erklärt Jean-Philippe Moser vom Versicherungsverband SVV: «Die Kosten gehen proportional deutlich höher hinauf. Zum Beispiel ein Rückspiegel mit viel eingebauter Elektronik. Ein Ersatzteil kostet mit Kalibrieren ein Vielfaches mehr als früher.»

Prämienaufschlag auch für ältere Autos

Bemerkenswert: Die steigenden Versicherungsprämien betreffen auch ältere Fahrzeuge, welche aus einfacheren Bauteilen bestehen. Diese Prämienaufschläge begründet Versicherungsökonom Martin Eling mit verschiedenen weiteren Faktoren: «Es sind auch die höheren Reparaturkosten. Die Arbeitskosten haben zugenommen. Die Inflation spielt hier auch eine Rolle.»

Hinzu kommt das gestiegene Risiko für Elementarschäden wie beispielsweise Hagel oder Überschwemmungen. Die Deckung solcher Schäden hat auch einen Einfluss auf die Höhe der Versicherungsprämien. 

Sparrezepte für günstigere Versicherungsprämien

Höhere Prämien für die Autoversicherung sind nicht in Stein gemeisselt. Im Interview mit «Kassensturz» empfiehlt Harry Büsser, Finanzexperte beim Vergleichsdienst Comparis, dass man Vergleichsofferten einholen soll: «Dabei ist wichtig, dass man dann Versicherungen mit gleichen Leistungen vergleicht. Nach einer Prämienerhöhung kann man innert 14 Tagen die alte Versicherung kündigen.» Auch die Versicherungsbranche selbst eruiert Sparmöglichkeiten beim Kostentreiber «Ersatzteile».

So sollen betroffene Autoteile möglichst repariert statt ersetzt werden. Das sei gemäss Axa in der Regel die effizientere und kostengünstigere Lösung und schont erst noch die Umwelt. In Schadenfällen, in welchen ein Ersatz des Autoteils unumgänglich ist, könnte der Einbau von Occasionsersatzteilen ein Sparrezept sein.

Espresso, 23.12.2025, 8:10 Uhr

Meistgelesene Artikel