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Einige Luftbefeuchter sind Keimschleudern
Aus Kassensturz vom 29.11.2011.
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Kassensturz-Tests Luftbefeuchter mit vielen Mängeln

Die einen Luftbefeuchter machen die Luft oft feuchter als erwünscht. Andere pusten zu viele Keime in die Luft. Und ein Gerät im «Kassensturz»-Test ist sogar gefährlich.

Schön warm soll es im Wohnzimmer sein, wenn es draussen eiskalt ist. Das Klima ist aber nur angenehm, wenn die Luft feucht genug ist. Ein Luftbefeuchter kann zwar Abhilfe schaffen. Doch damit holt man sich oft mehr Probleme ins Haus, als man löst (richtiger Einsatz von Luftbefeuchtern).

Zusätzliche Keime in der Luft unerwünscht

«Kassensturz» hat 10 Luftbefeuchter im Labor PZT im norddeutschen Wilhelmshaven auf Luftbefeuchtung, Handhabung und Sicherheit testen lassen. Zusätzlich beurteilte die Jade-Universität in Wilhelmshaven hygienischen Aspekte der Luftbefeuchter.

Detlev Ihnen vom Fachbereich Medizintechnik der Jade-Universität hat gemessen, wie viele Bakterien und Schimmelpilz-Sporen sich im Gerät anreichern. Wichtiger ist, wie viel Keime das Gerät an die Luft abgibt: «Es ist für den Menschen schlecht, wenn er diese Bakterien einatmet.»

Tabelle mit Übersicht
Legende: Gesamturteil «ungenügend» SRF

Zwei Luftbefeuchter blasen viele Keime in die Luft. «Bei den Geräten Solis Ultrasonic und Miostar Aloha war die Keimbelastung um 10- bis 100-fach höher als bei den anderen Geräten" erklärt Umweltingenieur Ihnen. Bei beiden Geräten handelt es sich um Ultraschallvernebler, die das Wasser fein pulverisiert und Tröpfchen als kalten Nebel in die Umgebung blasen.

Solis schreibt als Reaktion auf die Testresultate, mit regelmässiger Reinigung von Wassertank und Reservoir gemäss Bedienungsanleitung sei «ein hygienisch einwandfreier Einsatz gewährleistet». Zweitens empfehle Solis den Einsatz von Silberionen. Das Labor hat Silberionen tatsächlich nur dort eingesetzt, wo sie mitgeliefert wurden. Und drittens könne eine Vorheizung zugeschaltet werden, wodurch Bakterien abgetötet wurden.

Keimausstoss: Schwäche der Vernebler

Migros betont, eigene Tests hätten ergeben, dass ihr Vernebler mikrobiologisch unbedenklich sei. Die ausgeblasene Luft enthalte eine «unkritische Gesamtkeimzahl» und sei «frei von allergieauslösendem Schimmel». Ausserdem rät Migros dazu, mit einem Ionic Siver Cube das Wasser keimfrei zu halten. Im «Kassensturz»-Test wurde der Würfel eingesetzt, hat aber offenbar nicht ausreichend gewirkt.

Es ist ein bekannter Nachteil von Verneblern, dass sich Keime nicht nur im Wasser im Gerät bilden, sondern dass sie auch an die Luft abgegeben werden. Keime können sich auch in anderen Gerätetypen bilden, also in Verdunstern und Verdampfern. Keime im Wasser sind sie aber kein Gesundheitsproblem, trotzdem unangenehm, weil das Wasser deswegen zu riechen beginnen kann.

Stromschlaggefahr beim Satrap-Gerät

Einen ernsthaften Mangel entdeckte das Labor PZT bei den Sicherheitsprüfungen. Verschiebt oder trägt man den gefüllten Satrap Livingair, tritt Wasser durch den Überlauf, eine kleine Öffnung, aus. Es ist ohne weiteres möglich, dass es über die Hand läuft.

Das ist deshalb problematisch, weil das Wasser bei diesem Typ Luftbefeuchter, einem sogenannten Flachelektrodenverdampfer, unter Strom steht (siehe Kasten oben). Das PZT hat einen Strom von 2,2 bis sogar 4 Milliampère (mA) gemessen, das ist das 10-fache des erlaubten Wertes. Und mit zunehmender Verschmutzung der Geräts wird die Leitfähigkeit des Wasser besser. Der Stromfluss wird durch den Gebrauch immer höher.

Satrap-Gerät bald nicht mehr im Verkauf

Für Prüfleiter Wolfgang Herter vom PZT ist das ein grober Sicherheitsmangel. «Das ist etwa so, wie wenn ich einen Föhn ins Wasser werfe», sagt er. Jedes Kind lerne, dass Strom und Wasser eine gefährliche Kombination sei. Für Herter ist deshalb klar, dass «diese alte und billige Technologie vom Markt gehört». Das Satrap-Gerät wird für den Sicherheitsmangel abgewertet.

