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Biathlon Böses Blut in Hochfilzen: «Der kalte Krieg, Herr Fourcade?»

Nach der ersten Biathlon-WM-Entscheidung in der Mixed-Staffel gehen die Emotionen hoch. Martin Fourcade verlässt die Siegerehrung aus Protest.

Es begann mit einem Instagram-Kommentar von Martin Fourcade vor einer Woche. Der Franzose hinterliess eine höhnische Bemerkung unter einem Foto von Ex-Dopingsünder Alexander Loginow. «Vergesst nicht, dass eine seiner wichtigsten Trophäen eine zweijährige Sperre wegen EPO-Missbrauchs war», schrieb Fourcade mitten unter die Geburtstags-Wünsche der Loginow-Supporter.

Zwar hat der Russe seine Strafe verbüsst und ist ganz offiziell wieder startberechtigt. Trotzdem stösst es vor dem Hintergrund der aktuellen Untersuchungen gegen den russischen Biathlon-Verband vielen sauer auf, dass ausgerechnet an der WM ein ehemals gedopter Athlet sein Comeback auf höchster Ebene gibt. Fourcade ist der einzige Athlet, der sich traut, die sonst hinter vorgehaltener Hand geflüsterte Kritik laut auszusprechen.

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Loginow und Fourcade kommen sich nahe
Aus Sport-Clip vom 09.02.2017.
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Fourcade vs. Loginow

Fourcade hat seinen Kommentar längst gelöscht. Trotzdem waren beim WM-Auftakt die Spannungen deutlich zu spüren. Beim Wechsel von Loginow auf Anton Schipulin suchte der ebenfalls startende Fourcade die Nähe des bremsenden Loginows. Fuhr er ihm sogar über den Ski? Loginow stürzte. Ob aus Erschöpfung oder wegen einer Behinderung ist nicht klar zu erkennen. Ein klares Foul war es nicht, umso mehr als Loginow schon seinen Teamkollegen Schipulin ins Rennen geschickt hatte.

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Fourcade schlägt Schipulin hauchdünn
Aus Sport-Clip vom 09.02.2017.
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Fourcade vs. Schipulin

Auf der letzten Ablösung lieferten sich Fourcade und Schipulin dann ein Psycho-Duell. Ein stetes Taktieren, das die beiden vielleicht sogar den Sieg kostete. Denn vorne büsste Deutschlands Simon Schempp erstaunlich viel Zeit ein. Schliesslich spurtete Fourcade seinen Widersacher im Kampf um Rang zwei nieder. Dabei schnitt er Schipulin vor der Zielgeraden den Weg ab. Diese Aktion war zwar hart, aber korrekt. Wer vorne ist, darf die Spur wählen. Punkt.

Der verwehrte Handshake und übereifrige Journalisten

Trotzdem war der Ärger beim drittplatzierten russischen Team so gross, dass es Fourcade den Handshake bei der Siegerehrung verweigerte. Das wiederum liess sich der stolze Mann aus Céret nicht bieten. Unter ironischem Applaus verliess der 10-fache Weltmeister die Siegerehrung, kehrte dann aber für die Nationalhymne zurück.

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Der Eklat an der Medaillenzeremonie
Aus Sport-Clip vom 09.02.2017.
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An der folgenden Medienkonferenz war die Luft dann zum Schneiden dick. Schipulin auf russisch, Fourcade auf englisch, machten ihrem Frust beide Luft. Ein Journalist stellte die Frage, ob das jetzt der Kalte Krieg zwischen Fourcade und Russland sei, worauf dieser glücklicherweise schmunzelnd verneinte. Trotzdem: Fortsetzung folgt. Spätestens im Sprint der Männer am Samstag.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 9.2.17, 14:35 Uhr

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