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Borreliose - Krankheit mit vielen Gesichtern
Aus Puls vom 04.05.2015.
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Zeckenstich mit Folgen Borreliose – Krankheit mit verschiedenen Gesichtern

Es gibt keinen sicheren Schutz vor Borreliose. 9000 Menschen erkranken jedes Jahr in der Schweiz nach einem Zeckenstich an der heimtückischen Krankheit. Die Symptome sind so unterschiedlich, dass sie nur schwer zu erkennen ist.

Die Borreliose verläuft meist in drei Stadien:

  • Im ersten Stadium kann innerhalb von Tagen bis ungefähr drei Wochen eine sogenannte Wanderröte entstehen – eine Rötung um die Einstichstelle, die sich langsam über Tage bis Wochen ausdehnt. Ebenfalls in dieser ersten Phase können grippeähnliche Symptome auftreten. In beiden Fällen sollte man einen Arzt aufsuchen und sich mit Antibiotika behandeln lassen, obwohl die Erkrankung oft auch spontan abheilt.
  • Dasselbe gilt für Stadium 2: Dieses kann Wochen bis Monate nach dem Stich eintreten. Die Erreger sind ins Blut gelangt und greifen vorwiegend Gelenke und das Nervensystem an. Sogar im Hirn können sie sich festsetzen. Auch dieses Stadium kann meist mit Antibiotikatherapien über vier bis sechs Wochen geheilt werden.
  • In Stadium 3 können die entstandenen Schäden so fortgeschritten sein, dass sie sich auch mit Antibiotika nicht mehr rückgängig machen lassen.
Stark ausgeprägt Wanderröte.
Legende: Eine stark ausgeprägte Wanderröte. imago

Unspezifischer Verlauf, unspezifische Symptome

Das grosse Problem bei der Borreliose ist deren Vielfältigkeit: Bei nur einem Drittel der Infizierten tritt die Wanderröte auf. Auch andere Symptome sind nicht zwingend. Die erwähnten Stadien können sich überlappen oder unbemerkt vorübergehen. Auch Bluttests erlauben oft keine definitive Diagnose. Sie können eine aktive Erkrankung, die behandelt werden sollte, nur schlecht von einer früher erlittenen Infektion unterscheiden. Ausserdem sind Antikörper erst nach vier bis sechs Wochen nachweisbar.

Auch wer infiziert ist, wird noch lange nicht krank: Je nach Untersuchung erkranken zwischen zwei und zehn Prozent der Infizierten. Und bei den meisten von ihnen verschwinden die Symptome auch ohne Behandlung wieder.

Rund ein Drittel aller Zecken trägt Borrelien in sich, wobei das je nach Region zwischen fünf und über fünfzig Prozent sein können. Allerdings gibt es für Borreliose – im Gegensatz zu Hirnhautentzündung FSME – keine Gefahrenkarte nach Regionen, weil das Vorkommen nicht flächendeckend untersucht ist und sich auch je nach Witterung ändert.

Bei so vielen Unsicherheiten ist die Gefahr gross, dass Borrelien-Infektionen übersehen werden. Da die Symptome so unterschiedlich ausfallen, besteht aber auch die Gefahr, dass bei unspezifischen oder psychosomatischen Symptomen die Borreliose als Verlegenheitsdiagnose herangezogen wird.

Was tun bei einem Stich?

Bis die Zecke die Borrelien überträgt, muss sie sich einige Stunden festgesaugt haben. Darum: je schneller die Zecke entfernt wird, desto kleiner das Risiko einer Übertragung. Die Zecke sollte man auf keinen Fall mit irgendwelchen Mitteln behandeln, sondern gerade und mit gleichmässigem Zug herausziehen. Bleibt der Kopf stecken, ist die Infektionsgefahr trotzdem gebannt, da die Erreger aus dem Magen kommen.

Danach kann man nur beobachten: Entsteht eine Wanderrötung, kommt es zu grippeähnlichen Symptomen oder Gelenkschmerzen innerhalb der ersten Wochen? Wenn ja, sollte man sofort zum Arzt.

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