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Motoren als Ölschlucker: Importeur Amag weist Kunden ab
Aus Kassensturz vom 27.10.2015.
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Umwelt und Verkehr Motoren als Ölschlucker: Importeur Amag weist Kunden ab

Audi-Fahrer klagen über enormen Ölverbrauch ihrer Fahrzeuge. Die Reparatur, um den Fehler zu beheben, kostet Tausende Franken. Generalimporteur Amag spricht von Einzelfällen und will keine Garantieleistung erbringen. Doch vieles spricht für ein Serienproblem.

«Ich muss häufiger Motorenöl nachfüllen als tanken» sagt Audi-Fahrerin Sandra Jäger aus Cham. Ihr Audi A4 Avant verbraucht bis zu zwei Liter auf 1000 Kilometer. «Wir gingen gar nicht mehr zu Haus hinaus, ohne eine Flasche Öl dabei zu haben».

Seit drei Jahren fährt Sandra Jäger einen Audi mit Jahrgang 2010. Es ist eine Occasion mit Werksgarantie bis 100'000 Kilometer. Bald fällt ihr der hohe Ölverbrauch auf. Mehrere Male fährt Sandra Jäger in ihre Amag-Garage und schildert das Problem. Die offizielle Audi-Vertretung in Zug führt eine kleine Reparatur durch. Auf Garantie.

30 Liter Öl für 1000 Franken

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Doch nach kurzer Zeit ist das Problem wieder da. Der Motor verbraucht immer mehr Öl. Sandra Jäger führt Buch und notiert genau den Ölverbrauch. Mittlerweile hat die Audi-Fahrerin über 30 Liter Öl nachgefüllt. Das kostet sie rund 1000 Franken.

Die Amag Zug vertröstet stets die Kundin und sagt der Ölverbrauch bei ihrem Audi sei normal. «Aber wir merkten, dass das gar nicht übereinstimmt mit den Daten, die wir notiert hatten und dass wir massiv weniger Kilometer fahren konnten».

Kein Einzelfall: Klagen über Ölverbrauch

Auf der "Kassensturz"-Redaktion melden sich weitere Audi-Besitzer. Alle klagen über den hohen Ölverbrauch. In Internet-Foren gibt es diesbezüglich ebenfalls unzählige Einträge und auch deutsche Auto-Zeitschriften berichteten bereits mehrmals über dieses Thema.

Serienproblem eines bestimmten Motors?

Der Verdacht: Ein bestimmter Audi-Motor verbraucht zu viel Öl. Möglicher Grund können fehlerhafte Kolben und Kolbenringe sein. Ein Serienproblem also, Importeur Amag will aber für die teure Reparatur in der Garantiezeit nicht aufkommen.

«Kassensturz» fragt nach bei verschiedenen Audi-Garagen. Schnell wird klar: Offensichtlich ist das ein heikles Thema, denn die meisten Garagisten halten sich bedeckt. Man solle sich an den General-Importeur Amag wenden.

Problem lange bekannt: Auch VW, Seat, Skoda betroffen

"Kassensturz" trifft einen Insider. Er sagt: Die Audi-Garagisten würden das Problem kennen. Es betreffe den 2.0 Liter TFSI-Motor der zweiten Generation. Auch er musste solche Motoren reparieren. Bei gewissen Fahrzeugen würde mit zunehmender Kilometerzahl der Ölverbrauch drastisch ansteigen.

«Wir hatten einen Kunden, dessen Auto brauchte auf 400 Kilometer zweieinhalb Liter Öl». Der Motor musste komplett revidiert werden. Kosten je nach Fahrzeug: 9000-10'000 Franken. Brisant: Der Motor ist nicht nur im Audi verbaut, sondern auch bei VW, Seat und Skoda, sagt der Insider.

Normaler Ölverbrauch ist anders

Jeder Motor verbrauche etwas Öl, sagt Pascal Berchtold Leiter Technik und Wirtschaft vom TCS. Ein zu hoher Ölverbrauch aber belaste unnötig die Umwelt und zerstöre schliesslich den Katalysator. «Der Verbrauch kann sehr unterschiedlich sein. Er sollte aber sicher nicht mehr al einen halben Liter auf 1000 Kilometer sein» sagt der Experte im «Kassensturz».

Der Audi A4 von Sandra Jäger verbrauchte aber bis zu zwei Liter auf 1000 Kilometer. Das ist nicht normal. Das stellte schliesslich auch die Amag in Zug fest. Doch erst nach Ablauf der Garantiezeit. Jetzt plötzlich wird doch zu einer aufwändigen Reparatur geraten, die fast 9000 Franken kostet.

Amag übernahm aus Kulanz schliesslich einen Teil der Reparaturkosten. 4200 Franken musste Sandra Jäger aber noch selber berappen. Für einen Schaden, der schon lange in der Garantiezeit vorhanden war und bei Audi-Garagisten bekannt ist. Darum bleibt bei Sandra Jäger bei ihrer Kritik: «Sie haben das bewusst hinausgeschoben, damit sie die Reparatur nicht unter Garantie ausführen müssen.»

Das sagt Amag: Nur wenige Beanstandungen

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Motoren als Ölschlucker: Amag kommt Kunden entgegen
Aus Kassensturz vom 03.11.2015.
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Amag sagt zum Fall: Man habe Herrn und Frau Jäger vollumfänglich unterstützt. Nach der ersten Reparatur aber nichts gehört. Das bestreiten aber Jägers. Sie sind ständig wieder in die Garage, aber nicht mehr schriftlich interveniert.

Die offizielle Audi-Vetretung will auch nichts wissen von mangelhaften Motoren.Man habe nur wenige Kundenbeanstandungen in Zusammenhang mit dem hohen Ölverbrauch. Amag schreibt «Kassensturz»: «In jedem dieser Einzelfälle erfolgt eine Klärung der technischen Ursache beim Audi Service Partner. Sollte es sich um eine berechtigte Beanstandung handeln, stehen Massnahmen zur Ölverbrauchsreduzierung zur Verfügung».

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