Coop hält dem entgegen, dass «eine unabhängige Stelle die Konformität des Gerätes attestiert und die Sicherheit bestätigt» habe. Ausserdem stört sich der Grossverteiler daran, dass Satrap das einzige Gerät dieser Technologie im Test ist, obwohl «im Handel gängig» sei.

Dennoch will Coop Konsequenzen aus dem Testresultat ziehen: «Coop wird das Gerät in den kommenden Monaten aus dem Sortiment nehmen.»

Verdunster mit den besten Noten

Am besten abgeschnitten haben das Modell Oskar von Stadler Form (179.–) und der Luftwäscher Venta LW 14 (Fr. 199.–). Mit den beiden Geräten holt man sich keine neuen Probleme ins Haus: Sie sind ganz und gar unproblematisch. Ihr einziger Nachteil ist, dass sich mit ihnen die Luftfeuchtigkeit nicht auf die Schnelle erhöhen lässt. Das liegt daran, dass diese beiden Geräte Verdunster sind, die nicht aktiv durch Erhitzen oder Zerstäuben die Luft befeuchten.

Tabelle mit Übersicht
Legende: Gesamturteil «gut» SRF

Auch der dritte Verdunster im Test, Boneco Air Washer 2055, ist ein unproblematisches Gerät und landet auf dem 5. Platz. Nicht getestet haben die Prüfinstitute, wie gut die Luftwäscher von Venta und Boneco die Luft reinigen können. Die gleiche Note wie der teure Boneco-Luftwäscher (Fr. 399.90) erreichen auch zwei günstige Geräte, Rotel U74.51 (Fr. 64.60) und Trisa Humid Air (Fr. 79.–). Hätten sie eine eingebaute Abschaltfunktion, wären ihre Noten noch besser.

Tabelle mit Übersicht
Legende: Gesamturteil «genügend» SRF

Wie die weiteren Verdampfer im Test besteht bei ihnen das Risiko, dass sich das Wohnzimmer in eine Sauna verwandelt. Sie geben Dampf an die Luft ab, bis der Wassertank leer ist. Mit einem einstellbaren Hygrometer könnten die Hersteller das Problem elegant lösen.

Verdunster, Vernebler, Verdampfer

Luftbefeuchter lassen sich von ihrer Bauart in drei Klassen unterteilen, die alle ihre Stärken und Schwächen haben.

  • Beim Verdunster wird über eine grosse Oberfläche möglichst viel Feuchtigkeit an die Luft abgegeben. Nachteil: langsame Befeuchtung.
  • Beim Vernebler wird eine Membrane in ultraschnelle Schwingungen versetzt, was das Wasser als kalten Nebel aufsteigen lässt. Nachteile: kalter Nebel, Keimausstoss.
  • Der Verdampfer funktioniert nach dem Prinzip eines Tauchsieders oder Wasserkochers. Das heisse Wasser wird als Dampf an die Luft abgegeben. Nachteile: Überfeuchtung, Verbrennungsgefahr wegen heissem Dampf (Kleinkinder!).
  • Das Satrap-Gerät im Test ist ein Spezialfall des Verdampfers, ein sogenannter Flächenelektroden-Verdampfer. Im Gerät wird das Wasser erhitzt, aber nicht wie üblich mit einem Heizelement, sondern mit zwei Metallplatten, die Strom durch das Wasser leiten. Das Wasser steht unter Strom. Nachteile: wie Verdampfer, Gefahr bei Kontakt mit Wasser.

So wurde getetstet

Das Labor PZT hat die Luftbefeuchter im Labor auf technische Aspekte und Handhabung untersucht:

Luft befeuchten

  • Wie gut befeuchtet das Gerät die Luft (g/Stunde)?
  • Wie weit reicht der Wassertank?
  • Wie hoch ist der Stromverbrauch?
  • Sind Abschaltfunktion, Befeuchtungsregler, Wasserstandsanzeige, Kontrollleuchte und Timer vorhanden?
  • Wie hoch ist der Stromverbrauch? Dieser Punkt wurde nur wenig gewichtet, weil die Verdampfer nicht nur befeuchten, sondern auch heizen.

Sicherheit/Betrieb

  • Kann die austretende Feuchtigkeit gefährlich heiss sein, insbesondere für Kinder?
  • Wie laut ist der Luftbefeuchter im Betrieb?
  • Schaltet der Befeuchter ab, wenn der Wassertank leer ist?
  • Zeigt eine Leuchte an, wenn das Gerät in Betrieb ist?

Verkeimung (Untersuchung durch Jade-Universität)

  • Wie viele Keime (Bakterien, Schimmelpilzsporen) sind in der Austrittsluft? (Gewichtung 80%)
  • Wie viele Keime lassen sich an den feuchten inneren Oberflächen messen? (10%)
  • Wie viele Keime sind im Wasser? (10%)

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